21. Kapitel

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Den gesamten Vormittag verbrachte ich im Hotelzimmer und starrte die weiße Decke an. Es war der Hunger, der es schaffte, mich zum Aufstehen zu bewegen. Das fehlende Frühstück machte sich mit einer Übelkeit bemerkbar.
Da Harry nicht mehr aufgetaucht war, war ich davon ausgegangen, ihn erst im Studio wiederzusehen. Umso mehr überraschte es mich, als ich ihn allein an einem der Tische sitzen sah. Eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass es besser war ihn nicht anzusprechen. Allerdings kam in mir das Gefühl auf, dass Harry sich genauso einsam fühlte wie ich.

Langsam kam ich näher.
"Kann ich?", fragte ich unsicher und deutete auf den Stuhl vor ihm. Er nickte stumm. "Ich wollte mich noch mal entschuldigen", sagte ich leise und wartete seine Reaktion ab, während ich mich niederließ. Glückerweise glich der Harry von heute morgen kein bisschen dem, der mir nun gegenüber saß.

"Es ist alles gut", meinte er leise. Obwohl ich ihm das nicht abkaufte, blieb ich still. Ich spürte, dass er etwas loswerden wollte. "Irgendwie hat sich alles verändert", sagte Hary, als er die Sprache wieder gefunden hatte. "Ich meine, damals war alles viel unkomplizierter. Wir haben zusammen gesungen, hatten Spaß und haben eine Menge erlebt. Jetzt kommt mir alles so aufgezwungen und ernst vor. Und die Band ist auch nicht mehr die, die sie einmal war"

Seine Worte trafen direkt in mein Herz. Ich konnte seine Gedanken gut nachvollziehen und hatte selbst ein oder zwei Mal darüber nachgedacht. Es war noch einmal etwas anderes, wenn es plötzlich ausgesprochen wurde.

"Wir kriegen das schon wieder hin", versuchte ich ihn aufzumuntern. Zögernd legte ich meine Hand auf seinen Arm. "Nach gestern… also ist es klar, dass…", ich geriet ins Stocken. Schnell versuchte ich die richtigen Worte zu finden. Da legte er auf einmal seine Hand auf meine und sah mir das erste Mal ins Gesicht. "Danke, Niall"
Ich konnte nicht verhindern zu lächeln und musste prompt an Louis's Worte denken.

"Harry", flüsterte ich auf einmal.
Ich versuchte ruhig durch zu atmen und konnte kein klaren Gedanken fassen. "Was tue ich hier?", fragte ich mich panisch und zog meine Hand von seinem Arm weg. "Ich…", hörte ich Harry sagen, während er die Stelle betrachtete, auf der soeben meine Hand gelegen hatte. Ich starrte auf den Boden und versuchte meine zitternden Finger zu verbergen.

Da rief auf eimal eine Stimme: "Wir müssen los" Ruckartig erhob sich Harry und fixierte Louis, der vor unseren Tisch stand und uns musterte. Verlegen blickte ich von einem zum anderen.
In Sekundenschnelle hatte sich Harrys Gesichtsausdruck verändert. Ich befürchtete schon, dass der Harry von heute morgen zurück gekehrt war. Jedoch lief Harry tonlos und mit einem großen Bogen um Louis herum nach draußen. Langsam stand ich ebenfalls auf. Ich musterte Louis und konnte einen Moment die selbe Trauer in seinen Augen vernehmen, wie zuvor bei Harry.

Die Liebesgeschichten, die mir in meinen Leben begegnet waren, hatten nicht alle ein Happyend gehabt. Nur gab es wenige Beispiele, in denen keiner der Beteiligten ihr Glück gefunden hatten. (Wenn man mal von Titanic absah)
Ein ungutes Gefühl kam in mir auf. Konnte es wirklich sein, dass ich nicht mehr nur Zuschauer dieser Geschichte war?

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt