26. Kapitel

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Als ich in den Flur trat, viel mir sofort Mia ins Auge. Sie stand noch immer ziemlich unschlüssig an der Treppe.
"Ich habe mir Harry irgendwie anders vorgestellt", meinte sie ehrlich und schaute zu mir auf.
"Heute war ein anstrengender Tag für ihn", erklärte ich schnell. "Also denke bitte nicht, dass es an dir liegt"
Sie nickte und das Lächeln, welches sie über die zwei Stunden getragen hatte, kehrte zurück in ihr Gesicht.
"Wollen wir vielleicht noch etwas trinken gehen?", fragte sie auf einmal. Eine Unsicherheit suchte mich auf. In ihren funkelnden Augen und dem hoffnungsvollen Blick konnte ich mich gut wieder erkennen. Bloß galt er Harry, während Mia mich meinte.

Ich durfte ihr keine falschen Hoffnung machen. Ich hatte am eigenen Leib erfahren, wie schmerzvoll solche Enttäuschungen sein konnten.
"Mia, ich habe dich echt gern, aber...", wollte ich gerade mit der Wahrheit rausrücken, als schnelle Schritte erklangen. Gleichzeitig drehten wir uns zur Geräuschquelle um, als auch schon Louis den Gang entlang lief. Er grinste uns fröhlich an. Ein ungutes Gefühl kam in mir auf. Louis zog gerne mal eine Show ab, ein so breites Grinsen machte mich entgültig stutzig.

"Louis?", fragte ich vorsichtig ohne auf Mia zu achten. Sofort fiel mein Blick auf seine Hand, in der er ein Portemonnaie hielt. Er war also tatsächlich bei Jenny gewesen. Louis warf Mia skeptische Blicke zu. Schließlich kam er ein paar Schritte näher und flüsterte in mein Ohr: "Niall? Wer ist dieses Mädchen?"
Ich blieb regungslos stehen. Mein Kopf schmerzte von den vielen Ereignissen.
"Mia, die Freundin von Sophia", erklärte sie, da sie das Flüstern von Louis anscheinend mitgehört hatte, und fügte vorsichtshalber hinzu: "Liams Sophia"
Louis starrte von Mia zu mir und wieder zurück. Dabei vielen mir die dunklen Schatten unter seinen Augen auf. Es schien so, als würde er seit Nächten kein Auge zu gekriegt haben.

"Dann würde ich dir mal raten, dich jetzt von ihm zu verabschieden!", meinte er und warf Mia vielsagende Blicke zu. "Du weißt schon, dass du eh keine Chance bei ihm hättest?" Wütend funkelte ich ihn an. Ich wusste, dass er Recht hatte, aber sie so anzufahren, wäre auch nicht nötig gewesen.
"Vielleicht hat er Recht", murmelte sie und starrte auf den Boden. "Ich sollte gehen!"

"Nein" rief ich und hielt sie am Arm fest. Jedoch schien ich überstimmt zu sein, da sie sich vorsichtig aus dem Griff befreite. Tränen füllten ihre grünen Augen und liefen ihre Wangen hinunter. Sie murmelte etwas unverständliches und lief dann zur Treppe. Es zerbrach mir das Herz, sie so zu sehen. Dennoch konnte ich nichts an der Tatsache ändern, dass ich ihre Gefühle nicht erwidern konnte.

"Ist es so schwer, andere glücklich zu sehen, wenn man es selbst nicht ist?", fragte ich schließlich und drehte mich wütend zu Louis um. "Meinst du es wäre ihr leichter gefallen, wenn du ihr etwas vorgespielt hättest?", entgegnete Louis kühl.
"Lass deine Finger von meinen Angelegenheiten!", meine Stimme hallte laut im Gang wider. "Das wäre wirklich nicht nötig gewesen... Diese Jenny färbt total auf dich ab!"

"Dann kannst du ja froh sein, dass ich diese Jenny nie wieder sehen werde", meinte er leise. Langsam streifte er seine Mütze ab und drehte sie in den Händen. Entsetzt warf ich ihm einen Blick zu. Noch bevor ich etwas sagen konnte, lief Louis an mir vorbei. Ich fühlte mich elednig. Es fehlte nur noch, dass Sophia und Liam sich trennten. Dann wäre die Tragödie perfekt!

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt