Kapitel 1

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| Ariana |

Ich stoße die angestaute Luft aus und lehne mich zusammen mit dem Cupcake in meiner Hand im Stuhl zurück. Ich befinde mich gerade in der Cafeteria und beobachte Edon, der einpaar Tische weiter bei seinen Freunden sitzt. Sie sind allesamt Lacrosse Spieler und werden demnach nicht nur von mir, sondern auch von vielen anderen Seiten aus bewundert.

Ihr müsst wissen, an unserer Schule ist Lacrosse die Sportart. Keiner verpasst ein Spiel, auch ich nicht, aber das liegt vielmehr daran, dass Edon der Capitan des Teams ist und ich somit quasi dazu gezwungen bin, bei den Spielen aufzutauchen.

Erneut entflieht meinem Mund ein Seufzer. Sogar von weitem sieht er unglaublich gut aus. Seine Haare sitzen mal wieder perfekt, genauso wie seine Klamotten, die aus einem schwarzen Kapuzenpulli und aus einer dunklen Hose bestehen. Seine braunen Augen, die mal heller, mal dunkler sind, funkeln bis hierhin und liefern sich einen Kampf mit seinen strahlend weißen Zähnen, die genau in diesem Moment zum Vorschein kommen.

Gott, wenn er lacht sieht er aus wie ein Engel.

»Du bist echt ein Hoffnungsloser Fall«, ertönt es dicht neben mir. Erschrocken schießt mein Kopf zur Seite und ich bemerke erst jetzt Malia, die sich zu mir gesetzt hat.

Darf ich vorstellen: Malia Spears, meine beste Freundin. Was -, wenn man davon ausgeht, dass ich sonst keine anderen Freunde besitze, so gut wie selbstverständlich ist. Nicht das ich total unbeliebt wäre oder so, denn das bin ich nicht. Ich denke ich bin einfach nur zurückhaltend.

»Ist es denn so auffällig?«, seufze ich, während ich meinen Cupcake beiseite schiebe und zu Malia sehe, die sich offensichtlich ein Lachen verkneift.

Sie nickt und mustert mich weiterhin belustigt. »Man kann es garnicht mehr auffällig nennen, da wahrscheinlich jedem aufgefallen ist, dass du unsterblich in ihn verliebt bist.«

»Allen außer ihm...«, murmle ich nur und sehe erneut in seine Richtung. Ich verstehe einfach nicht, wie ihm nicht auffallen kann, dass ich in ihn verschossen bin. Man kann es eigentlich auch nicht mehr verschossen nennen, da es viel mehr als das ist. Ich bin schon seit unserer Kindheit hin und weg von ihm. Ich kann in seiner Nähe keine bedachten Sätze herausbringen, werde nervös und mein Herz scheint mir immerzu aus der Brust springen zu wollen.

Und trotz alldem hat er immer noch nichts von meinen Gefühlen mitbekommen. Okay, ich habe ihm konkret noch nie etwas dazu gesagt, doch reicht es denn nicht, wie mein Körper und Verstand auf ihn reagiert?

»Du solltest wirklich damit aufhören.«, ertönt Malia's Stimme erneut und diesmal kann ich sogar Mitleid in ihr heraushören. Zögernd richte ich mich auf und wende mich schweren Herzens zurück an sie.

»Glaubst du denn, ich will das Ganze? Ich kann einfach nicht aufhören. Egal wie oft ich es auch versuche, es ist hoffnungslos.«, stoße ich durch zusammengepressten Zähnen hervor.

Ich weiß genau, dass mir das Ganze nicht guttut. Denn mein Herz wird immerzu gebrochen. Immer dann, wenn ich Edon mit einem anderen Mädchen flirten sehe, oder wenn ich höre, wie er über seine neuen Bekanntschaften spricht.

Es ist schlimm mit anzusehen, wie er sich mit anderen Mädchen vergnügt. Sogar der Gedanke daran ist unerträglich. Doch ich habe nicht einmal das Recht, etwas dazu zu sagen oder geschweige denn zu denken. Denn ich bin nichts weiter, als seine gute Freundin. Die kleine Schwester seines besten Freundes und somit auch sowas wie seine kleine Schwester.

Meine Schultern sacken enttäuscht zusammen.

Irgendwann... Vielleicht wird er irgendwann einsehen, dass ich seine große Liebe bin. Das wir beide zusammen gehören. Und dann würde ich es bereuen, wenn ich so früh aufgegeben hätte.

Ich... ich schaffe das schon.

Überzeugt hebe ich meinen Kopf wieder und begegne sogleich dem Blick aus einpaar mir bekannten braunen Augen. Sofort fängt mein Herz an schneller zu schlagen und ein intensives Glücksgefühl durchströmt mich.

So ist es immer, wenn er mich ansieht.

Denn Edon sieht mich nicht nur an, nein, er lächelt mir zu. Und sobald mein Gehirn dies so richtig realisiert, scheint meine Laune wie eine Rakete in die Höhe zu schießen. Ein überglückliches Lächeln schleicht sich auch auf meine Lippen und ich kann noch nicht einmal etwas dagegen tun.

»Ich denke, du brauchst einfach nur ein bisschen Zeit«, höre ich Malia neben mir sagen, doch ich denke noch nicht einmal daran, nun zu ihr zu sehen. Deshalb nicke ich nur, obwohl ich genau weiß, dass mir noch nicht einmal Zeit helfen kann.

Denn es ist hoffnungslos.

»Verdammt, hör endlich auf da die ganze Zeit hinzustarren!«, knurrt Malia, was mich erschrocken aus meiner Starre reißt. Mit großen Augen blicke ich zu meiner besten Freundin, die zufrieden nickt.

Ich seufze. »Mach ich doch garnicht« Kurz schiele ich noch einmal zu ihm zurück, doch ein dumpfes Geräusch reißt mich erneut aus meiner Starre. »Ariana, hör verdammt nochmal-«

»Schon gut!«, rufe ich schnell und drehe mich ganz zu Malia, um ihr gleich danach ein unschuldiges Lächeln zu schenken, dass sie nach einigen Sekunden sogar erwidert.

»Halleluja«, stößt sie erleichtert hervor, ehe sie weiter isst.

Sie ist sichtlich genervt von meiner Besessenheit. Und ich kann es ihr nicht einmal verdenken. Denn sie muss sich meine Schwärmereien, meinen Liebeskummer und mein Gemecker immer wieder aufs neue anhören und ertragen.

»Ich... ich glaube, ich werde versuchen mich eine Zeit lang von ihm fernzuhalten. Vielleicht wird er dann ja bemerken, dass ich ihm etwas bedeute und wenn nicht, dann... - dann werde ich ja vielleicht über ihn hinwegkommen...«, spreche ich meinen Gedanken laut aus und glaubt mir, die Worte brennen unmenschlich in meinen Ohren.

Überrascht sieht Malia zu mir. Sie scheint nicht damit gerechnet zu haben, dass ich ihren Rat befolge, denn ihre Augen weiten sich merklich. Doch ehe sie überhaupt etwas darauf erwidern kann, ertönt der Gong zur nächsten Stunde.

Seufzend blicke ich auf meinen halbgegessenen Cupcake hinunter. Dich habe ich ja voll vergessen. Ich schnappe ihn und lasse ihn in meiner Tasche verschwinden.

Er kann ja nichts dafür.

Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick in Edon's Richtung erhebe auch ich mich vom Stuhl und folge Malia, die aus der Cafeteria läuft. Nun heißt es ab in die nächste Unterrichtsstunde. Ein Glück, dass ich diese nicht zusammen mit Edon habe.

Denn sonst hätte ich wirklich nicht gewusst, wie ich das mit dem distanzieren hätte durchziehen sollen.

A/N:

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