Die Waffen

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Als die Menge ruhiger wurde, setzten wir uns wieder auf die Stühle. Ich räusperte mich: "Ihr,... ihr bringt also Leute um?" Auch wenn ich ein wenig stotterte, bemühte ich mich so stark wie es nur möglich war, rüberzukommen. Tara kicherte. "Umbringen ist ein großes Wort! Opfern trifft es eher!" Ein raunen ging durch das Zimmer. "Wofür opfert ihr denn die Leute?" fragte Andre. "Naja, also, wir glauben noch fest daran, das die Qual ein schönes Gefühl ist. In dem Sinne helfen wir den Menschen ja!" Sie grinste und meinte die Aussage scheinbar ernst. "Wir lassen sie spüren, das sie leben, das sie da sind. Jeder Schmerz hat auch etwas gutes!" Ich lächelte sie an und gab ihr somit das Gefühl das, dass was sie erzählte, das normalste auf der Welt war! Doch leider wurde mir immer deutlicher klar, das dieses Dorf auf keinen Fall harmlos war. Es waren Mörder, die es genossen andere zu quälen. "Ich denke es ist an der Zeit euch etwas zu zeigen!" sagte Tara laut und geheimnisvoll. "Ihr bleibt alle sitzen. Gudi, Isne, Eric und Rans kommen mit uns." Tara war vermutlich die Leitung der ganzen Gruppe, weshalb alle auf sie hörten. Wir folgten ihr und den vier weiteren Bewohnern. "Und wie gefällt es euch bis jetzt?" fragte eine kleine, schlanke Frau. "Gut." erwiderte Andre freundlich. Sie hielt, während des laufens, uns ihre Hand entgegen. "Ich bin Isne." stellte sie sich, sogar einigermaßen nett, vor. Nachdem wir unsere Namen auch noch einmal sagten, stoppte Tara. Sie schob eine Art Schiebetür auf, hinter der sich eine große, braune Holztür versteckte. Diese schloss sie auf und öffnete sie. Wir gingen eine lange Treppe herunter und gelangten bei einer weiteren Holztür an. Auch die schloss sie auf. "Seid ihr bereit?" Sie grinste uns an. Als wir nickten öffnete sie langsam die Tür und ließ uns eintreten. Vor uns war ein etwas dunkeler Raum, indem viele Geräte standen. Ich musterte zwei Regale. Sie waren groß und nicht sonderlich stabil. "Was ist das?" fragte Andre nach einer Weile. Tara ging auf einen kleinen Stuhl zu. "Hier werden unsere Opfer gefesselt und geknebelt." Ich nahm vorsichtig Andre's Hand. Dann ging sie zu den beiden Regalen und holte zwei Boxen heraus. "In diesen Kartons sind verschiedene Materialien drin, die wir für unsere Projekte brauchen! Unsere Waffen." Andre runzelte die Stirn. "Waffen?" fragte er. Tara lächelte. "Foltermaterialien, um genau zu sein." Ich schluckte. Das alles war noch viel schlimmer, als ich gedacht hätte. Sie legte die Boxen wieder weg und ging zu dem nächsten Gerät. "Die ganzen Materialien können wir euch jetzt noch nicht zeigen. Aber wenn ihr dafür reif genug seid, sie zu benutzen, könnt ihr euch genug austoben!" Austoben? Meinte sie das Ernst? "So viel kann ich euch sagen: Wir haben für alle möglichen Situationen Waffen! Wenn das Opfer zu viel spricht, kann man es zum Beispiel mit einem Serum still legen." Mir wurde immer schlechter. Ein dicker Kloß steckte bereits in meinem Hals. Dann zeigte sie auf das Gerät vor sich. "Das hier ist eine Guillotine. Früher haben wir die ziemlich häufig benutzt, haben dann nach einiger Zeit damit aufgehört. Die macht einfach zu viel Dreck." Sie und auch die anderen vier Leute lachten, während sie auf einen bräunlichen Fleck, auf dem Fußboden zeigte. Es war getrocknetes Blut. Die Menschen freuten sich über Blut! Dann kam Tara auf uns zu. "Ich weiß das, dass alles hier erst einmal total aufregend und überraschend ist, aber glaubt mir, ihr werdet euch ziemlich schnell daran gewöhnen!" Sie ging aus der Tür. Ich stand wie angewurzelt in dem Raum und betrachtete den Blutfleck. Was wäre, wenn meine Freunde schon längst tot wären? Verblutet oder verhungert? Den Anblick könnte ich niemals ertragen! "Kommst du Emi?" riss mich Andre aus meinen Gedanken. Ich nickte und ging auf ihn zu. Tara schloss die Tür hinter uns und führte uns wieder bis zu dem Ausgang des Bunkers. "Das war's für heute erst einmal. Macht euch noch einen schönen Tag!" verabschiedete sie sich freundlich von uns. Es war dämmerig und kühl draußen. Ohne etwas zu sagen gingen wir zu unserer Hütte zurück. Als Andre die Tür schloss, schmiss ich mich auf den Stuhl und seufzte. "Man das ist alles nicht so einfach." Er kam auf mich zu und nahm meine Hand. "Ich weiß Emi! Aber wir werden deine Freunde finden. Denk einfach immer daran!" Er drückte mich an sich und umarmte mich fest. Sein Geruch umhüllte meine Nase und beruhigte mich ein wenig.

Das Dorf des Schweigens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt