~1~ V E R Ä N D E R T

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Zoey (p.o.v)

„Ich bring diesen Kerl um, ich werde ihn umbringen. Bring ihn um, Zoey!", murmelte ich leise vor mir her, während ich mir die weißen Bandagen um die Hände schnürte.

Für mich war es wie ein Motivationssatz, etwas, was ich mir immer davor einredete, als könnte ich es vergessen.

Aber umbringen tat ich sie dann natürlich nie.

Das Schlimmste was ich bis jetzt jemandem dabei angetan hatte, war eine Querschnittslähmung. Selber Schuld, wenn der Idiot mir das Genick brechen wollte.

„Du lernst es nie, oder?", riss mich Lukas Stimme aus meinen Mordgelüstern und ließ mich zusammenzucken.

Seine blonden Haare fielen ihm in sein ebenmäßiges Gesicht, als er näher kam und auf meine Hände sah.

Vorsichtig, als seien sie aus zerbrechlichem Glas, nahm er sie in seine Hände und wickelte die Bandagen ab.

„Du wickelst dir die Bandagen jetzt fast seit vier Jahren und trotzdem sehen sie aus wie am ersten Tag, wenn nicht sogar schlimmer", kritisierte er meine Arbeit kopfschüttelnd.

„Vielleicht mach ich es auch extra", versuchte ich mich kläglich rauszureden. Luka sah kurz amüsiert zu mir auf und seine hellblauen Augen lachten mich an.

„Wieso solltest du dich extra dumm anstellen?" Mittlerweile band er mir den Stoff fester und ordentlicher um die Knöchel.
„Damit ich mehr Zeit mit dir verbringen kann? Luka ernsthaft, du bist nur noch mit dem dämlichen Sohn deines Stiefvaters unterwegs, während ich zuhause sitze!"

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, dass sich wegen eines kleinen Witzes unser Gespräch in eine ganz andere Richtung bewegte.

„Er heißt Logan und er ist nicht dämlich", sprach Luka kalt und ließ von den fertig gebundenen Stofffetzen ab.
Kurz traf seinen Blick meinen, ehe er sich umdrehte und in Richtung Tür ging.

Hab ich was Falsches gesagt?

„Luka ich-", setzte ich an, doch er unterbrach mich.

„Dein Kampf beginnt in zehn Minuten. Mach dich fertig, meditier ein bisschen oder sonst was."

Kaum waren die Worte schroff seinem Mund entkommen, war er auch schon weg und ließ mich verdutzt in der Mitte der Umkleide stehen.

In letzter Zeit war er komisch. Abweisend. Vielleicht hatte er mich betrogen?

Du bist so dumm, Zoey.

Verstört über meine eigenen Gedanken schüttelte ich den Kopf und lief in Richtung Spiegel. Er war nicht groß, dafür aber schon reichlich demoliert und mit vielen Kratzern und Rissen versehrt.

Mein Spiegelbild guckte mir mürrisch entgegen. Meine dunkelbraunen, brustlangen Haare waren teilweise elektrisch aufgeladen, wie ich das hasste!

Während meine ozeanblauen Augen mir matter als sonst entgegenstarrten, waren meine, in Kindesalter noch ausgeprägten, Sommersprossen schon so gut wie verschwunden.

Gut so, sie ließen mich sonst immer wie ein kleines Kind wirken.

Ich schluckte kurz, kramte ein schwarzes Haargummi aus meinem Rucksack und band mir meine Mähne zu einem hohen Zopf zusammen.

„Bring ihn um, Zoey!"

»✎«

„Gib mir mein Eis wieder, Zac!"

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt