~5~ M A D R I D

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Luka (p.o.v)

Ich hatte gerade erschöpft die Augen geschlossen, als mich ein ohrenbetäubendes Knurren aus dem Halbschlaf riss. Auch Zac, der mit weitem Abstand neben mir saß, schreckte erschrocken auf.

„Meine Güte, Logan! Hast du einen Geist gesehen oder was?", fuhr Cat ihn an. Logan beachtete sie aber nicht, schnappte sich eine Flasche Havana und nahm einen großen Schluck.

„Hast du Zoey gefunden?" Erwartungsvoll sah ich den Alpha an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf, während er sich zwischen mich und Zac fallen ließ. Seufzend lehnte ich mich zurück.

„Du siehst ganz schön durch den Wind aus, großer Bruder", sprach Cat das Unübersehbare aus. Logan nahm ignorierend noch einen Schluck des Rums. „Erde an Logan?", versuchte die Blonde es erneut und durchlöcherte ihren Bruder mit seinen Blicken.

„Lass mich in Ruhe, Catrina", fauchte Logan und leerte den Rum.

„Du kennst die Regel, Logan: Wer kotzt, wischt und geht", sprach Zac mit einem vielsagenden Blick auf die leere Flasche Alkohol.

„Das hier ist mein Haus", meinte Logan nur.
„Nein, das hier ist mein Haus", wies ihn Zac zurecht. Logan sah ihn genervt an.
„Ich hab es bezahlt", erklärte Logan dann stur.

„Was ist los mit dir?", fauchte Cat. Was ist los mit dir? Wie oft hatte Zoey diesen Satz zu mir gesagt? Bevor sie mit mir Schluss gemacht hatte?

„Was ist los mi-" „Halt die Klappe, Cat!", fuhr ich sie an. Ich konnte es nicht mehr hören.

Wie sehr ich sie enttäuscht hatte. Und sie wusste noch nicht mal wieso. Ich hab das doch nur getan, um sie zu schützen, aber was würde es bringen, wenn ich es ihr sagen würde? Wenn ich ihr alles sagen würde. Vermutlich nichts. Sie würde mich für verrückt erklären.

„Cat kann nichts dafür, dass du Zoey so vergrault hast", fuhr Zac mich an.

„Es tut mir echt Leid. Das mit Zoey. Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet hat", besänftigte das Mädchen mich und reichte mir ein Glas Wasser, doch ich bekam nichts runter.

„Sie ist meine Mate.", hauchte ich leise. Zac meinte, sie würde schon zu mir zurückkommen, sobald sie meine Abwesenheit nicht mehr aushielt, aber Zoey ist schon immer emotional stärker gewesen, als ich. Also war ich mir nicht wirklich sicher, ob ich es überstehen würde, bis sie wiederkam. Wenn sie überhaupt wieder kam.

Natürlich wird sie das!

Ich hoffte es.

„Mate..", wiederholte Logan meine Worte kaum hörbar. „Ja, Mate. Schon klar, wenn du irgendwann vergisst, was eine Mate ist, wenn du deine nie findest. Ich glaub, die Mondgöttin bestraft dich dafür, dass du so ein Arsch bist und mir mit vier meine Puppe gestohlen hast und ihr vor meinen Augen den Kopf abgerissen hast. Vielleicht bekommst du deine Mate auch erst mit fünfzig, oder nie. Besser für sie", redete Cat vor sich her.

Logan knurrte abwesend und starrte aus dem Fenster. Er schien wirklich nicht so gute Laune zu haben. In seinen schlechtesten Tagen hätte er Catrina für diese Worte ins Exil geschickt, also war alles noch im gelben Bereich.

»✎«

Zoey (p.o.v)

„Ah, verdammter Mist!" Erschrocken schob ich den Ast von meinen Beinen und sah nach oben. Warum musste der Ast gerade auf mich fallen?

Und wieso war ich im Wald? Ich gähnte. Wie lange habe ich wohl geschlafen? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon halb sechs morgens war. Wieder gähnte ich.

Meine Gedanken schweiften zu dem Kerl gestern. Sicher hatte ich es nur geträumt ich mein, wer hatte schon solche Stimmungsschwankungen, dass er einen erst runtermachte und dann umarmte? Außerdem war er bestimmt schon 24. Und ich erst 19!

Denkst du echt schon daran, dass ihr zusammenkommen könntet? Mädchen, du hast dich gerade erst von Luka getrennt!

Luka. Stimmt. An den hatte ich ja gar nicht mehr gedacht. Sofort stieg Wut in mir auf. Besser, wenn ich nicht an ihn dachte! Der konnte bleiben wo der Pfeffer wächst!

Zornig stampfte ich einfach drauf los, in irgendeine Richtung. Wenn das wieder darauf hinauslief, dass ein heißer Kerl mich anschmachtete, war es mir nur recht.

Im Pfadfinderkurs in der dritten Klasse hatte ich mal gelernt, wenn du dich verirrst, lauf einfach in irgendeine Richtung, du wirst schon irgendwann auf etwas treffen.

Zac hätte mich ja nicht hier her schleppen müssen. Dann könnte ich noch seelenruhig im Krankenhaus schlafen und müsste mir nicht den Kopf über meinen behinderten Ex, das Rudeldrama, wie ich es getauft hatte, und einen idiotischen aber verdammt heißen Fremden den Kopf zerbrechen.

»✎«

Schlag. Noch ein Schlag. Ein Tritt. Jane viel zu Boden.
„Alles okay?", fragte ich und hielt ihr meine Hand hin.

Ja, ich half Ladys eben!

„Schon okay, lass uns weiter machen" Sie rappelte sich wieder auf und ging in Kapfposition, doch der Ladenbesitzer, Stephen Morries, unterbrach unseren Kampf.

„Nichts für ungut Kleine, aber Jane spielt nicht in deiner Liga. Sie trainiert erst seit knapp zwei Jahren. Lass gut sein", wendete er sich an mich.
„Was? Nein, ich bekomm das schon hin", versuchte die erwas kleinere, rothaarige den Trainer zu überzeugen, doch der schüttelte nur den Kopf. „Ich will heute keine Toten sehen, Jane. Zieh dich um und nehm dir den Tag frei. Und du" Er zeigte ernergisch auf mich. „Kommst mal schön mit."

Verwirrt sah ich ihm hinterher. Was hatte ich denn jetzt verbrochen? War es nicht gut, wenn ich die Schwächeren forderte und förderte?

Schulzerzuckend folgte ich ihm in sein kleines, ranziges Büro. Er deutete auf den Stuhl gegenüber von sich und ich nahm Platz. Er meinte es also wirklich ernst.

„Ich bin mit deinen Leistungen nicht zufrieden, Zoey", sprach er dann. Ich öffnete den Mund.
„Wie jetzt?" Seufzend lehnte er sich zurück und betrachtete mich.

„Dein Kampf letztens, was war das?", wollte er dann wissen. Ich stöhnte auf.
„Ein Ausrutscher."
„Dann sorg dafür, dass es ein Ausrutscher bleibt, Zoey. Du bist meine Spitzenkandidatin dafür, nach Madrid zu fliegen, aber wenn ich soetwas nochmal sehe..." Er schüttelte den Kopf. „Du, Luka und Zane. Ihr seid neben dem Stoff meine Haupteinkommensquellen. Sorg nicht dafür, dass sich das ändert, Kleine." Ich nickte und versprach es ihm.

Bedröppelt verließ ich das Büro und ging in Richtung Umkleiden.

Madrid. Madrid war oberste Liga, nichts im Gegensatz zu den Amateuren hier in Norwegen. Stephen wollte mich wirklich nach Spanien schicken, zu dem größten, bekanntesten Kampfwettbewerb der Welt. Illegal, natürlich. Aber unter allen, die irgendwas im illegalen Geschäft verloren hatten, war der Wettbewerb bekannt.

Es gingen viele Leute dabei drauf. Zu viele. Aber ich werd es nicht, oder?

:)

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt