Die Erklärung

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Genau eine Stunde später stand Tara vor uns und führte uns, etwas grimmig, zu der Ruine. Wir versuchten fieberhaft einige Anhaltspunkte zu finden, die uns das finden des Wegs zu der Ruine, vereinfachen würden. Als wir ankamen öffnete Tara zögernd das schwere Gitter. "Alles okay, Tara?", fragte Andre. Ich konnte mir ein leises kichern nicht verkneifen. Tara schaute uns mit zusammen gekniffenen Augen an und trat in die Ruine ein. Wir folgten ihr. Während des gehens überlegte ich die ganze Zeit, wie ich meinen Freunden symbolisieren sollte, dass ich nicht zu der Sekte gehörte. Vor allen Dingen Justin würde mir erst einmal überhaupt nicht glauben. Als wir an der Tür ankamen stoppte Tara und drehte sich zu uns. Verwirrt schauten wir sie an. "Ihr wollt das wirklich?" Wir nickten hastig, während sie uns den Eingang aufhielt. Sie schliefen noch. Oder sie taten nur so. Mal wieder stand ich angewurzelt im Türrahmen. "Na los!" Tara schubste mich hinein und schmiss die Tür laut zu. Ich zuckte. "Ihr ruft mich, ja?", schrie sie laut und schien ein paar Schritte zu gehen. Vorsichtig schaute ich zu den Gefangenen. "Und was wollen wir jetzt machen?", flüsterte Andre leise. Ich zog meine Schultern kurz hoch. "Am besten wecken wir sie erst einmal auf?" Mit langsamen Schritten ging wir auf sie zu. Ich rüttelte vorsichtig an den Füßen meiner Freunde. Nichts. Wieder versuchte ich es. Nichts. Nun etwas doller. Nichts. Hilflos starrte ich zu Andre. Ich schaute auf meine Hände und schüttelte, so stark ich konnte, die sechs wach. Zu erst öffneten Julian und Justin die Augen. Als sie und registriert hatten, rissen sie ihre Augen weit auf. Ich legte schnell meine Hand auf Justins Oberkörper und versuchte ihn so zu beruhigen. "Nimm deine widerlichen Finger von meinem Körper." Er zappelte wild herum. Doch ich dachte gar nicht daran. "Nimm sie weg!",schrie er noch einmal. Hilflos tauschten Justin und Julian ihre Blicke aus. "Beruhig dich.", sagte ich leise. "Beruhigen? Wie sollen wir uns denn beruhigen, du Verräterin?", fragte Julian wütend. Sein Gesicht lief rot an. Immer wieder traten sie um sich. "Bitte. Bitte beruhigt euch.", rief ich lauter. Doch sie hörten nicht auf mich. Von den lauten Schreien und Rufen wurden nun auch alle anderen wach. Rina schreckte zusammen. Ich sah zu ihr. "Was willst du von uns? Bringst du uns jetzt um?" In ihren Augen schimmerten Tränen. Ich schüttelte verzweifelt mit dem Kopf. "Ihr müsst mir zu hören.", sagte ich wieder leiser. Andre hielt Justin und Julian fest, während ich zu meinen Freunden robbte. "Ihr müsst mir jetzt zuhören.", flüsterte ich so leise wie es ging. "Bitte." Ich schaute zu den Jungs. "Warum?", fragte Marcel plötzlich. "Warum?", wiederholte er lauter. Ich schluckte meinen dicken Kloß herunter. "Ich muss leise reden." Ich deutete kurz auf die Tür und hoffte sie verstanden, dass ich Tara meinte. Wieder zappelte Justin und schrie lauthals los. Ich schloss meine Augen und drückte meine Finger auf meine Stirn. "Meine Fresse, seit jetzt leise!", schrie Andre. Kurz waren sie schockiert und wagten sich kein Ton von sich zu geben. Ich nutzte die Gelegenheit. "Bitte vertraut mir. Ich gehöre nicht zu der Sekte." Sie runzelten die Stirn. "Wir wollen euch helfen.", wisperte ich. Andre zückte etwas aus seiner Jackentasche. "Das haben wir von der," er schaute kurz hinter sich, "von jemanden die uns helfen." Ich sprach das Wort 'Polizei', so deutlich wie ich konnte, lautlos aus. Die Falten auf Sophies Stirn glätteten sich. "Ihr wollt uns weiß machen," ich hielt einen Finger auf meine Lippen, um ihr zu verdeutlichen, dass sie leise sprechen sollte, "das ihr nicht zu ihnen gehört?" Wir nickten. "Glaubt ihr wirklich das ich euch umbringen möchte?" Ich schaute fragend in die Runde. Marcel zog eine Augenbraue hoch. "Warum sollten wir euch glauben?", flüsterte er. Ich schaute kurz auf den Boden. "Richtig, das könnt ihr nicht." Elif und Rina schauten mich traurig an. "Aber ihr seit meine Freunde, ich will euch helfen." Ich sah zu Andre. "Wir wollen euch hier rausholen." Hinter uns raschelte etwas. Schnell drehten wir uns um. Nichts zu sehen. "Ich glaub dir, Emi!", sagte Sophie lächelnd. Julian, Justin und auch Rina und Elif nickten. Ich atmete aus. "Das ist gut!" Plötzlich öffnete sich die Tür. Angespannt starrten wir in Taras Gesicht. "Ich hab euch gar nicht schreien gehört." Misstrauisch beäugelte sie uns. "Tara, manchmal sind es nicht die lauten Worte, die einem Angst machen." Ich lächelte zufrieden. Dann gingen Andre und ich auf sie zu. Ich wagte noch einen letzten Blick zu meinen Freunden und ging dann aus dem Raum hinaus.
Als wir wieder in unserem Haus waren umarmte ich Andre glücklich. "Einen Teil haben wir schon geschafft." Ich nickte erleichtert. "Wir sollten noch einmal der Polizei Bescheid sagen." Ich zeigte auf seine Jackentaschen. Er fischte das Handy heraus, während wir uns wieder im Schlafzimmer verschanzten. Wir erzählten dem Polizisten alles. Erleichtert stöhnte er auf. "Wir haben ein neues System eingebaut. Glücklicherweise könnnen wir euch jetzt orten. Am besten geht ihr gleich morgen früh wieder zu der Ruine. So bald ihr da seit verständigt ihr uns kurz." Andre schaute zu mir. "Dann kommen wir, so schnell es geht, zu euch und holen eure Freunde dort raus." Ich lächelte. "Meldet euch heute Abend noch einmal bei uns, damit wir wissen das alles gut ist." Wir bejahten dies und legten auf. Zufrieden schauten wir uns an, bis es plötzlich wild an der Tür hämmerte.

Das Dorf des Schweigens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt