~67~ S O N N E U N D M O N D

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Zoey (p.o.v)

„Gesandte der Sonnengöttin? Ich les' nicht gerne Märchen, sorry", entschloss ich mich gegen das Lesen und schob das Buch wieder zurück zu Nikolay, der gequält stöhnte und es wieder zurückschob.

„Nichts da, lies es dir einfach durch", wies er mich dann an und seufzend begann ich, die norwegische Schrift zu entziffern.

In der Sonne liegt die Kraft, die die Ewigkeit vereint mit den Perioden des Lebens.

Sie bildet das Band zwischen Leben und tot, wacht ewig auf dem Sitz der Sterblichen.

„Man Nikolay", quengelte ich ungeduldig, auch wenn ich erst wenige Zeilen gelesen hatte.
„Ich fühl mich wie im Geschichtsunterricht, wenn wir Jahrhundert-alte Quellen analysieren müssen", jammerte ich dann und ließ stöhnend den Kopf wieder hengen. Im Moment wünschte ich mir einfach nur, neben Logan auf dem Betr zu liegen und zu schlafen, wie ich es verdient hatte.

Der Mond bindet die Kraft, verteilt auf Tausende, waltet über Hoch und Tief, bis sich die Schichten zusammentragen und Leben entsteht, wie es schon entstand Generationen zuvor, kurzweilig, bis Seelen zerspringen und Atem geraubt wird, nur noch Einer, allein, zerbrochen.

„Bitte bring mich um", murmelte ich leise, als ich mir den nächsten Absatz vornahm.

Und so gebiert es den Höchsten, zusammen allein, sich zu vereinen auf Erden und Visionen zu schaffen, zu brechen den Schmerz und die Unendlichkeit. Verborgen in den Tiefen des Geistes, Tief gemacht zu Hoch, höher als die Anderen, die zuvor den Titel Hoch getragen haben.

Eine neue Ära der Sonne, machtvoll in der Nacht, geschützt durch die Höchsten und geleitet durch die Unendlichkeit, sowie auf Erden, als auch nach dem Tode erstrahlt der Wille, eine reine Seele, kostbar und glasklar.

„Tschüss, ich bin raus." Ernergisch klappte ich das Buch zu und stand auf. Mit einem lauten Knall flog der Stuhl hinter mir zu Boden und ein Zischen von Nikolay durchzuckte den Raum.

Dem Jungen sah man an, dass er mit den Nerven am Ende war, denn er funkelte mich aus bösartigen Augen an.

„Setz. dich. wieder. hin", presste er dann zwischen den Zähnen hervor, doch ich verschrenkte nur die Arme.

„Bei allem Respekt, ich lass mich doch nicht von dir herumschubsen, wie es dir gerade lieb ist. Hoch, Tief, Höchste, Sonne, Mond. Das ist doch Schwachsinn!", rief ich bestimmt aus und schnaubte leise.

„Lies weiter!", befahl Nikolay mir, aber ich schüttelte nur wieder den Kopf. „Keine zehn Logans bringen mich dazu, weiterzulesen", fauchte ich.

Bei zehn Logans würde ich schreiend weglaufen, mich auf allen Sprachen bekreuzigen und beten, dass die Welt nicht unter ging.

„Gut. Gut, du willst es nicht anders, also werde ich es dir Wohl oder Übel vorlesen", murrte Nikolay, ihm schien das ganze hier wirklich wichtig zu sein. Mehr oder weniger befriedigt hob ich den Stuhl auf und setzte mich trotzig wieder hin, mit verschrenkten Armen und gelangweilter Miene.

Wenn die silberne Flamme auf Erden erlöscht, lodert die güldene in voller Pracht, um... Das kann ich nicht lesen, scheiß Erosion, lässt die ganze Tinte ausbleichen. Nur so kann das Gleichgewicht die Erde halten, damit Hoch und Hoch nebeneinander exestieren kann und die Kraft nicht herabfällt in das ewige Tief", beendete Nikolay die Erzählung und klappte das Buch zu. Danach schaute er mich abwartend an und ich fühlte mich wie vor Jahren im Unterricht, wenn der Lehrer eine Antwort von einem erwartete.

„Keine Ahnung? Boar Nikolay, das ist doch nur irgendein Mist, den irgendwer vor ein paar hundert Jahren unter Koks oder so geschrieben hat", versuchte ich ihn davon zu überzeugen, von dem unsinnigen Buch abzulassen.

„Du hast also keine Ahnung, was das ganze für dich bedeuten könnte?", fragte er dann eindringlich, doch ich schnaubte nur erneut.

„Wenn mir hier mal jemand erklären kann, was Hoch und Tief und Höchste ist und von welcher Kraft hier gesprochen wird, wär ich um einiges schlauer", murrte ich dann.

„Dass du irgendwann mal schlauer wirst? bezweifel' ich stark", nuschelte Nikolay sich selbst zu. Ein leises Knurren verließ meinen Mund. Was bildete er sich eigentlich ein?

Wenn die silberne Flamme auf Erden erlöscht, damit ist definitiv der Tod es Mondes gemeint. Da die Überschrift nun Mal Gesandter der Sonnengöttin lautet, gehe ich stark davon aus, dass hier von-"

„Absoluten Quatsch die Rede ist", beendete ich seufzend seinen Satz, erhob mich endgültig und lief Richtung Tür.

„Sag mir Bescheid, wenn du was Interessantes herausgefunden hast. Ansonsten danke, dass du 10 Minuten meines Lebens verschwendet hast." Theatralisch machte ich einen kleinen Knicks und flüchtete dann durch die Tür.

Dieser Typ hatte sie wohl nicht mehr alle!

Was der Text wohl zu bedeuten hat? 🤭🤔 Ansich ist es nicht wirklich schwer zu interpretieren.

Sorry, dass jetzt fast zwei Wochen nichts kam 😔

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt