32. Kapitel

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Es dauerte geschlagene zwanzig Minuten, bis ich schließlich im Auto saß und den Weg ins Retro Resort einschlug. "Fahren Sie doch bitte etwas schneller", forderte ich den Fahrer ungeduldig auf. Bei dem Gedanken, dass Harry nun alleine war, wurde mir ganz schlecht.
Schließlich parkte das Auto vor dem Hotel. Im Rückspiegel hatte ich bereits die vielen Leute wahrgenommen, aber die schreiende Masse schien nun sekundenweise zu wachsen. So drängte ich mich an den Leuten vorbei zum Eingang. Die richtige Geschichte zu erzählen, hätte um einiges mehr Zeit gebraucht, so musste ich einen anderen Weg finden.

"Guten Tag, gestern Abend war meine Frau hier", log ich und schaute zu den Mann hinter dem Tresen, der mich mit Brillengläsern umrahmten Augen ansah . "Sie war hier mit ihrer Affaire, müssen Sie wissen"
Der Mann warf mir irritierte Blicke zu. Jedoch ließ ich mich nicht aus der Bahn werfen. "Ich muss wissen, wer er ist!" Tränen stiegen in meine Augen. Diese Schauspielerei viel mir nach diesem Tag nicht mehr schwer. Ein Gedanke an Harry, löste eine ganze Lawine an Gefühlen in mir aus.
Da der Mann auf die Mitleidsnummer nicht reagierte, setzte ich noch einen drauf.

"Sie behauptet, dass es Louis aus One Direction sei! Das ist doch verrückt", rief ich und versuchte mich weiterhin zu konzentrieren. "Verrückt", wiederholte der Mann planlos. Anscheind hatte er keine Ahnung, wer Louis, geschweige denn One Direction, war. Ich atmete erleichtert aus.
"Wenn wir dieses  Missverständnis nicht sofort aus der Welt schaffen, werden die ihnen noch das Haus stürmen", erklärte ich und deutete auf die schreiende Masse vor dem Eingang.
"Na schön", gab sich der Mann nun geschlagen und schaute mit einen verängstigten Blick zu den Fans.

"Wir müssen nur einmal die Aufnahmen von gestern Abend überprüfen und alles ist wieder in bester Ordnung", meine Stimme begann zu zittern. Ich befürchtete schon, mich selbst zu verraten. Dann aber stand der Mann auf, nahm einen Schlüssel von dem Haken neben der Tür und winkte mir zu. Mit schnellen Schritten folgte ich ihm. Da erreichten wir auch schon unser Ziel. Der Raum war schon für zwei Personen viel zu eng. Drei Bildschirme standen aufgereiht neben einander auf einem Tisch, die den Eingang und verschiedene Flure zeigten. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte der Mann auch schon irgendwelche Knöpfe gedrückt und das Band spulte zurück.
Erneut an diesem Tag hatte ich das Gefühl, in einem Traum fest zu stecken. Das alles schien zu abstrakt für das wahrhaftige Leben.

"So, das war gestern Abend", riss mich der Mann aus den Gedanken. Es dauerte nicht lange, da hatten wir gefunden, was ich gesucht hatte. "Diese Lügnerin", rief ich und funkelte die abgebildete Jenny wütend an. Diese eine Aussage entsprach der vollen Wahrheit.

Ich kramte unauffällig in meiner Tasche.
"Louis Tomlinson, das ich nicht lache!", rief ich mit gespielter Empörung. Der Mann schien glücklicherweise nicht auf das Video zu achten, da sich meine angebliche Frau soeben als Drogendealer herausgestellt hatte.
"Dann ist ja alles geklärt", meinte der Hotelangestellte erleichtert, da ihm das Bild von den vielen Fans anscheinend  noch nicht aus dem Kopf gegangen war.
Ich bedankte mich ganze drei Mal bei dem Herrn, als er das Band wieder in die Gegenheit zurück stellte. Was er nicht wusste war, dass ich alles mit dem Handy mit gefilmt hatte.

Normalerweise war ich in solchen Dingen ein mieser Lügner. Ich war immer der gewesen, der schmiere stehen musste oder der erst gar nicht mit eingeweiht wurde. Heute hatte ich mich wohl selbst übertroffen, als ich mit dem rettenden Videomaterial an der Polizeistation ankam. "Entschuldigung Sie bitte", meinte ich und kam einen Schritt näher an den Tresen heran. "Ich glaube, dass sollten Sie sich mal ansehen"
Mit diesen Worten legte ich mein Handy mit dem geöffneten Video auf den Tisch.

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt