39. Kapitel

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"Niall", rief Liam und stieß leicht gegen meine Schulter. Unfähig irgendwas zu erwidern, blieb ich still stehen. "Er ist wach!", hörte ich von irgendwo eine Stimme sagen. "Er ist wach!", dachte ich und versuchte diesen Satz zu verstehen.
Im nächsten Moment rief Anne: "Mein Sohn" Eine Menschenmasse bewegte sich vor meinen Augen hin und her.
Schließlich stieß ich mich von der Wand ab und fiel in Liams Arme. Louis zögerte kurz, doch erwiderte die Gruppenumarmung dann doch. Lachend drückte ich meine Freunde an mich. Doch da vermischte sich das Lachen plötzlich wieder mit einem Schluchzen.

Völlig perplex stand ich da und wischte mir über die tränenden Augen. "Es ist alles gut", flüsterte Liam und lächelte mich an. "Ja", hauchte ich und versuchte den Anflug von verschiedensten Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Gemma und Anne waren bereits in dem Zimmer verschwunden, während Liam, Louis und ich draußen warteten. Die Familie sollte erst einmal unter sich bleiben. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was sie alles mit durch gemacht hatten. Sie mussten krank vor Sorge um ihren Bruder beziehungsweise Sohn gewesen sein.

Ungeduldig wartete ich, bis die Tür auf ging und sie hinaus in den Flur traten. Ich musste mich selbst davon überzeugen, ob das ganze auch der Wahrheit entsprach. Nach einer Woche Kummer, war ich ziemlich misstrauisch geworden.
Prompt in dem Moment, als ich Harry vor mir liegen sah, fielen die restlichen Zweifel von mir ab. Ich fühlte mich zehn Kilo leichter und doch konnte ich es nicht fassen.

"Harry", rief ich und kniete mich vor sein Bett auf den Boden. Liam und Louis kamen ebenfalls in den kleinen Raum und stellten sich um unseren Freund herum. Er sah erschöpft aus und hatte die Augen halb geschlossen. Noch immer hatte er das Verband, welches seine Locken im Zaum hielt, um den Kopf geschlungen. Nur war er nicht mehr allzu blass, wie an den Tagen zuvor.

"Wie fühlst du dich?", fragte Liam als erster. "Mhm", nuschelte Harry vor sich hin. Liam, Louis und ich tauschten irrtierte Blicke aus.
"Nhm", machte Harry nach einer kurzen Pause und blinzelte gegen das Licht an.
"Ja?", fragte Louis etwas ungeduldig und stützte sich auf dem Bettpfosten ab.

"Ney", hörte ich Harrys raue Stimme flüstern. "Jetzt wird alles wieder gut", hauchte ich und lächelte ihn freudig an.
Ein kurzes Lächeln zuckte über seine Lippen, dann murmelte er leise: "Niall"
Erneut blinzelte er und warf mir einen kurzen Blick zu. Dann nahm er vorsichtig meine Hand. Sofort schloss ich meine Finger um seine. Die Wärme, breitete sich abermals auf meiner Haut aus. Nur war es diesmal anders. Diesmal fühlte es sich richtig an.
Dennoch warf ich einen kurzen Blick in Louis' Richtung.

Er hatte Fehler gemacht, die nicht mehr gut zu machen waren. Nur wusste ich, dass er ebenfalls eine harte Zeit hinter sich hatte und würde verstehen, wenn es ihn kränkte. Meine Bedenken waren jedoch unbegründet, Louis warf mir einen Es-ist-alles-gut-Blick zu. Schließlich machte er den Mund auf und meinte grinsend: "Ich muss mich noch dran gewöhnen"
Lachend stieß Liam ihn in die Seite, sodass er fast das Gleichgewicht verlor.

Ich wandte mich grinsend zu Harry, der sich ebenfalls um ein Lächeln bemühte.
Es tat gut, ihn wieder im Wachzustand zu sehen. Ich hatte das Gefühl, seit jahren seine Stimme nicht mehr gehört zu haben. "Ich habe dich vermisst", hauchte ich und fuhr ihm behutsam über die Stirn, während ich mit der anderen Hand immer noch seine hielt.
"Louis, hast du auch so einen schrecklichen Durst?", fragte Liam plötzlich und griff nach Louis' Kapuze.
Irrtiert drehte er sich um, ehe er in einer übertriebenen ernsten Stimme meinte: "Ja, jetzt wo du es sagst. Mein Mund ist schon ganz trocken"
Lachend liefen die beiden zur Tür. Ich konnte mir nicht verkneifen, ihn ein "Ihr seid so bescheuert!" hinterher zu rufen.

Auf Umwegen zu dir (Narry) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt