~60~ E R N S T

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Lesenacht drittes Kapitel 20:30
Passend zu der runden Kapitelzahl bekommt die Story ein paar neue Aspekte.

Zoey (p.o.v)

Sobald ich die Augen öffnete, versuchte ich zu retten, was noch zu retten war. Wild kratzend versuchte ich die toten Hautfetzen von meinem Körper zu entfehrnen. Mein anfängliches Zittern entwickelte sich zu einem starken Gliederzucken. Mein Körper bebte.

Irgendwann begann meine Haut weh zu tun, dünnes, hellrotes Blut bahnte sich seinen Weg meine Arme herunter. Ich wollte weiter machen, wollte mich vor den Flammen retten, doch bevor meine Hände weiterhin meine Haut abreißen konnten, drückte ein Paar Hände meinen krampfenden Körper zurück auf den Boden. Ein weiteres umschloss hart meine Handgelenke und schließlich befand sich auch auf meinen Beinen ein zu schweres Gewicht, als dass ich sie weiter bewegen könnte.

Ich war bewegungsunfähig, wollte weinen und um Hilfe kreischen, doch eine große Hand presste sich gegen meinen Mund. Was passierte hier?

„Zoey", drang eine bekannte Stimme zu mir durch. Mein Körper entspannte sich augenblicklich, all die Last, all die Angst schien von mir abzufallen, als ich den Klang dieser Stimme aufnahm. Mein Körper sackte in- in die Matratze? Wo zum Henker war ich?

Langsam und vorsichtig entfehrnte sich die Hand von meinem Mund und ein Paar weißblaue Augen schoben sich in mein Sichtfeld. Blinzelnd wollte ich herausfinden, was nun Realität war und was Traum.

„Alles ist okay, Baby, ich bin da, dir kann nichts passieren", hauchte die Stimme. „D-Die Kinder. S-Sie werden sterben, wenn ich nicht- die Raben, Feuer, wir müssen ihnen helfen", stotterte ich mit krächzender Stimme.

„Hey, hey, hey. Alles gut. Nicht erschrecken, Schatz, ich werd dir jetzt eine Injektion verpassen. Alles ist gut. Du wirst nur etwas schlafen. Du brauchst Energie", sprach die Stimme besänftigend. Mein Hirn war wie vernebelt. Schlafen? Was? Wir mussten den Menschen helfen, sie werden alle verbrennen!

Was meinte er mit Injektion? Die Fähigkeit klar zu denken schien mich ebenfalls verlassen zu haben. Während ich fiebrig überlegte, was dieser Mann mit Injektion meinen könnte, bemerkte ich den kleinen Stich der Spritze in meiner Armbeuge nur nebenbei.

»✎«

„Meine Prinzessin ist aufgewacht", wurde ich gleich empfangen, als ich das nächste Mal die Augen öffnete. Müde rieb ich mir über das Gesicht und gähnte. Mein Blick richtete sich auf die unzähligen Menschen, die sich hinter Logan versammelt hatten und mich alle ernst ansahen. Ist irgendwer gestorben? Verwirrt blickte ich zu Logan, der langsam an mein Bett kam und mir liebevoll einen Kuss auf die Stirn drückte. Mein ganzes Gesicht schien in Flammen aufzugehen und sofort begann ich wieder zu zittern. Beruhigend strich Logan mir über die Haare und mein Körper wurde wirder ruhig.

„Was ist passiert, Z?", flüsterte Logan dann leise. Wieder sah ich auf die Menschenmenge, die das Ganze mit neugierigen Augen beobachteten. Logan fiel mein verwirrter Blick sofort auf und er drehte sich kurz von mir weg.

„Nicolay, Mr. Maxe und Luka, Zac, ihr bleibt hier. Der Rest verschwindet", fuhr er sie kalt an und sofort begannen die Menschen sich aus dem Raum zu scheren, bis sich schließlich nur noch die vier Genannten auf Stühle unweit von dem Bett fallen ließen.

„Das ist Dr. Maxe, der Hauptrudelarzt. Er wird hier bleiben, zur Sicherheit, falls du nochmal so einen Anfall bekommst", erklärte mir Logan und deutete auf einen rothaarigen Mann, den ich auf Mitte Vierzig schätzen würde. Er nickte mir kurz lächelnd zu, wurde dann aber sofort wieder ernst.

„Anfall?", harkte ich irritiert nach. „Du hast angefangen zu schreien und sahst aus wie Gollum, als du sich auf dem Boden gewälzt hast wie ein fettes Schwein in 'ner Schlammgrube", höhnte Nikolay genervt, während er sich eine Zigarette aus der Tasche fischte und sie gelassen anzündete.

Na den scheint dein Gesundheitszustand ja blendent zu interessieren.

„Hüte deine Zunge Nikolay, oder sie ist schneller ab, als du dich entschuldigen kannst", fauchte Logan und wendete sich dann wieder mir zu.

„Alles okay?", fragte er dann wieder liebevoll und strich mir unentwegt durchs Haar. Unsicher nickte ich. Geht es mir wirklich gut?

„E-Es war alles so real, das Feld und die Raben und dann die Augen, das Feuer, die Schreie der Kinder." Zu dem Zeitpunkt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte bitterlich gegen Logans Brust. Er hatte mich auf seinen Schoß gehoben und streichelte mir nun beruhigend über den Rücken.

Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie die Tür zuflog. Luka ist gegangen.

„Hey, Beauty, alles wird gut. Beschreib mal, was passiert ist", wies mich Logan mitfühlend an und ich begann schluchzend von meinem Traum zu erzählen und erwähnte in gefühlt jedem zweiten Satz, wie real sich alles angefühlt hatte.

Mittlerweile ist Nikolay zwei Mal losgegangen und hat mir neue Taschentücher geholt, während Mr. Maxe den Raum verließ, da ich keine weiteren Anzeichen auf so einen Anfall aufwies. Mir war das ganz Recht.

„Logan, kann ich dich kurz sprechen?", meldete sich dann auch Zac zu Wort, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte. Reflexartig presste ich mich an Logan, er sollte mich nicht verlassen. Ich wollte nicht wieder alleine sein.

„Ich bin gleich wieder da", hauchte er leise und drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann schob er mich vorsichtig von seinem Schoß runter und erhob sich. Rücklings legte ich mich auf das Bett und starrte Logan hinterher, der kurz ein Wort mit Nikolay wechselte und dann mit Zac den Raum verließ. Als die Tür zuschwung, ließ Nikolay sich zurück auf seinen Stuhl fallen und verschrenkte die Arme.

„Und da waren es nur noch zwei."

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt