"Sie haben also Phasen bestehen müssen?" Ein dunkelhaariger, etwa fünfzig jähriger Mann, mit dem Namen Steve Hambrud, schaute mir ungläubig in die Augen und tauschte immer wieder verwirrende Blicke mit seinem Kollegen aus. "Und es gab eine soganannte Simulation? Wie muss ich mir das vorstellen?"
"Wie waren alle auf der Lichtung versammelt und wurden nach für nach aufgerufen und in einen abgetrennten Bereich geschickt. Dann mussten wir eine Flüßigkeit trinken, die uns hypnotisierte, oder so etwas. Es wirkte alles real und echt. Als ob es wirklich geschehen würde." Ich erzählte den beiden, das mit meiner toten Katze auf dem Arm und dem Erschießen. Immer wieder machten sie sich Notizen, schüttelten ungläubig mit dem Kopf und hörten interessiert zu. "Ich weiß, dass hört sich alles total komisch an, aber ich schwöre es, so ist es passiert." Die Beiden nickten und Polizist Steve fragte mich dann: "Wie war es dann im Verließ? Gab es Essen? Etwas zu trinken?" Ich nickte und schloss kurz die Augen. "Ja sie haben uns Brotscheiben und Wasser gegeben. Eineinhalb Tage waren wir dort. Dann war die Opfergabe."
"Wurde jemand von ihnen verletzt?"
"Ja, mein Freund." Er überlegte kurz. "Herr Schiebers?"
"Ja genau. Sie, beziehungsweise Marcel Grosz hatte ihn mit einer Peitsche geschlagen. Immer und immer wieder. Er hat dabei gelacht und sich tierisch gefreut. Tara hat dabei zu geschaut." Sie nickten und schrieben sich etwas auf. "Marcel Grosz. Er war ihr Freund? Und sie sagen er hätte dies nur aus Eifersucht gemacht?" Ich schaute zu Boden und schämte mich dafür ihn irgendwann einmal 'Freund' genannt zu haben. "Ja er hat es selbst zugegeben. Wir haben uns in der sechsten Klasse angefreundet. Er war immer lustig und charmant. Klar wusste ich irgendwann, dass er auf mich steht. Aber ich dachte er wäre harmlos. Es wäre nur ein Witz oder Spaß von ihm. Ich hab es einfach nicht Ernst genommen!"
"Wussten sie das Herr Grosz Eltern ermordet wurden?" Schockiert starrte ich sie an. Die bekannte Übelkeit und der Schwindel traten wieder auf. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Genauere Umstände sind bis heute noch unbekannt. Der Vater war Forscher einer seltenen Genkrankheit. Herr Grosz hat sich zwei Monate danach versucht umzubringen. Er ist eine geschädigte Seele." Ich schluckte. Mein Herz pochte vor lauter Aufregung immer schneller. Das Gefühl von Wut und Mitleid mischten sich zu einem kleinen Ball in meinem Herzen zusammen. "Das ist trotzdem keine Entschuldigung. Er wollte uns umbringen.", flüsterte ich verzweifelt. Die Polizisten nickten und sahen sich hilflos an. Meine Beine begannen wieder zu zittern. "Wir haben einen Hauptteil der Bewohner auf den Revieren der Umgebung verteilt. Das Dorf wurde gesperrt und evakuiert. Wir hoffen, dass wir nun alle haben, garantieren können wir dies allerdings nicht." Er machte eine kurze Pause. "Die letzten Wochen waren für sie alle ganz und gar nicht leicht. Wir haben ihnen eine gute Therapeutin herausgesucht und die Telefonnummer schon ihren Eltern weitergegeben. Sollte noch irgendetwas sein, können sie sich immer bei uns melden." Er stand entschieden auf. "Ich denke, das reicht uns jetzt auch schon, Frau Trast. Wir haben ihre Telefonnummer. Wenn noch etwas ist, werden wir uns bei ihnen melden und sie auf den neusten Stand halten." Sie hielten mir beide die Hand hin. Ich schüttelte sie und trat aus der Tür heraus. Andre kam mir entgegen und schloss mich sofort in den Arm. "Lass uns schnell gehen. Die anderen brauchen noch ein bisschen.", nuschelte er leise. Dann gingen wir zusammen aus dem Revier. Lautes Vogelgezwitscher begrüßte uns draußen. Die Sonne strahlte in unsere Gesichter. Es wirkte fast so, als wolle sie sagen 'Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt für einen Neuanfang.' Ich lächelte über den Gedanken und stieg in den silbernden Ford ein, der meinen Vater gehörte. "Wie war das Verhör Emi?", fragte er mich. Ich schnaubte leise aus und antwortete: "Ganz gut, aber könntet ihr mir einen Gefallen tun?" Meine Eltern und Andre schauten mich aufmerksam an. "Lasst uns für heute nicht mehr über das Dorf oder die Polizei reden. Okay?" Sie nickten zeitgleich und wendeten sich zu der schmalen Gasse. "Ach und das mit der Therapeutin werde ich machen. Ich denke es wird mir helfen darüber hinwegzukommen." Meine Mutter drehte sich freudestrahlend zu mir um und lächelte glücklich. Auch mein Vater musterte mich dankbar im Rückspiegel. Glücklich sah mich Andre an. "Jetzt kann alles nur noch besser werden.", meinte er. Ich stimmte ihm zufrieden zu und legte meinen Kopf sanft auf seine starke Schulter.
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Das Dorf des Schweigens
Mystery / ThrillerDie 18 jährige Emilia ist auf Klassenfahrt in einem kleinem Dorf. Aus Langeweile macht sie mit ihren Freunden eine Mutprobe. Sie und ein, bis vor ein paar Stunden noch, fremder Junge müssen in ein verlassenes Gebäude gehen. Dort finden sie Zeitungs...