~31~ W E R W O L F

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Zoey (p.o.v)

Entschlossen schaltete ich mein Handy aus und ignorierte somit die vielen verpassten Anrufe von Stephen. Ich konnte mir schon vorstellen, was er mir zu sagen hatte, wenn er erfuhr, dass Zane jetzt alleine im Flugzeug saß.

Mein Blick wanderte zu Logan, der nervös mit seinen Fingern auf das Lenkrad tippte und konzentriert auf den Verkehr war. Auf einer Straße im Wald, wo eh kein Mensch freiwillig langfahren würde.
Ohne groß nachzudenken legte ich meine Hand beruhigend auf seinen Oberschenkel und ein Lächeln zuckte über sein Gesicht.

Auch ich lächelte. Jetzt würde alles besser werden. Hoffte ich. Er würde die ganze Geheimnistuerei endlich auflösen und ich wäre um einiges schlauer und nicht mehr so deprimiert.

Als wir wieder vor das große, pompöse Haus fuhren, parkte Logan seinen Sportwargen und hielt mir höflich die Beifahrertür auf. Mit einem Nicken bedankte ich mich und versuchte, möglichst elegant den Wagen zu verlassen. Die Betonung lag auf 'versuchte'.

Wie auch beim ersten Mal war ich komplett überweltigt von dem Haus. Die LED Streifen waren ausgeschaltet, dafür wurden die verdunkelten Fenster durch die langsam aufgehende Sonne in einen orangenen Schimmer geworfen.

Logan legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich sanft in Richtung Eingang. Er schloss dir Tür auf und wurde sofort von einem Mann, vermutlich Personal, angesprochen. Ich nutzte die Zeit und hing meinen rosanen, viel zu großen Pulli, den ich mir heute morgen übergeworfen hatte, auf den Harken, an den ich letztes Mal meine Lederjacke gehangen hab, zu hängen.

Sofort schnappte Logan sich den Pulli wieder und sagte, er würde den lieber in seinem Zimmer aufhängen.

Logik? Ich denke nicht.

Schweigend folgte ich ihm nach oben und ließ mich dann auf sein Bett fallen. Logan setzte sich neben mich und fuhr mit seinem Finger über meinen Bauch. Abwartend lag ich da und wartete darauf, dass er anfing zu erzählen.

„E-Es hört sich jetzt sicher etwas unwahrscheinlich an", stotterte er dann nervös, nicht mal Blickkontakt traute er sich. Ich nickte, als ich die Hände unter meinen Kopf legte.

„Ich hab eine ziemlich komplizierte Familiengeschichte, die ich dir jetzt echt nicht auf die Nase binden möchte. Wer wen getötet hat spielt jetzt erstmal keine Rolle. Wichtig für dich zu wissen ist, dass" Er holte einmal tief Luft und schloss die Augen, als müsse er sich überwinden.

„wir Werwölfe sind" Er öffnete sie Augen wieder und warete auf meine Reaktion.

Doch da war keine Reaktion. Als ob ich ihm so einen Mist abkaufe.

„Wo sind die Kamaras?", fragte ich nach. Verwirrt runzelte Logan sie Stirn. „Welche Kamaras? Zoey, verdammt, ich mein es ernst"

„Ja klar und ich bin Harry Potter, schön mir dir Bekanntschaft zu machen", zog ich die Situation ins Lächerliche. Er konnte doch nicht wirklich davon ausgehen, dass ich ihm den Quatsch ohne Wenn und Aber abkaufte.

„Zoey, bitte glaub mir", flehte Logan mich an. Ich verschrenkte die Arme. „Dann beweis es doch. Zeig mir dein vampirisches Gebiss und deine angsteinflößenden roten Augen", lachte ich.

„Werwolf. Es war Werwolf, nicht Vampir"
„Och schade, das heißt, du beißt keinen armen kleinen Menschenwesen in den Hals?" Kurz zuckten seine Mundwinkel nach oben.

„Du bist die Einzige, der ich in den Hals beiße, Baby", grinste er dann. Angewiedert verzog ich das Gesicht.

„Ich steh nicht auf so einen sadistischen Kram wie Beißen, Blutspiele und Fesseln. Wenn es das ist, was du mir heute eigentlich offenbaren willst, dann sag das lieber gleich, damit ich meine Zeit nicht an dir verschwende" Er lachte wieder leicht, wurde dann aber ernst.

„Komm mit, ich will's dir zeigen", meinte er dann und griff nach meiner Hand, um mich vom Bett runterzuziehen.

„Frisst du auch Menschen?", fragte ich unschuldig, lachte mir aber innerlich einen weg. Werwolf, guter Witz.

„Nein?" Er schüttelte den Kopf, nahm meinen Pulli und zog mich eilig die Treppe runter.

„Aber wir haben doch gar keinen Vollmond und es ist erst morgens. Oder braucht ihr Blutmond?", belächelte ich das Ganze, doch Logan schüttelte nur den Kopf und schlüpfte in seine Schuhe, ohne meine Hand loszulassen. Naturtalent, das hätte ich nicht geschafft. Ehrlich. Und ich muss mich beim Schuheanziehen auch immer hinsetzen. Keine Ahnung wieso.

Vielleicht mangelt es dir einfach an entscheidenen Gehirnzellen?

Glücklicherweise hatte ich meine Schuhe angezogen und war gespannt darauf, was Logan mir jetzt darbieten wollte. Vielleicht war das Ganze ein Vorwand, um mit mir ein romantisches Date im Wald zu verbringen?

Du hättest sicher auch nicht nein gesagt, wenn er dich einfach gefragt hätte.

Mit Leichtigkeit nahm er schwere Ketten aus einem Regal und warf die sich über die Schulter.

Okay, doch kein Date. Er war definitiv Sadist. Das war so abartig.

Trotzdem folgte ich ihn tiefer in den Wald und fragte schon bald nach meinem Pulli, den Logan immernoch in den Händen hielt. Er bestand darauf, ihn mir überziehen zu dürfen.

Mitten im Wald blieb er dann stehen und schob sich die Ketten von den Schultern. Dann ließ er meine Hand los und lief zu einem dicken Baum und stellte sich davor.

„Kette mich an den Baum", verlangte er dann von mir und ich zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe.

„Soll das ein Scherz sein?", wollte ich dann wissen. „Mach es einfach, deine Sicherheit geht vor" Als ich mich misstrauisch näherte, reichte er mir einen kleinen Metallschlüssel und hielt ihn mir vor die Nase. Er passte in das Schloss am Ende der Ketten.

Dann geschah es. Er zog sich aus. Ganz aus. Als er nur noch in Boxershort vor mir stand, ging mir ein Licht auf und ich wich zurück.

Er war nicht der Dominante. Er war der Unterwürfige und wollte, dass ich ihn nackt ankettete. Ich schluckte schwer.

„Alles zu seiner Zeit", meinte er dann, als er meinen Blick sah. Misstrauisch fing ich an, ihn anzuketten.

Als ich das Schloss abgeschlossen hatte, war ich ziemlich mit den Kräften am Ende. Diese Ketten waren so dick wie mein Unterarm und wogen mindestens so viel wie ich.

„Versprich mir eins, Zoey, hau nicht ab. Du hast den Schlüssel, ich vergammel sonst hier", meinte er. Als würde er da nicht mehr rauskommen.

„Wieso musste ich dich fesseln?", fragte ich. „Wenn Levian die Kontrolle übernimmt, beißt er dir vor lauter Eifer noch die Kehle durch. Glaub mit, das willst du nicht"

Und dann verzog er angestrengt das Gesicht. Was zur Hölle spielte er für ein Spiel mit mir?

Jetzt kommt die Wahrheit, meine Lieben. :P

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt