28. Kapitel

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Soweit ich unseren Terminkalender im Kopf hatte, musste nur noch Liam zu einem Interview, welches heute Nachmittag stattfinden sollte. Den freien Tag würde ich versuchen zu genießen. Nur blieb ich vorerst im Hotelzimmer und checkte ein paar Nachrichten auf meinem Handy. Ich war weder erpicht darauf Mia zu begegnen, noch Harry. Der Albtraum kam immer und immer wieder zurück in meine Gedanken, gefolgt von einem schlechtem Gewissen. Anderseits musste ich mir eingestehen, dass es keinen anderen Weg gegeben hätte.

Gedankenverloren starrte ich auf das Display, als plötzlich mein Handy klingelte. Erschrocken zuckte ich zusammen, doch dann musste ich prompt grinsen.
Als ich den Anruf entgegen genommen hatte, meldete sich eine bekannte Stimme: "Hey, wo treibt sich mein kleiner Bruder denn jetzt wieder herum?"
"Greg!", rief ich, erfreut ihn nach so langer Zeit wieder zu hören.
Ich hörte ihn am anderem Ende der Leitung lachen, ehe er fragte: "Wie geht es dir?"
Sofort übermannte mich wieder die Realität und ich konnte es nicht vermeiden ein Seufzen von mir zu geben.
"Es könnte es besser sein", murmelte ich.
Das ich schwul war, hatte ich meiner Familie schon vor längerer Zeit anvertraut. Greg war jedoch der einzige, der über Harry Bescheid wusste.

"Geht es zufälligerweise um Harry?", fragte er, als würde er meine Gedanken gelesen haben. Ich nickte und vergaß einen Augenblick, dass er viele Kilometer von mir entfernt war und diese Geste nicht sehen konnte. Greg kannte mich zu gut. Er nahm mein Schweigen als ein Ja und fuhr fort: "Das Internet ist vor Gerüchten über "Larry", wie es die Fans nennen, nur so übergelaufen. Sind das alles nur Vermutungen oder ist da was dran?"
Seine Stimme wurde zunehmend leiser, als befürchtete er die Antwort schon zu kennen. "Es hat gestimmt! Aber dann hat Louis Harry betrogen"
"Scheiße…", rief er laut, sodass ich das Handy von meinem Ohr weghalten musste. Ich wusste dennoch nicht, ob er es auf Harrys Verlust oder auf meine Niederlage bezog.

Einen Moment schwiegen wir. Dann sagte er schließlich: "Ich weiß wie schwer so etwas ist, aber vielleicht solltest du endlich mit dem Harry-Kapitel abschließen. Das läuft schon fast ein Jahr so"
"Du hast doch immer gesagt, dass ich nicht aufgeben soll!", rief ich lauter als bedacht. "Ja", meinte Greg unsicher. "Das war aber bevor Harry mit Louis zusammen gekommen ist"
Ich schwieg einen Moment und dachte über seine Worte nach. Auf einer Seite hatte er Recht. Die Sache mit Louis, sollte mir zu denken geben. Dennoch schloss dies nicht aus, dass ich eine Chance bei ihm haben könnte.

"Wie soll ich ihn denn vergessen, wenn ich ihn jeden Tag sehe?", fragte ich betreten in den Hörer. Es tat gut seine Gedanken endlich in ganzen Maße teilen zu können. Am liebsten hätte ich meinen Bruder nun in die Arme geschlossen, doch damit musste ich wohl oder übel noch warten. Plötzlich riss Greg mich aus meinen Gedanken: "Niall, das schaffst du! Du machst doch immer dein eigenes Ding, dann tue es jetzt auch"
Ich lächelte kurz, ehe ich antwortete: "Danke, mein Lieblingsbruder! Ich vermisse dich"
Man konnte förmlich hören, wie er ebenfalls grinste. "Ich dich auch, Kleiner"

Gerade wollte ich den Mund aufmachen, um zu fragen, wie es ihm denn ginge, als die Tür auf gerissen wurde und Mia vor mir stand. Die Angst spiegelte sich in ihren Augen. Keuchend stützte sie sich auf ihre Knie, als sei sie einen halben Marathon gelaufen. "Niall?", fragte Greg in mein Ohr, während Mia nun den Mund aufmachte und keuchte: "Harry ist im Krankenhaus! Du musst ganz schnell kommen"

Mein Herz schlug einen Takt schneller. "Niall, was ist da los", fragte Greg erschrocken. "Ich muss aufhören", sagte ich schnell. Bevor er Fragen stellen oder sich verabschieden konnte, legte schon ich auf. Als ich die Tür erreicht hatte, war Mia bereits am Fuß der Treppe und lief zum Ausgang. In Windeseile lief ich, noch immer in Jogginghose, nach unten. "Was ist passiert?", fragte ich mich fieberhaft und versuchte die Panik zu verdrängen.

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt