-- Geschichte aufbauen

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Sagen wir, wir wissen, dass wir eine Werwolfgeschichte schreiben wollen und sagen wir auch, dass diese Werwolfgeschichte einem Klischee entsprechen soll, einfach weil es uns gefällt, aber mit den logischen Dingen haben wir uns noch nicht befasst.

Dann fangen wir einmal an. Zuerst müssen wir uns einige Fragen stellen um ein paar Randnotizen festhalten zu können:

Wie viele Werwölfe soll es in der Geschichte geben?

Haben die Protagonisten viele Freunde?

Wer sind die Protas?

Wo wohnen sie (Großstadt, Dorf, nähe zum Wald, ...)?

Gibt es jemanden der die Werwölfe hasst? (Vampires of course)

Wie viele Charaktere hassen die Wölfe?

Sind die Hasser, oder die Wölfe stärker?

Nachdem wir alle Fragen beantwortet haben, wissen wir dass unser Rudel 5 Wölfe umfasst, dass es 10 Vampire in der Großstadt gibt, dass unsere Protas ein paar enge Freunde haben und dass ein Wolf so stark ist wie eineinhalb Vampire. Unsere Prota ist ein Wolf und unser Prot ist der nette Junge vom Land, der keine Ahnung hat, dass Werwölfe existieren. Außerdem ist die Großstadt von einem unter Naturschutz stehenden Wald umgeben.

Und jetzt machen wir ein Gedankenexperiment: Was wird am wahrscheinlichsten während der Geschichte passieren? Dieser Schritt ist ganz wichtig.

Wir haben 10 Vampire und 5 Wölfe die in etwa so stark sind wie 7,5 Vampire, also das Verhältnis ist nicht ganz ausgeglichen.

Prot hat keine Ahnung vom Stadtleben.

Sie leben in einer Großstadt, wo es (wenn die Kriminalitätsrate auch noch dementsprechend ist) wahrscheinlich alltäglich ist, dass jemand umgebracht wird.

Die Wölfe habenwahrscheinlich einen Platz im Wald wohin sie sich zurückziehen können.

Alleine ausgehend von diesen Fakten, weiß ich, dass die Geschichte mittelmäßig blutig werden wird, dass Prot des öfteren in ein Fettnäpfchen treten wird, dass die Vampire die Nacht und manchen Überfall ausnutzen um ein wenig Blut zu trinken und dass wahrscheinlich regelmäßige Treffen im Wald abgehalten werden.

Grundsätzlich, wenn ihr euch überlegt was anhand der Fakten passieren kann, könnt ihr etwas nie überdramatisch / an den Haaren herbeigezogen gestalten. Ihr müsst nur überlegen was im echten Leben passieren würde (und bitte nicht Reality TV, sondern das ECHTE LEBEN, falls ihr nicht wisst was das ist, solltet ihr vielleicht einmal vom Handy aufsehen und die Leute beobachten die euch umgeben, oder aus Fenstern sehen! ;) ) Und was Wesen wie Werwölfe betrifft, da müsst ihr eben zuerst überlegen wie die Jungs und Mädels im echten Leben funktionieren würden.

Eine Geschichte hat im Kopf vom Autor ja einen ungefähren Verlauf. Was passiert wenn man (so wie ich öfters) nur die Fakten spielen lässt und dem Lauf der Geschichte folgt, kann ich anhand von einer kurzen Geschichte zur Entstehung von 'Ein Horn zum Verlieben' erklären.
Autor-chan (aka ich) dachte sich es wäre toll eine Boy x Boy Geschichte zu schreiben, zwischen einem Einhornboy und einem Yakuzaboy. Einhornboy wird von einer Organisation gejagt. Was Autor-chan sich allerdings nicht überlegt / beachtet hat, sind kleine Fakten, wie z.B. warum die Organisation Einhornboy will, oder was die Yakuza machen, dass Einhornboy und Yakuzaboy anfangen füreinander da zu sein.
Es sollte nur eine niedliche Geschichte über die Liebe zwischen zwei Jungs werden, ohne Blut, ohne andere Grausamkeiten.
Tja... Autor-chan hat die Fakten falsch gelesen und vergessen, dass die Yakuza sowie die Organisation beide Blutrünstige Monster sind, und heraus kam: Eine Einhorngeschichte die Autor-chan als Erwachseneninhalt listen musste.

Wie ihr seht ist es wichtig auf die Fakten zu schauen und sich zu überlegen was aus der Geschichte werden kann. In meinem Fall habe ich zu wenig nachgedacht und heraus kam - schwupp die wupp - eine Geschichte die für Leute unter 15 Jahren nicht mehr geeignet war.

Wichtig ist auch, dass ihr ein gutes Wechselspiel zwischen Friede, Freude, Eierkuchen und Battle Royale macht. Wenn in der Geschichte viel Drama passiert, aber immer wieder einmal Glück dazwischen zu finden ist, wird niemand meckern, aber wenn ihr einfach z.B. 50 Kapitel habt in denen alles perfekt ist und dann 50 Kapitel draufklatscht in denen alles den Bach runtergeht und sich ein Drama an das andere reiht, wird es manchen Leser nur noch ankotzen.

Kurz gesagt:

1. Sich über die Gegebenheiten der Geschichte im Klaren sein
2. Genau überlegen wie man die Dramen aufteilt
3. Spaß daran haben, dass die Geschichte entsteht.
4. Wenn die Fakten falsch interpretiert wurden: tja, macht auch nichts

Grundsätzlich kann ohnehin nichts Schlimmes passieren, wenn ihr die richtige Umgebung auswählt.

Eine Geschichte über zwei Jungs an einer Schule, von denen beide keine kriminellen Dinge drehen, keiner irgendeinen Fetisch hat UND beide mental fit sind, kann beispielsweise nur von den folgenden Dingen handeln: Akzeptanz, schlechtes Elternhaus, gutes Elternhaus, Liebeskummer und DIE Liebe oder Schulstress.
Wenn ihr keine Faktoren wie z.B. gewalttätigen Vater einbaut, ist die Geschichte zu 100% Jugendfreundlich.

Wenn ihr hingegen eine Vampirstory schreibt ist schon von Anfang an, ohne dass ihr überhaupt noch einen weiteren Gedanken daran setzt, die Geschichte automatisch Blut-belastet (heißt aber nicht, dass sie nicht trotzdem Jugendfreundlich sein kann, denn wenn das Blut nur nebenbei erwähnt wird, ist das durchaus möglich).

Was ich euch mit diesem Kapitel eigentlich sagen will ist, dass eine Geschichte manchmal sich selbst erzählt, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind.

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