~34~ 9 6 P U N K T E

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Zoey (p.o.v)

Mein Handgelenk schmerzte, als ich zum unzähligsten Mal zum Schlag ausholte und dem Mädchen gegen den Kiefer schlug. Er knackste, sie unterdrückte einen Schrei, hatte aber zu wenig Zeit, um sich den Kiefer wieder einzurenken.

Kyla Thuk war eine anspruchslose Gegnerin. Mit Leichtigkeit hatte ich es geschafft, sie auf den Boden zu prügeln, ohne selber einen ernsthaft schlimmen Schlag einstecken zu müssen.

Am Ende wurde bei einem Punktestand von 94:06 für mich abgepfiffen. Der Kampf startete am Anfang immer mit 50:50, je nach dem wie gut man sich anstellte, verlor oder gewann man Punkte. Hätte Kyla nicht ein Mal einen Glückstreffer an meinem Oberschenkel erlangt, hätte ich vollr Punktzahl, was es in Madrid noch nie gegeben hat.

Töstender Applaus ertönte aus den Zuschauerrängen und ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Selbst im Herbst war es in Spanien brühendheiß und dann kämpfte ich auch noch in einem geschlossenen Raum.

Stephen kam, zu meiner Überraschung alleine, in den Ring und legte mir beglückwünschend eine Hand auf die linke Schulter. „Dann lohnt es sich ja doch für mich, dir eine zweite Chance gegegeben zu haben", meinte er.

„Wo ist Zane?", fragte ich sichtlich verwirrt. Eigentlich war es üblich, seinen Kampfpartner zu den Kämpfen zu begleiten.

„Er macht sich gerade fertig und ist gleich selbst dran. In der zweiten Umkleide", erklärte Stephen mir und nickte auf einen spärlich beleuchteten Gang.

Innerlich dankte ich Stepen wirklich, dass er mich nach Madrid hat nachfliegen lassen, das hätte nicht jeder gemacht. Als ich ihm die Situation, okay vielleicht nicht fie ganze, erzählt hab, hat er leicht mürrisch eingewilligt, mich doch noch nachfliegen zu lassen. Ich glaub er hat einfach Mitleid mit mir und hat letztends in der Trainingshalle ja selbst gesehen, wie ich unter all dem litt.

Es ist nicht besser geworden. Weder die Enttäuschung von Logan, die Wut über mich selbst, das Ungewissen was mich bei Logan erwarten würde und die imaginäre Macht, die mich dazu zwingen wollte, in den nächsten Flieger zu steigen und ihm in die Arme zu fallen.

Tief in mir drinnen wusste ich, dass es am Ende darauf hinauslief, dass ich ohm verzeihen musste. Logan hatte Recht, seit ich ihm kannte, konnte ich nicht mehr von ihm los.

Das Licht flackerte leicht, als ich meine Bandagen abwickelte und in die rechte Umkleide ging. Abgeschlossen. Das war eine Sicherheitsmaßnahme, da die Umkleide des Gegners direkt gegenüber war und es vor Kämpfen schon gleich zu schweren Verletzungen oder Todschlag kam.

Ich klopfte gegen die dunkelblaue Tür. „Zane, ich bin's", meinte ich und klopfte nochmal. Die Tür schwang auf und mir gegenüber stand Zane, der mich mit einer Mischung von Missbilligung und Ausdruckslosigkeit musterte.

„Ist die Dame also auch mal erschienen?", fragte er kalt unf lehnte sich an den Türrahmen. Überrumpelt von der Situation, da ich nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte,  fuhr ich mir mit meiner Hand nervös über den Unterarm und wich seinem Blick aus.

„Zane hör zu, ich kann es er-"
„Ich brauch deine Erklärung nicht. Du hast mich sitzen lassen, einfach so. Weißt du wie man sich fühlt, als Einziger alleine antreten zu müssen?" Dann wurde sein Blick plötzlich vertweifelt und er fuhr sich mit der Hand durch die frisch gewaschenen Haare.

„Verdammt, ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Dieser Typ ist nicht gut für dich, ich will nicht, dass er dich zerstört. Wenn du schon nach wenigen Wochen weinend zusammenbrichst, wie soll dass dann erst in ein paar Monaten werden? Du bist doch schlau, lass dich nicht auf sowas ein", rief er dann und schüttelte mich leicht an meinen Schultern.

„Ich hab ihn zurückgewiesen", meinte ich dann leise, als würde ich es schon bereuen. Aber das tat ich nicht.

„Zurückgewiesen oder zurückgewiesen? Zoey ich kenn dich lang genug um zu wissen, dass das was du nicht in einer solchen Tonlage sprichst, wenn du jemanden vollkommen ablehnst", meinte er dann sorgenvoll.

„Lass uns später weiterreden, LittleD, jetzt hab ich erstmal einen Kampf zu gewinnen. Herzlichen Glückwunsch außerdem, 96 Punkte ist kein schlechter Start", sagte er dann viel gelassener, als wäre die Sorge von jetzt auf gleich von ihm abgefallen. Er konnte es sich aber auch nicht leisten, gleich im Ring an etwas anderes zu denken.

„Danke. Ich versohl dir deinen heißen Arsch, wenn du den Lappen nicht fertigmachst", grinste ich dann, umarmte ihn kurz und lief dann wieder rüber zu den Tribünen, auf dem etwa fünfhundert Leute laut schwatzend auf Zane und seinen Gegner warteten.

Das hier war erst der Anfang. Zum Schluss, bei den Finalen, schauten alle zu. Über 50 000 Leute. Die Chance, dort trotz Sieg abgeknallt zu werden, war hoch wie noch nie. In dem Moment, wo du deinen Gegner im finalen Schlag zu Boden zwingst, beginnt der gefährlichste Teil: Verlasse Madrid, ohne umgebracht zu werden.

„Ist er fertig?", fragte Stephen mich beiläufig und schaute auf seine goldene Armbanduhr. Nickend bestätigte ich.

Auch für Zane war es ein leichtes Spiel. Ein paar Hiebe und der schmächtige, blasse Junge räkelte sich unter Schmerzen auf dem Boden. Der Junge hatte aber auch zwei kleine Treffer an Zanes Brust erzielt, weswegen Zane den Kampf nur mit 84 Punkten gewann.

Die Punkte entschieden darüber, wie schnell du aufsteigst. Hast du einen hohen Punktestand ist es dir erlaubt, ein paar Kämpfe zu überspringen.

Zane und ich hatten uns schon die besten Möglichkeiten geschaffen. Doch die besten Möglichkeiten hießen auch, dass man automatisch ganz oben auf der Abschussliste stand.

➳🌚 no words for this little chapter.

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt