Liebevoll half er mir wieder aufzustehen. Das Zittern wurde langsam besser, so das ich wieder ohne Stütze gehen konnte. "Wo ist denn das scheiß Auto?" fragte Andre wütend. Ich zuckte mit meinen Schultern und schüttelte mit dem Kopf. "Ich will hier weg, bitte!" Meine Stimme war leise und ziemlich kraftlos. Hilfesuchend schaute sich Andre um. Dann gingen wir Schritt für Schritt aus der Gasse heraus. Die komischen Männer waren, glücklicherweise verschwunden und somit konnten wir ohne Problem zu dem kleinen Örtchen gehen. Plötzlich kam mir der logischste Einfall überhaupt. "Andre!" Ich sah ihn ein wenig erschrocken an. "Das ist unsere Chance." Er verstand sofort, ohne auch nur irgendetwas zu fragen, was ich meinte. "Wir müssen ein Polizeipräsidium finden!" Seine Stimme war ziemlich laut. Wir rannten los und ich spürte das meine Beine immer stärker wurden. Ich spürte das sie mich davon trugen. In meinem Bauch breitete sich Hoffnung aus und die reale Chance es schaffen zu können. Ein paar Leute kamen uns entgegen. Ich stoppte. "Lass uns doch erst einmal jemanden fragen. Damit ersparen wir uns das ewige Suchen!" Er nickte sofort. Als uns eine kleine, schmale Frau entgegen kam, versuchten wir sie, so normal es ging anzusprechen. "Entschuldigung," fing Andre an zu reden, "wissen sie ob es hier ein Polizeipräsidium gibt?" Die Frau presste ihre Lippen aufeinander und drehte sich um. Sie nickte und zeigte sie auf einen großen Platz. "Ihr müsst dort hinten einmal rechts abbiegen und eine kleine Straße runter gehen. Auf der linken Seite der Gasse ist es." Als sie ihren Satz zu Ende sprach, bedankten wir uns und rannte so schnell es ging weiter. Eine große Menschengruppe, voller Jugendlichen und Erwachsenen, schauten uns komisch an. Übel konnte ich es ihnen nicht wirklich nehmen, da ich wahrscheinlich genauso geguckt hätte, wenn mir zwei Leute, die wie verrückt rannten, mir entgegen gekommen wären. Aber sie kannten ja unsere Geschichte auch nicht. Als wir rechts abbogen sah ich tatsächlich schon von weitem das Präsidium. Ich lachte und in meinen Augen stiegen Tränen auf. Wir öffneten schnell die Tür und gingen hinein. Ein großer Mann, der wie ein typischer Dorfpolizist aussah, kam auf uns zu. Weil ich völlig außer Atem war, redete Andre. "Wir brauchen Hilfe!" Als er unsere hilflosen Gesichter sah, nahm er uns sofort mit. Er führte uns in ein relativ großes Zimmer. Wir setzten uns auf die Stühle. "Also, was ist denn los?" Er sah ziemlich nett und freundlich aus. Seine Haare waren hochgegelt und pechschwarz. "Meine Freunde, sie wurden entführt!" Ich sah ihn so verzweifelt an, das auf seiner Stirn, vor lauter Mitleid, viele Falten entstanden. Wir erzählten ihm, ohne auch nur ein Detail auszulassen, die ganze Geschichte und auch unseren Plan. Als wir fertig waren stand er, ohne auch nur ein Wort zu sagen, auf. Ich sah Andre verwirrt an. "Was macht der jetzt?" fragte ich ihn. "Keine Ahnung!" Wir schauten gespannt zur Tür, bis der gleiche Polizist mit zwei weiteren Männern in das Zimmer trat. "Wir haben die Dorfmörder." Der Mann lächelte seine Kollegen an, die ihn überrascht ansahen. Er setzte sich wieder und forderte uns auf die ganze Geschichte noch einmal zu erzählen. "Das ist ja der Wahnsinn! Wissen sie wie lange wir nach diesen Mördern gesucht haben?" Ein anderer, etwas jüngerer Polizist kramte hektisch etwas aus einem großen Schrank und schmiss es auf dem Bürotisch. "Was ist das?" fragte ich, ein wenig dümmlich. "Das sind kleine Handys." Ich nahm eins von den Geräten und schaute es mir genau an. "Damit könnt ihr uns jeder Zeit um Hilfe rufen. Außerdem können wir euch so orten und somit auch retten." Der Polizist wirkte ziemlich glücklich und klatschte mit einem weiteren Mann ein. "Man wisst ihr wie lange wir nach diesen Menschen gesucht haben? Ihr seid echt ein Gottesgeschenk!" Wow, das von Jemanden zu hören tat echt gut. Lächelnd schauten Andre und ich uns an. "Ich denke wir müssen jetzt auch gehen. Wenn der Fahrer schon da ist, werden wir ein paar Probleme haben!" sagte Andre. Wir standen auf und verabschiedeten uns von allen. "Passt auf euch auf! Und denkt daran, ruft uns einfach, egal in welcher, noch so brenzligen Situation ihr seid. Das Codewort ist Raumschiff." Der Mann tätschelte auf meine Schulter. "Wir werden euch, und eure Freunde da raus holen!" Ich nickte und schenkte ihm ein breites Lächeln. Wir steckten die Handys schnell in unsere Taschen, so das sie keiner sehen konnten. Dann gingen wir zur Tür und öffneten diese langsam. Andre schaute sich nach dem schwarzen Wagen um. Als er nichts sah gingen wir aus dem Präsidium heraus, rannten wieder zum Platz und schnell in die Gasse. Dort erwartete uns auch, der etwas wütende Fahrer, der mit seinem Rücken an dem Auto stand und wild auf ein Handy tippte. "Was sollen wir denn sagen?" flüsterte ich. "Lass mich das machen, Emi!" Kurz nach dem Satz entdeckte uns auch schon der große Typ und kam schnell auf uns zu. "Wo wart ihr, verdammt nochmal?" murrte er uns an. Ich zuckte, bei seinem lauten Geschrei, kurz zusammen. "Das würde ich sie gerne fragen!" Ich blickte sichtlich schockiert, über seine laute Stimme, zu Andre herüber. Der sah den Fahrer ziemlich aggressiv an. "Wir haben hier mehr als eine halbe Stunde gewartet! Wir sind doch nicht in das Projekt reingetreten um uns so behandel zu lassen. Aber gut, wenn sie das wollen treten wir beide raus. Ich denke zwar nicht das Tara und auch der Meister darüber glücklich sein werden, aber das ist ihr verdammtes Problem." Ich schluckte. Auch der Typ schien ziemlich schockiert, über Andre's Ausraster zu sein. "Wenn das, dass nächste Mal nochmal passiert sind wir, nur wegen ihnen raus! Und glauben sie mir, sie werden dafür verantwortlich gemacht! Haben sie das kapiert?" Andre schnaubte wütend auf und setzte sich, ohne auch nur die kürzeste Antwort des Fahrers abzuwarten, in das Auto hinein. Ich folgte ihm und grinste ihn an. "Du warst ja mal richtig geil!" flüsterte ich ihm in sein Ohr und gab ihm einen Kuss. Er sah ziemlich zufrieden und stolz aus, was er definitiv auch sein konnte. Wir fuhren aus der Gasse und dem Örtchen raus, bis wir wieder im Dorf ankamen. Doch dieses Mal ist es anders. Dieses Mal ist die Angst völlig weg. Dieses Mal haben wir Hilfe bekommen. Und dieses Mal werden wir sie überführen.
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Das Dorf des Schweigens
Mystery / ThrillerDie 18 jährige Emilia ist auf Klassenfahrt in einem kleinem Dorf. Aus Langeweile macht sie mit ihren Freunden eine Mutprobe. Sie und ein, bis vor ein paar Stunden noch, fremder Junge müssen in ein verlassenes Gebäude gehen. Dort finden sie Zeitungs...