Kapitel 42

111K 4K 789
                                    



Ariana

To Build a Home -
the Cinematic Orchestra

Ich hätte niemals gedacht, dass einmal sagen zu können, doch ich habe Angst davor, nach Hause zu gehen. Ich habe Angst, dass Dad noch da sein könnte, - was ich jedoch bezweifle - und ich habe noch viel mehr Angst davor, Mace nun unter die Augen treten zu müssen. Denn ich glaube ich würde zusammenbrechen und das darf niemals passieren. Die letzten Monate lang war Mace derjenige, der stark sein musste, da es sonst niemand war, und nun bin ich an der Reihe, Mace diese Last von den Schultern zu nehmen und auch etwas zu seinem Glück beizutragen.

Aber es macht mir Angst. Und ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann.

»Ariana?«

Mein Kopf schnellt zur Richtung, aus der die Stimme kam und ich traue meinen Augen nicht, als ich Edon erblicke, der mit langsamen Schritten auf mich zukommt.

Erschrocken wische ich mir über die feuchten Wangen, nur um gleich darauf durch meine Haare zu fahren, die sicherlich aussehen, als hätten sie einen Tornado überstanden. Oder wohl eher nicht überstanden.

Schniefend sehe ich zurück zu Edon und atme tief durch, ehe ich zu sprechen beginne. »Was... was machst du denn hier?«

Edon lässt sich mit einem gewissen Platz neben mir auf die Bank nieder und lugt dann vorsichtig zu mir rüber. »Ich wollte bei dir sein. Erst, weil ich mit dir reden wollte, doch nach der Sache, die passiert ist... - und von der du wie es aussieht schon Bescheid weißt« Er deutet auf mein verheultes Gesicht, »wollte ich bei dir sein, um... um dir ein guter Freund sein zu können.«

Neue Tränen steigen auf. Nicht nur wegen seinen Worten, sondern einfach nur wegen der Tatsache, dass ich ihn unfassbar vermisst habe und das er mir allein mit seiner Präsens so verdammt viel Schmerz abnimmt.

Und er weiß es nicht einmal.

Ich räuspere mich heiser. »Ich... ich meine, wie hast du mich gefunden? Woher wusstest du, dass ich hier sein würde?«

Edon sieht sich in der Umgebung um, was ich ihm nachtue. »Ich wusste irgendwie, dass du hier sein würdest. Das erste mal an dem ich dich an diesem Ort sitzen gesehen habe, war, als du einen großen Streit mit Mace hattest und das letzte mal war, als... als deine Mutter ins Koma gefallen ist...«

Ich lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Ich hätte um ehrlich zu sein nicht gedacht, dass Edon sich überhaupt noch an diesen Ort erinnern kann. Das hier ist sowas wie mein ganz persönlicher Rückzugsort. Es war schon immer ein ganz besonderer Platz gewesen. Früher stand hier nämlich ein Spielplatz, doch er wurde abgerissen, um etwas Neues bauen zu können. Das hat dann jedoch doch nicht geklappt, und so kommt es, dass es hier verlassen und leer ist. Das einzige, was nicht zerstört wurde, ist diese eine Bank, auf der wir gerade sitzen.

Ich seufze schwer. »Du hast es schon mitbekommen, oder?«

Ich spüre Edon's Blick auf mir, traue mich aber nicht, die Augen zu öffnen, weswegen ich ganz auf unberührt tue und weiterhin in meiner Position verharre.

Edon atmet tief aus. »Ja... ja, dass habe ich.«

Ich nicke und presse die Lippen zusammen.

Na toll.

Nicht das es reicht, dass unsere Familie verkorkst ist, müssen es auch noch andere Menschen wissen, wie zum Beispiel Edon. Und nun ist er eine weitere Person, die Mitleid mit uns hat.

Ausgerechnet der Typ, den ich liebe.

»Ich würde dich gerne in den Arm nehmen.«, höre ich seine Stimme plötzlich erneut und ihr könnt euch garnicht vorstellen, wie sehr seine Worte in meinem Herz wehtun. Denn ich würde am liebsten, dass er mich für immer in seine Arme schließt und ich einfach so bleiben kann, bis ich sterbe. Und dieser Tod kann sich dann meinetwegen unendlich viel Zeit lassen.

Casanova ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt