Das Spiel

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Wir eilten zur Tür, da das Klopfen immer lauter und stärker wurde. Als wir sie öffneten stürmten auch schon Tara, Hilde, Eric und Nisa herein. "Was ist denn los?", fragte ich schockiert. Tara, die völlig außer Atem war, schnaufte wild. "Wollt ihr ein Glas Wasser haben? Oder euch vielleicht hinsetzen?" Andre zeigte auf die freien Stühle. Gleichzeitig schüttelten sie den Kopf. "Dann sagt uns jetzt sofort was mit euch los ist?" Verunsichert starrte ich Andre an, dessen Blick ein wenig wütend wurde. Dann stellte sich Tara endlich aufrecht hin, atmete tief ein, dann wieder aus und fing an zu sprechen: "Der Meistert hat uns geschickt. Es ist soweit." Ihr Mund formte sich zu einem breiten Grinsen. Schockiert schauten Andre und ich uns an. Wollten sie unsere Freunde wirklich schon opfern? Ich schluckte laut. "Ehh, was, was ist soweit?" Sie lachten. Die Bewohner lachten. Abartig. "Schätzchen tu nicht noch dümmer, als du schon bist." Tara kicherte. Ich spürte wie meine Adern sich anspannten und mein ganzer Körper starr wurde. Doch ich musste mich entspannen. Einfach nicht auf Taras Anspielungen reagieren. Ich zwang mir ein Lächeln auf und nickte vorsichtig. "Ach, sie nimmt dich doch nur auf den Arm.", brachte Hilde hervor und prustete laut los. "Kommt mit uns." Zögernd folgten wir den Bewohnern raus. Zu unserer Überraschung führten sie uns auf eine große Lichtung. Auf der Lichtung standen ein paar Bäume und eine große Wand am Ende des Feldes. "Was ist das?", fragte ich Tara. Sie lächelte kurz, wurde dann aber wieder schlagartig ernst. "Das ist eine weitere Tradition unserer Gemeinschaft." Verwirrt schaute ich mich um. Viele Bewohner versammelten sich schon in einem Kreis und tuschelten aufgeregt miteinander. "Es dient als Vorbereitung und ist in drei Phasen aufgeteilt.", berichtete Hilde. Sie schmunzelte uns an. "Alles weitere werdet ihr gleich erfahren." Sie drehte sich weg und ging zu einer großen Menschengruppe. Verwirrt sah Andre zu mir. "Was müssen wir denn machen?", fragte er Tara, die starr auf einer Stelle stand und die Bewohner beobachtete. Nach einer kurzen Stille räusperte sie sich. "Wie gesagt ihr werdet gleich alles erfahren. Aber ich kann euch eins sagen: Der Meister kommt auch, also solltet ihr so gut wie möglich abschneiden." Dann ging sie
Andre und ich schauten uns an. "Vorbereitung? Drei Phasen? Was ist das hier?", fragte ich provisorisch. Er zuckte mit den Schultern. "Sieht ein bisschen gefährlich aus, oder?" Ängstlich sah ich ihn an. Er nahm meine Hand und drückte sie ein wenig. "Emi, alles hier ist gefährlich. Aber du weißt," ich nickte und beendete seinen Satz," wir schaffen das!" Er lächelte und schloss mich in seinem Arm, bis plötzkich ein lautes Geräusch ertönte. Es war das gleiche Geräusch, was sie bei dem Ritual als Startsignal benutzten. Wir drehten uns um und blickten zu Hilde, die auf einem kleinem Podest stand. Sie hatte tatsächlich ein Mikrofon in der Hand. Und schon wieder: Von wegen unmodernes Dorf. Die lügten wirklich alle, wenn sie den Mund auf machten. "Liebe Bewohner, liebe Frischlinge, herzlich Willkommen zu unserer alljährlichen Tradition." Alle applaudierten. "Vor erst werde ich euch, den Frischlingen, erklären was ihr hier machen müsst und tun werdet." Sie räusperte sich kurz, bis sie weiter sprach: "Dies ist eure Vorbereitung, um gut in unsere Gemeinschaft zu passen. Es ist für euch ein kleiner Test, der in drei Teile aufgeteilt ist. Der erste Teil ist das 'Ausschalten'. Dort hinten seht ihr eine lange Wand." Alle, auch Andre und ich, drehten sich um und musterten die Wand. Währenddessen sprach Hilde weiter: "An dieser Wand hängen Waffen. Eure Waffen. Damit werdet ihr die Jäger ausschalten. Ja und keine Sorge, in den Waffen sind nur Betäubungspfeile." Nur? Betäubungspfeile benutzte man doch eigentlich nur für Tiere. Oder irrte ich mich da? "Die Jäger," sie zeigte auf eine Gruppe, die aus ungefähr zwanzig Leuten bestand, "werden versuchen euch auszuschalten und haben ebenfalls Waffen. Das Ziel der ersten Phase ist, dass ihr überlebt. Die jenigen die von euch dies schaffen, kommen in die zweite Phase und  haben die erste Phase somit bestanden." Sie machte eine kurze Pause. "Ich glaube fest an euch. Ihr habt genug Möglichkeiten euch zu verstecken und euch zu schützen. In zwanzig Minuten geht der erste Teil, der ebenfalls zwanzig Minuten dauert, los. Wenn es Fragen gibt  stehen Eric,Tara, Nisa und ich euch zu Verfügung." Sie ging, mit einem lauten Applaus, das kleine Podest runter und verschwand mitten in einer Menschenmenge. "Ach du scheiße!", entfuhr es Andre. Ich schluckte. Das wurde ja wirklich immer schlimmer. "Wir sollen also Leute abknallen?", fragte ich ihn schockiert. "Du darfst nicht vergessen, dass wir ja nur mit Betäubungspfeile schießen." Er hob seinen Finger und grinste mich an. Ich lachte. "Stimmt, das macht es echt viel besser." Ich schmunzelte. Dann umarmte ich Andre kurz und atmete aus. "Man Andre! Was müssen wir noch alles machen?" Er nickte und gab mir einen zarten Kuss auf meine Lippen. "Habt ihr alles verstanden?" Genervt rollte Tara mit ihren Augen und sah uns abwechselnd an. "Ehh, ja. Das heißt ungefähr. Wir müssen jetzt gleich wildfremde Leute abknallen, damit sie uns nicht abschießen?" Mit einem gelangweilten Blick schaute sie mich an und begann leicht zu nicken. "Dann ist ja gut.", meinte Andre und drehte sich, mit mir um. Wir gingen zu den Waffen, die ordentlich an einander gereiht, an der weißen Wand hingen. "Nicht berühren.", rief eine strenge, schwarzhaarige Frau. Plötzlich kamen zwei Leute auf uns zu, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. "Aufregend oder?", meinte das Mädchen und hielt uns ihre Hand entgegen. "Ich bin Heram und das ist Shone. Und wer seid ihr?" Sie lächelte freundlich und zeigte auf einen dunkelhäutigen Mann, der neben ihr stand. In dem Moment fragte ich mich wirklich, was diese netten Gesichter hier zu suchen hatten. "Pulchram und Particeps." Andre grinste Heram freundlich zu. So freundlich, das ich leicht eifersüchtig wurde. Natürlich war sie einer der Bewohner. Trotzdem sah sie echt gut aus. Okay, das hatte ich auch von Tara behauptet. "Seid ihr nicht die beiden, deren Freunde geopfert werden sollen? Wir sind echte Fans von euch." Fans? Hatte sie gerade wirklich Fans gesagt? "Wahnsinn was ihr geleistet habt. Das Ritual und ihr durftet sogar bei einer dieser Gespräche dabei sein. Das hat noch kein Frischling geschafft." Shone klopfte uns beide auf die Schulter und strahlte uns an. "Freut ihr euch auch schon so?" Er bemusterte aufgeregt das ganze Gelände. Wir nickten hastig. "Ja total!", erwiderte ich. Plötzlich ertönte wieder das laute Geräusch. "Na dann viel Glück euch beiden!" Sie drehten sich um und stapften in Richtung Hilde. "Fans also!" Lachend gingen wir den beiden hinterher und hofften, dass es nicht ganz so schlimm werden würde.

Das Dorf des Schweigens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt