Wir nickten. "Wir wollen ja auch nicht mehr raus!" antwortete Andre Tara mit einem Grinsen im Gesicht. Sie musterte uns und ging weiter. Nach einer Weile waren wir an einem kleinen Podest angekommen. Tara sprang mit einem Mal auf das Podest und betätigte eine Glocke. Sie schellte laut. So laut das ich mir meine Ohren zu halten musste. "So jetzt warten wir eine Weile!" sagte sie und setzte sich hin. Andre und ich guckten sie verwirrt an. "Was war das?" fragte er. Sie lachte. Bei dem Anblick hätte ich fast kotzen können. "Ach süßer, das wirst du gleich sehen!" Süßer? Hatte sie ihn wirklich Süßer genannt! Okay Tara war wirklich abartiger, als ich dachte. Nach ungefähr zehn Minuten verließ mich meine Geduld. "Tara sag uns jetzt verdammt nochmal, warum wir hier warten!" Sie stand langsam auf und kam auf mich zu. "Emilia, sprich nie, nie wieder so mit mir! Hast du das verstanden?" Ich fühlte mich noch nie so klein, wie in diesem Augenblick. Vorsichtig nickte ich und gab ihr so zum Verständnis, das sie die Chefin war und ich das verstanden hatte. "Warum hast du uns gerufen?" rief jemand hinter uns. Ich drehte mich um. Vor uns stand eine große Menschenmenge, die alle irgendwie gleich aus sahen. Tara schubste mich weg und lächelte. "Wir haben Zuwachs bekommen!" Die Menschen aus dem Dorf schrien und jubelten. Alle redeten wild durcheinander, bis Tara plötzlich die Glocke zum zweiten Mal betätigte. Es war Stille. Keiner redete, johlte oder sprach auch nur ein Wort aus. Dann räusperte sie sich. "Also, das sind Emilia und Andre. Sie-" Sie schaute uns ernst an. "Ach wollt ihr lieber weiter erzählen?" Andre ging etwas weiter nach vorne und versuchte alles zu erklären. "Also wir haben uns verlaufen. Da wir unsere Freunde finden wollten, gingen wir einem Licht nach, das sich als Tara's Haus entpuppte. Sie nahm uns freundlich auf." Während er das Wort 'freundlich' aussprach hätte ich fast kotzen können, weil Tara ihn flirtend ansah. "Doch wir beide, Emilia und ich, wussten von Anfang an das dieses Dorf nicht irgendein langweiliger Ort ist. Wir wussten das es etwas besonderes ist!" Wieder jubelten und klatschten alle begeistert. "Und wir wussten das ihr unsere Freunde entführt habt." Stille. Keiner traute sich etwas zu sagen. "Aber keine Sorge." sprach ich nach einer Weile weiter. "Wir wollen unsere Freunde nicht wieder. Wir wollen mit machen, eurem Club beitreten, von euch lernen und genauso werden wie ihr. Deswegen fragen wir euch hiermit offiziel: Dürfen wir mitmachen?" Als wir mit unserer 'Rede' fertig waren, sagte einen Moment keiner etwas. Selbst Tara war ruhig und schaute uns prüfend an. Andre nahm meine Hand und drückte sie leicht. Ich schaute ihn verzweifelt an. Was wenn sie nein sagen würden? Was wäre dann mit unseren Freunden? "Na schön." sagte plötzlich jemand aus der Menge. "Aber dann müssen sie das Ritual bestehen!" Wieder klatschten und jubelten alle und riefen so etwas wie: "Das ist nur fair!" oder "Wir mussten auch so etwas machen Tara!" Nach dem 'Ausbruch' schellte Tara wieder mit der Glocke. "Ich kann rein gar nichts entscheiden. Das muss der Hüter machen!" Ich schaute sie verwirrt an. "Du bist nicht die Chefin?" Sie schüttelte mit dem Kopf. "Sie können trotzdem schon einmal das Ritual machen." schrie wieder jemand aus dem Dorf zu uns. Tara biss sich auf ihre Lippe und dachte, scheinbar nach. "Na schön. Dann kommt mal mit." Wir schauten uns etwas ängstlich an. Was um alles in der Welt war das Ritual? Schweineköpfe essen? Tiere quälen? Unsere Freunde erschießen? Bei dem letzten Gedanke wurde mir übel. Dem Dorf traute ich so einiges zu. Dann waren wir an einer steilen Schlucht angekommen. Ich schluckte als ich den Abhang sah. Tara drängte sich zu uns durch. "Na könnt ihr euch schon vorstellen was ihr machen müsst?" Sie grinste und hielt uns eine Augenbinde vor. Ich schaute erst zu Andre, dann zu der Schlucht und dann wieder zu Tara. Sie lachte. Das ganze Dorf lachte. Ich spürte wie wütend ich wurde. "Na gut, dann erkläre ich es euch ebend!" In ihrem Gesicht war immer noch dieses Grinsen. Am liebsten hätte ich auf sie eingeschlagen und sie so zum reden gebracht. "Einem von euch werde ich gleich diese Augenbinde umbinden. Damit muss er dann diese Bälle finden." Sie hob einen kleinen, blauen Ball hoch. "Diese sind an der Klippe befestigt. Der andere von euch beiden wird ihn lotsen müssen. Dafür wird er, beziehungsweise sie auf diesen Hochsitz steigen. Aber passt auf: Die Klippe ist ziemlich steil!" Sie grinste. Ich runzelte meine Stirn. "Soll das heißen das einer von uns beiden, ohne sich zu Sichern an den Rand von der Klippen gehen soll? Und was ist wenn man abstürzt?" Wieder dieses Gelächter. "Ja dann habt ihr wohl Pech gehabt!" Ich schaute Andre an. "Das mach ich nicht!" sagte ich leise zu ihm. Er schluckte. "Ich aber! Du musst mich einfach nur gut führen. Dann wird alles gut!" Ich kniff meine Augen zusammen. "Kommt gar nicht in Frage! Wir setzten hier doch nicht unser Leben auf's Spiel!" Er zog mich an sich heran. "Wenn wir das nicht machen, werden sie sterben und das Dorf wird gewinnen!" Er ließ mich los. "Willst du das?" Ich schaute ihn immer noch verzweifelt an. "Ich kann das nicht."
"Ich aber! Emilia ich vertraue dir. Du schaffst das!" Dann küsste er mich. Die Menschenmenge tobte und klatschte. "Habt ihr euch jetzt entschieden?" fragte Tara genervt. Wir nickten beide langsam. "Ich werde suchen, Emilia wird mich lotsen." sagte Andre leise. Tara nickte und führte uns zu dem Hochsitz. "Seid ihr bereit?" Die Menge stand weiter entfernt und war leise und aufmerksam. "Und wie wir bereit sind!" antwortete Andre. Leider war ich mir in der Sache nicht sicher. Aber hatten wir eine andere Wahl?
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Das Dorf des Schweigens
Mystery / ThrillerDie 18 jährige Emilia ist auf Klassenfahrt in einem kleinem Dorf. Aus Langeweile macht sie mit ihren Freunden eine Mutprobe. Sie und ein, bis vor ein paar Stunden noch, fremder Junge müssen in ein verlassenes Gebäude gehen. Dort finden sie Zeitungs...