Der Anfang

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"Also, wo geht's jetzt hin?" grinste Andre Tara an. Sie stand, mit verschränkten Armen vor uns und räusperte sich. "Erst einmal kommt ihr mit mir mit. Dann besprechen wir alles weitere!" Sie drehte sich um und stapfte voraus. Wir folgten ihr eine Weile. Dann kamen wir am Dorf an, wo sich die Menschenmenge wieder trennte und uns lächelnd hinterher schaute. "Das ist es!" Tara blieb bei einem kleinen Haus, mit Gartenzaun stehen. Es sah eigentlich genau so aus, wie ihre altmodische Hütte. "Ihr könnt hier wohnen. Ich nehme mal an, das ihr zusammen in einem Haus einziehen wollt oder?" Andre und ich nickten schnell und lachten vorsichtig. Sie öffnete den Gartenzaun und schob eine schwarze Matte bei Seite. Unter der Matte kam ein Schlüssel zum Vorschein. "Ein etwas unkreatives Versteck oder?" fragte ich sie. "Geh dich doch beschweren!" Es fühlte sich langsam so an, als würde sie uns beziehungsweise mich nicht sonderlich mögen. Sie öffnete langsam die Tür des Hauses und trat ein. Wir folgten ihr und bemusterten das kleine Gebäude. Genauso, wie bei Tara, stand auch hier ein brauner Holztisch und ein Gasherd. Die Wände waren weiß gestrichen und, für meinen Geschmack, etwas zu kahl.  In der Ecke stand ein kleiner Kamin. Ich lächelte, als ich daran dachte, dass Andre und ich uns Arm in Arm daran wärmen würden. "Der Kamin wird nicht benutzt verstanden?" unterbrach Tara meine Gedanken. "Waschmaschinen oder sonstigen Technik Kram besitzen wir nicht. Ihr müsst all eure Kleidungen mit der Hand waschen!" Sie warf eine Kleiderhaufen auf den Tisch. "Zieht euch das mal an. Danach kommt ihr bitte in die Dorfmitte. Dort besprechen wir alles weitere!" Dann ging sie aus der Tür und knallte diese laut zu. "Die ist ja echt gut drauf!" sagte Andre grinsend und zog sein      T-shirt aus. Ich hatte noch nie in meinem Leben so einen wunderschönen Mann gesehen. Mir war es zwar etwas unangenehm, aber auch ich zog meine durchgeschwitzte Kleidung aus und stülpte mir das graue Kleid über. Er musterte mich langsam. "Wow! Du siehst sogar in einem Kartoffelsack gut aus!" Ich lachte und strich mir verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann schlüpfte ich in die schwarzen Riemchenschuhe, die einen kleinen Absatz hatten. "Man wir haben es echt geschafft!" flüsterte Andre mir leise ins Ohr. "Naja, noch nicht ganz!" erwiderte ich und ging auf ihn zu. Ich schlung meine Arme um seinen Kopf und schaute in seine klaren Augen. "Ich liebe dich Emi!" sagte er leise. Ich war von diesen Worten so berührt, das ich ihn an mich zog und küsste. "Ich dich auch!" lächelte ich. Dann gingen wir aus dem Haus und schlossen, mit dem Schlüssel den Tara uns 'liebevoll' auf den Tisch geworfen hatte, die Tür ab. Hand in Hand gingen wir ins Dorf hinein und sahen schon vom weiten die schlanke Frau. Ich konnte einfach nicht fassen, das ich dieses dürre Gestell am Anfang hübsch fand. Aber wahrscheinlich machte ihr Charakter sie nach und nach hässlicher. "Da seid ihr ja endlich!" schnauzte sie uns an. Hinter ihr standen zwei Personen. Es waren die beiden Dorfbewohner, die wir am zweiten Tag kennengelernt hatten. Lisa? Lina? Nisa! Und der Mann, wie hieß der noch einmal? Mein Kopf ratterte. "Erinnert ihr euch noch an Eric und Nisa?" stellte Tara die beiden ein weiteres Mal vor. "Klar, solche Menschen vergisst man doch nicht." antwortete Andre. "Ihr habt das Ritual echt super gemeistert!" trällerte Risa. Wir beide runzelten die Stirn. "Wir haben euch gar nicht gesehen." Sie lachte. Tatsächlich entdeckte ich wieder Lippenstiftreste an ihren Zähnen. "Gut dann lasst und jetzt erst einmal alles besprechen!" Wir setzten uns an einem großen Holztisch. Tara breitete ein großes Blatt Papier, auf dem Tisch, aus. "Das hier sind die Regeln, von unserem Dorf! Wenn ihr diese nicht einhaltet, naja ich sag es mal so, dann wird es euch schlecht ergehen und, verständlicherweise, fliegt ihr sofort raus!" Sie schaute uns ernst und ziemlich streng an. Wir nickten. "Die wichtigste Regel bei uns ist, das ihr auf keinen Fall Leute, die nicht aus dem Dorf kommen, keinesfalls kontaktiert oder irgendetwas hier preisgebt. Verstanden?" Wieder nickten wir hastig. "Außerdem werdet ihr dem Meister dienen. Das heißt, wenn er irgendetwas von euch will, macht ihr das. Verstanden?" Langsam glaubte ich wirklich, das diese Frau uns für blöd hielt. "Ja wir haben alles verstanden!" sagte ich leicht genervt. Tara kramte ein kleineres Blatt hervor und überreichte uns dies. Es waren die, ziemlich vielen, Regeln des Dorfes. "Die müsst ihr alle einhalten!" Sie stand auf. Eric und Risa folgten ihr. "Macht euch einen schönen Abend, ihr Süßen." verabschiedete sich Risa. "Morgen treffen wir uns, genau hier um sieben Uhr wieder. Seid pünktlich!" Dann gingen die drei. Andre bemusterte das Blatt. "Man, was machen wir hier eigentlich!" Er sagte es so leise wie möglich. Ich lächelte und nahm ihn in den Arm. Dann gingen wir zurück zu unserem Haus und verkrochen uns in das warme und ziemlich gemütliche Bett. "Ich hätte niemals gedacht das ich so etwas erlebe!" sagte ich zu ihm. Ich lag auf seiner warmen, starken Brust. "Ich auch nicht Emi!" Er gab mir einen langen Kuss und ging mir vorsichtig durch meine Haare. Der Moment, die Nacht, der Augenblick war einfach so wunderschön, wie nichts anderes.

Das Dorf des Schweigens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt