6. Kapitel

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Louis und ich drehten uns gleichzeitig um, als auch schon die Tür geöffnet wurde. Ich blickte erschrocken in die grünen Augen Harrys. Deutlich sah ich, dass er mir einen Hast-du-es-ihm-gesagt-Blick schenkte. Ich versuchte ihn mit meiner Mimik davon zu überzeugen, dass ich so etwas nie tun würde. Das ganze Blickeaustauschen musste wohl  Misstrauen in Louis geweckt haben, da er nun irrtiert fragte: "Was geht hier ab?"

"Er weiß Bescheid", war Harrys knappe  Antwort. "Bescheid?", meinte Louis und schien sichtlich verwirrt zu sein. Nach ein paar stillen Sekunden hellte sich sein Gesicht auf. "Hast du…?", wollte er seinen Freund fragen, der hob unschuldig die Hände in die Luft, um das Missverständnis sofort aus der Welt zu schaffen. Ich blickte von einen zum anderen und fühlte mich zunehmend mehr fehl am Platz.

Höchstwahrscheinlich hätte ich über diese seltsame Situation lauthals gelacht, wenn mir nicht wieder der Auslöser für dieses ganze Durcheinander durch den Kopf geschossen wäre.

Wieder füllte sich der Raum mit Stille. Ich hätte schwören können meinen Herzschlag zu hören. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Louis seine Worte gesammelt hatte:
"Du hättest es früher oder später sowieso herausgefunden und solange du es nicht aus quatscht, sollte es kein Problem darstellen"
Er warf  mir auffordernde Blicke zu und ich spürte die Hitze in meinen Gesicht.
"Ne…also…", stotterte ich etwas unbeholfen. "Also…also von mir erfährt die Welt nichts"
Das würde mir nicht schwer fallen, da ich es so oder so nicht über die Lippen bringen würde.

Harry stand noch immer still neben Louis und fuhr sich durch die langen Haare. Ich konnte sein Unbehagen förmlich spüren. Bevor ich mir noch länger darüber Gedanken machen konnte, legte Louis jedoch einen Arm um den Mädchenschwarm und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. Ein Lächeln huschte über Harrys Gesicht. Mit einem Schlag waren all die Sorgen, die ich zuvor in seinen Augen wahrgenommen hatte, verschwunden. Er wirkte glücklich. Ich gönnte ihm dieses Glück von ganzen Herzen, da ich genau wusste, was er alles schon durchmachen musste.

Nur konnte ich leider nicht verleugnen, dass eine Traurigkeit in mir auf kam, die meine Augen mit Tränen füllte.  Harry und Louis hatten nur Augen für einander, so machte ich mir nicht die Mühe, sie weg zu wischen. Langsam ließ ich mich zurück ins Kissen sinken und schloss die Augen. In diesen Augenblick  wünschte ich mir nichts sehnlicher, als der zu sein, der Harrys Augen zum Leuchten bringen konnte. 

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt