Kapitel 6

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| Ariana |

Frustriert wälze ich mich in meinem Bett herum und versuche dabei nicht die Beherrschung zu verlieren, doch das ist schwerer als gedacht, denn ich habe meinen Körper seit langem nicht mehr unter Kontrolle.

Die ganze Zeit über höre ich laute Stimmen, Jubelrufe und viel Gefluche aus dem Zimmer meines Bruders. Und egal wie oft ich nun schon versucht habe dies zu ignorieren, es funktioniert einfach nicht.

Nach langem hin und her gebe ich ihnen noch eine letzte Chance und schließe langsam meine Augen. Und gerade als ich denke, dass sie tatsächlich still bleiben, ertönt auch schon erneut Gebrülle.

»Edon du Bastard!«, höre ich die wutverzerrte Stimme meines Bruders rufen.

Ein genervtes Seufzen verlässt meinen Mund und ich muss mich zusammenreißen, um nicht aufzuspringen und meine Wand einzuschlagen, was ich sowieso nicht schaffen würde. Das kann doch nicht sein verdammter ernst sein? Ich versuche hier schon seit längerer Zeit zu schlafen, aber diese Idioten geben mir noch nicht einmal die Chance dazu.

»Du Penner!«

Okay, dass wars.

Mit einem Satz möchte ich von der Matratze springen, bleibe aber an meiner Bettdecke hängen und stürze Sekunden später direkt neben meinem Bett auf den kalten und nicht gerade weichen Boden. Während ich mich also stöhnend aufrichte, versuche ich mühsam die Decke von meinen Füßen zu strampeln und suche dabei eine Möglichkeit, wie ich Edon und Mace am besten Umbringen kann.

Lufthechelnd komme ich auf meinen Beinen zu stehen und steuere auf der Tür zu. Schnell greife ich nach der Türklinke, um gleich darauf aus meinem Zimmer zu marschieren. Meine Beine bewegen sich wie von alleine auf das Zimmer meines Bruders zu und während ich mich auf dem Weg mache, ertönen noch einige Beleidigungen, die meine Laune nur noch tiefer in den Keller ziehen, - wenn dies überhaupt noch möglich ist.

Gerade als ich in den Flur biege und vor der Tür meines Bruders innehalte, um diese zu öffnen, kommt mir jemanden zuvor. Ich realisiere erst Sekunden später, dass ich vor der Tür stehe und möchte schnell wegspringen, doch - wer hätte es gedacht -, es ist bereits zu spät.

Denn die Tür kommt auf mich zu und prallt mit voller Wucht gegen meine Stirn. Fluchend taumle ich einige Schritte zurück und verziehe mein Gesicht vor schmerzen. Mein Kopf dröhnt unmenschlich und ich kann sie Stimmen im Hintergrund nur halb wahrnehmen.

Alles scheint sich zu drehen und aus irgendeinem Grund verlässt mich die Wut, die kurz zuvor noch meinen ganzen Körper in ihren Fängen hatte, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich mich nur noch auf meinen pochenden Kopf konzentrieren kann.

»Scheiße Ariana!«, nehme ich Edon's gedämpfte Stimme wahr, doch mein Kopf dröhnt viel zu sehr, als das ich überhaupt aufsehen könnte. Gerade als meine Füße nachgeben und ich drohe umzukippen, schließen sich zwei starke Arme um mich.

Ich weiß nicht genau wer es ist, doch spätestens dann als mir ungeheuer warm wird, realisiere ich, dass es Edon ist, der mich aufrecht hält. Ich hechle nach Luft und mein Herzschlag verdoppelt sich. Erneut scheinen meine Schmerzen wie vergessen, doch als die Stimme meines Bruders ertönt, kommen sie mit einem Schlag zurück.

»Fuck Edon, ist sie Tod?«

Ein frustriertes Stöhnen ertönt, dass ich sofort Edon zuordnen kann. »Nein du Spacko. Ich hab die Tür gegen sie geschlagen.«

»Dein ernst? Ist sie mindestens bewusstlos?«

Hätte ich in diesem Moment nicht diese ungeheuerlichen Schmerzen, hätte ich Mace wahrscheinlich schon längst eine verpasst. Er ist verdammt nochmal der unfürsorglichste Bruder dem ich je begegnet bin!

»Sei einfach leise und hilf mir sie in ihr Zimmer zu tragen!«, zischt Edon und hebt mich plötzlich im Brautstyle hoch. Mein Herz stolpert in meiner Brust und die Schmerzen scheinen wie von Geisterhand schwächer zu werden.

»Lass sie doch, es ist ihre Schuld. Warum muss sie denn auch vor der Tür stehen...«, grummelt Mace und ich kann nichts gegen meinen Kopf tun, der mit einem Satz in die Höhe schnellt. Beinahe wäre ich mit Edon's Kinn zusammengestoßen, doch er zieht seinen Kopf im richtigen Moment zur Seite, was mich erleichtert ausatmen lässt.

»Mace du bist so ein... so ein..«, fange ich an, doch ich finde einfach nicht das richtige Wort für ihn. Er ist einfach unbeschreiblich. Im negativen Sinne, - versteht sich. Er ist nicht nur selbstsüchtig, sondern auch noch durch und durch dumm. »Verdammt!«

»So ein..?« Amüsiert hebt er eine Augenbraue und sieht mich dabei mit einem siegessicheren Grinsen an, dass mich in den Wahnsinn treibt. Sofort beiße mir auf die Zunge, um nicht auszuflippen.

Er ist diese Wut nicht wert, Ariana.

Ganz ruhig bleiben.

Ich wiederhole diese Sätze immer wieder in Gedanken, doch zu helfen scheinen sie nicht wirklich. Es ist einfach unglaublich, wie wütend mich Mace immer wieder machen kann.

»So ein Schwein.«, beende ich meinen Satz dann doch, da ich nicht anders kann. Erschöpft lasse ich mich wieder zurückfallen und bin mehr als nur glücklich darüber, dass Edon mich immer noch in seinen Armen hält.

Als wir nach einigen Sekunden des Schweigens in meinem Zimmer ankommen, legt Edon mich langsam in mein Bett, was mich leise seufzen lässt. Er ist so unglaublich süß, wie sanft er mit mir umgeht und wie fürsorglich er ist.

»Tut mir leid.«

Verwirrt sehe ich in seine dunklen Augen.

Er schmunzelt. »Wegen der Tür.«

Es dauert einen Moment, bis mein Gehirn seine Worte so richtig realisiert, doch sobald dies der Fall ist, bemerke ich erst wieder die leichten Kopfschmerzen. Doch wenn ich ehrlich sein soll finde ich es garnicht so schlimm, dass er mir die Tür gegen den Kopf geschlagen hat.

Ich war ihm nämlich lange nicht mehr so nah.

»K-kein Problem...«, murmle ich benommen.

Er lächelt und mein Herz scheint wie auf Kommando dahinzuschmelzen.

Doch als einen Moment später ein beleidigtes Schnauben ertönt, sehen Edon und ich überrascht zu Mace, der dem ganzen Szenario abwertend zugesehen hat. »Zu mir bist du nie so nett.«

Augenblicklich laufe ich hochrot an. Am liebsten würde ich aus meinem Bett springen und ihm eine Bombe ins Gesicht jagen, doch das würde nur zeigen, wie sehr mich seine Worte aufbrausen. Ich schlucke die aufkeimende Wut runter und sehe Mace falsch lächelnd an. »Weil du es auch nicht verdienst.«

»Ach und er tut das?« Mace deutet auf Edon, der uns beide grinsend ansieht. Erneut fangen meine Wangen an zu brennen, was ich versuche zu überspielen.

»Das reicht jetzt Mace.«, kommt es überraschenderweise von Edon. Innerlich danke ich ihm, da Mace tatsächlich aufsteht und tonlos aus meinem Zimmer spaziert. Edon tut es ihm nach, doch hält kurz vor meiner Tür inne. Er sieht ein letztes Mal zu mir zurück und zwinkert mir grinsend zu, was verdammt attraktiv ist.

»Schlaf gut, Ari.«

Wie in Trance sehe ich ihm dabei zu, wie auch er mein Zimmer verlässt.

Verdammt, dass war nicht so geplant.

A/N:

Guten Abend meine Freunde💓

Wer ist noch alles dabei und wie hat euch das Kapitel gefallen?

Bald fängt es an richtig abzugehen, worauf ich mich schon derbe freue, hehe.

xoxo

Casanova ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt