~22~ N A S S

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Zoey (p.o.v)

„Denk doch mal nach! Die Kinder sind für ihr Leben verstört, wenn die einen ihrer Freunde erschießen", versuchte Ash mich zu überreden, das Spiel abzubrechen. Wieso denn, es gefiel mir doch so gut. Er hatte mich zur Seite gezogen, während die Lehrlinge alle nervös in der  Reihe standen.

„Im Ring hast du keine Freunde. Da heißt es schlag oder werde geschlagen. Hier heißt es schieß, oder werde erschossen", antwortete ich schulterzuckend.

Ash fuhr sich mit der Hand durch die blauen Haare, welche unter den LED-Licht wirkten, als würden sie leuchten.

„Bitte, Zoey. Als Trainer müssen wir einer Meinung sein, sonst kommt das unorganiesiert rüber", flüsterte er dann verzweifelt und sein Blick flog durch die Halle.

„Was ist denn aus den Akademien geworden? Ich war in der Partnerschule in Arizona und wir wurden jeden Tag so mental auf die Probe gestellt", entrüstete ich mich. Auch Zane trat jetzt neben uns.

„Zoey, das ist schon über fünf Jahre her, die Zeiten ändern sich. Außerdem solltest du deinen persönlichen Frust nicht an Jüngeren auslassen", warf er jetzt ein und sah mich mit einem ich-weiß-was-gut-für-dich-ist-ich-bin-deine-Mutter-Blick an.

„Ich lass meinen persönlichen Frust an niemanden aus!", maulte ich.
„Natürlich, seit dem Telefonat mit diesen Logan bist du total aufgewühlt und aggressiv"

„Ich bin nicht aggressiv!"
„Du bist es schon wieder", flötete Zane mit einem leichten Singsang in der Stimme. Stöhnend fasste ich mir an die Stirn, um einen klaren Gedanken fassen zu können.

„Okay" Ich warf abwehrend beide Arme in die Luft.
„Aber nur" Strafend sah ich Ash und Killian, der schweigend unser Gespräch verfolgte, an „wenn wir das nächste Mal, meinetwegen abgesprochen und mit eingeschränkter Sterberate, die Kiddies mal ein bisschen fordern können. Sonst gehen die im Ring noch ein wie ein Kuchen, bei dem man die Eier vergessen hat", verlangte ich.

„Du meinst so wie bei Zane?", meldete sich nun auch Killian zu Wort. Mit offenem Mund starrte Zane ihn an, während ich und Ash zu schnunzeln begannen.

„Bei Zane hat man nicht nur Eier, sondern auch Gürkchen und Birne vergessen", lachte ich jetzt leise.

„Na wenn das so ist kann ich ja auch gehen", motzte Zane beleidigt.

„Gern. Du brauchst auch nicht wieder zu mir kommen. Ich teile mein Bett nicht gern", grinste ich.

„Oh glaub mir Schatz, ich werde das Bett mit dir teilen und ich werde nicht zu dir kommen, sondern in dir", schmunzelte er jetzt und verschränkte die Arme. Ashs und Killians Blicke wanderten von mir zu Zane und wieder zurück, bis Killian mich anguckte und mit dem Finger auf Zane zeigte, der immernoch über seinen eigenen Witz lachte.

„Meint er das Ernst?", fragte Killian dann verständnislos.
„Ich hoffe nicht. Ich möchte nämlich kein AIDS", sage ich gespielt angeekelt, bevor Zane seinen Senf dazu geben konnte.

»✎«

Die Sonne scheinte mir genau ins Gesicht, die Stahlen erwärmten meine Haut und ließen mich wohlig aufseufzen.
Während ich mit geschlossenen Augen nach meinem Cocktail tastete, dachte ich über die vergangenden Wochen nach.

Ea war so unglaublich viel passiert. Innerhalb von ein paar Tagen hatte ich mich von Luka getrennt, die Freundschaft zu Zac war nicht mehr wirklich bindend und ich hatte einen Typen kennengelernt, neben dem ich am liebsten jeden Morgen aufwachen würde.

Und nein, dieser Typ war nicht Zane!

Logan hatte mich verzaubert von dem Moment an, als ich ihn zum erstem Mal im Wald sah. Natürlich hatte ich Angst, anders lässt es meine Natur als Mensch auch nicht zu, aber es war ein einmaliges Gefühl, seinen warmen Atem auf meiner Haut zu spüren und seinen harten Körper gegen den meinen gedrückt zu haben.

Wäre mir das jetzt passiert, hätte ich es vielleicht darauf geschoben, dass ich schon mehrere Tage keinen intimen Verkehr mit jemanden hatte, weil Luka jetzt wohl, hoffentlich, endgültig aus dem Schneider war.

Nehmt es mir nicht böse, aber vier Jahre beinahe täglich jemandem zum Kuscheln zu haben weckt auch innder Zeit danach Bedürfnisse.

Diese Bedürfnisse blieben bei mir aber vorerst aus. Zu sehr war ich verwirrt und unentschlossen.

Am liebsten würde ich zu Logan laufen, ihn von oben bis unten abknutschen und mein Leben mit ihm verbringen - Happy End.

Aber da war auch noch etwas, was beinahe mein ganzes Leben beherrschte. Nein, keine Liebe, kein Geld, auch kein Training oder irgendeine Person, die mir vielleicht nahe stand. Naja, von denen gab es ja jetzt nicht mehr viele.

Nein, es war mein Stolz.

Mein riesiges Ego, was für ewig zerstört sein würde, wenn ich jetzt bei Logan, Luka oder Zac antanzte.

Außerdem wollte ich Antworten. Antworten auf all die Fragen, die ich mir tagtäglich stellte. Die Wörter, die ich nicht kannte, die das Internet nicht kannte, ich wollte sie definiert bekommen.

Aber es tat nunmal keiner. Ich ging jedem am Arsch vorbei aber sonst heißt es 'Zoey, was machst du da' und 'Zoey, du musst mich verstehen'. Nein, natürlich verstand ich niemanden. Wie denn auch? Keiner Sorgte ja dafür, dass ich irgendwas verstand.

„AHHHH", schrie ich laut auf, als das Wasser meinen Körper traf und eiskalt an den Seiten der Liege auf den brennendheißen Sand fiel. Augenblicklich fühlte ich mich wie ein Eisbrocken im Polarmeer.

„Verdammt, Zane du Arsch!", kreischte ich und richtete mich auf. Zane schmiss währenddessen einen pinken Eimer zürück in Richtung eines Kleinkindes.

Pardon, auf ein Kleinkind.

Das fing natürlich sofort an, wie ein wildgewordener Elefant zu schreien und erstickte fast in seinem eigenen Tränenmeer. Na super.

„Was willst du?", fauchte ich und trocknete mich währenddessen mit einem versandeten Handtuch ab. Ungewollt verzog ich das Gesicht. Wie ich Sand am Körper hasste!

„Wir sind am Meer, es ist tolles Wetter und du gammelst nur auf so einer billigen Liege herum", beschwerte sich Zane, der das Geschrei des Kindes und das Fluchen der Mutter gekonnt ignorierte.

„Wir sind am Meer, es ist tolles Wetter und ich will mich sonnen, um knackig braun zu sein, wenn ich wieder heim geh'", korriegierte ich ihn, während ich mir eine Sonnenbrille aufsetzte.

„Ach scheiß auf Bräune, ich bin nicht so anspruchsvoll", wunk Zane ab, woraufhin ich ihn einen Klaps auf sein nacktes Bein gab.

„Idiot", nuschelte ich und legte mich wieder auf die versiffte Liege. Angenehm war das jetzt auch nicht mehr.

„Ich mach dich doch nicht nass, damit du wie eine faule Tomate weiterpennst", zischte er und zog mir das Handtuch weg.
„Ich lieg' nicht faul rum. Und rot wie 'ne Tomate werd ich nur, wenn du mir wieder die Sonnencremé vom Körper spülst"
„Ach nein, was machst du denn dann?"
„Ich philosophier über Gott und die Welt"

„Nein, du philosophierst über die Penislänge Logans, wir wollen schon korrekt sein, Honey", tadelte mich Zane. Empört warf ich meine Badelatsche nach ihm, verfehlte ihn aber um Längen.

„Was willst du denn machen?", fragte ich ergeben. Irgendwann hatte selbst ich keine Lust mehr zu diskutieren, besonders wenn so ein Mist herauskam.

„Lass uns die Welt erforschen"

Danki für 1K+ Votes, ist echt lieb :3 Für euch mal ein längeres Kapitel :P

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt