~24~ S T O R Y T I M E

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Zoey (p.o.v)

Und jetzt stand ich hier.

Mit einem Messer in der Hand, geschleift und sauber poliert.

Zwei braune Auenpaare sahen mich erwartungsvoll an, ich erwiederte ihren Blick nur kurz.

Unsicher sah ich auf das Mädchen.

Ihre braunen, langen Haare fielen in Wellen über ihren schlanken Brustkorb, der sich rythmisch auf und ab bewegte.

Ich presste meine Lippen zusammen und sah umklammerte das Messer fester.

Das hier war kein Mord.

Was zierst du dich so? Es ist nur ein Schnitt. Willst du nicht endlich wissen, was mit Logan falsch ist?

Und wie ich es wissen wollte.
Ich wollte es so sehr.
Irgendwas in mir drängte mich dazu, ihre Haut zu zerfleischen und das Blut nur so strömen zu lassen. Wo war meine Menschlichkeit hin?

Mein Blick wanderte wieder zu den Zwillingen. Nein, nein, ihre Denkweise hat nicht auf mich abgefärbt!

Lenk nicht ab, Zoey. Du hast schon so viele Menschen verletzt. Du weißt, wie es ist, jemandem unter die Haut zu gehen.

Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich ging einen Schritt näher an sie heran, hob das Messer und setzte es an der dünnen, hellen Linie an ihrem Arm an.
Leicht drückte ich zu, das Mädchen murmelte etwas Unverständliches und drehte sich auf die andere Seite, entriss ihren Arm somit aus meinen Klauen. Ich biss mir auf die Innenseite der Wange und packte ihren Arm wieder.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Das war es wert. Es ist doch nur dieser  kleine Schnitt, Zoey.

Das war mit Abstand das Egoistischste, was ich je getan hab, aber eigentlich war nicht ich dran Schuld. Luka, Zac und Logan waren nunmal die, die mich indirekt hierzu zwangen. Sie waren es, die mir keine meiner Antworten beantworteten.

Maik und Hemsly waren die ersten,die mir einen kleinen Hoffnungsschimmer gaben, den Nebel zu lichten.

Entschlossen drückte ich das Messer in ihren Arm, schnitt noch tiefer, als ich es hätte müssen. Sicher war sicher.

Und ich wusste, es war nicht fair.

Und ich wusste, es war falsch.

Und ich wusste, jeder würde mich hierfür verurteilen.

Aber wer sagte denn, dass es jemals jemand herausfinden musste?

Das Bettlaken saugte sich nach und nach mit Blut voll, als ich kleine Schnitte in den restlichen Arm schnitt.

Alte Wunden aufreißen. Etwas, was ich besonders gut konnte. Nicht körperlich. Psychisch.

Das Mädchen hätte sich vermutlich die Seele aus dem Leib geschriehen, hätte Maik oder Hemsly ihr nicht schweigend ein Kissen auf den Mund gedrückt und ihr nur zwischenzeitlich Luft zum Atmen gelassen.

Mein Werk war vollendet.
Und ich war nicht stolz.

Einer der beiden Zwillinge nickte zur Tür und sie nahmen mir das blutgetränkte Messer ab.

Maik und Hemsly gingen zur Tür und gingen mit mir hinaus. Im Gang war es dunkel. Die Lichter sind schin seit drei Stunden erloschen.

Plötzlich wurde ich umgedreht und jemand hielt mir das Messer unter den Kinn, mit dem ich gerade den Arm des Mädchens bearbeitet hatte.

„Du hast gezögert", stellte einer der Zwillinge fest, während er die scharfe Klinge etwas in meinen Hals drückte, sodass kaum merkbar die erste Hautschicht aufgeritzt wurde.

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt