~36~ E N T F Ü H R T

9.6K 502 85
                                    

Zoey (p.o.v)

Ein letztes Mal sah ich mich im Spiegel an. Die dunkelbraunen Haare hatte ich streng zurückgebunden und jegliches Make up hatte ich heute weggelassen, weswegen sich einzelne Sommersprossen auf meinem Gesicht bemerkbar machten. Meine blauen Augen stahlten mir im Spiegel entgegen und passten farblich perfekt zu dem blauen Flecken an meinem Körper. Na da hatten sich die Schläge, die ich einstecken musste, wohl doch noch gelohnt.

23 Kämpfe hatte ich hinter mir. In acht Tagen. Ich kam auf einen Punktestand von 1.849 und gehörte somit in die Top drei. Eine Französin und eine Heimkämpferin hatte ich noch vor mir, um mir den Titel zu holen.

Zane ist gestern rausgeflogen, gegen einen Luxemburger. Heute fingen die letzten zwei Kämpfe der Frauen statt. Wenn ich die Spanierin schlug, war ich im Finale.

Wenn ich ehrlich war hatte ich Angst vor dem Finale. Zu gewinnen war nicht nur mit Ehre und Geld verbunden, sondern auch mit schrecklich großer Gefahr.

„Kommst du, Zoey?" Zane hatte drn Kopf in die Umkleide gesteckt, dir ich dieses Mal nicht abgeschlossen hatte. Nickend folgte ich ihm in den Ring, wo diesesmal unglaublich viele Zuschauet saßen. Die Lampen flackerten und tauchten die Halle in ein schwaches Licht. Der Fakt, dass der ganze Koloss unter der Erde erbaut worden war bewirkte, dass die Luft hier unten stickig und stinkend war, doch das war mein kleinstes Problem.

Für die nächsten fünfzehn Minuten war meine Herausforderung das braungebrannte Muskelpacket, das zähnefletschend ihre Fäuste ballte.

Die würde aber auch kein Schönheitskontest gewinnen. Die sah aus wie John Cena als Frau. Sorry, John.

Sie war die erste Gegnerin, die mich nicht begrüsste, als ich in den Ring trat. Trotzdem nickte ich erst ihr höflich zu, dann Stephen, der gebannt am Rand stand. Sein Club hatte es noch nie so weit geschafft, weswegen er schon seit Stunden unter Strom stand und mir jeden Wunsch von den Lippen ablas.

Daran konnte ich mich auf jeden Fall gewöhnen.

„Na du kleine Hure, jetzt wirst du richtig gefickt", sagte das Fleischpaket vor mir und sah mit etwa zwanzig Zentimeter Größenunterschied grinsend auf mich herab.

„Würd dir gern das selbe sagen aber ich hab nicht im Geringsten das Interesse, mit dir zu schlafen", sagte ich unbeeindruckt. Sie knirschte nur mit den Zähnen, ehe der Richter uns das Zeichen gab, dass der Kampf begann.

Augenblicklich wurde es totenstill und ich hörte sogar das Tappsen meiner eigenen Füsse auf dem Boden.

Wir umkreisten uns wie Raubkatzen und mir fiel es zunehmend schwerer, ihren ganzen Körper im Blick zu behalten und dabei selber Angriffsmöglichkeiten zu entdecken.

Dann plötzlich rannte sie auf mich zu, war aber zu langsam und ich wich ihrem einfachen Faustschlag mit einer kurzen Bewegung aus, packte sie an ihren fettigen Haaren und zerrte sie auf den Boden, wo sie sich rumdrehte, bevor ich zum Tritt ansetzen konnte.

Der Kampf war langwierig und mit unglaublich wenigen Angriffschancen für beide Parteien verbunden. Als wir dann schließlich mit einem Punktestand von 46:54 für meine Gegnerin in die zwanzigste Minute gingen, setzte sie zu dem entscheidenen Schlag an und traf mich genau am Jochbein.

Taumelnd knallte ich gegen die Gummibande, doch das Mädchen ließ nicht locker, packte meinen Kopf und haute ihn unentwegt gegen den Boden, der mir selten so hart vorgekommen ist.

Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und ich spürte es schon gar nicht mehr, wie die Frau sich auf mich setzte und immer wieder auf mich einschlug.
Irgendwas blendete mich und verleitete mich dazu, die Augen zu schließen und es einfach über mich ergehen zu lassen.

Spätestens jetzt war allen in diesem Saal bewusst: Dieser Kampf war verloren.

»✎«

Mir war kalt. Unglaublich kalt. Das bisschen Wärme, was meinen Hals herunter lief, vertrieb die Eiseskälte nicht aus meinem Körper. Das Warme lief meinen Körper herab, über meine Schultern bis ihn zu meinem Arm, wo es mit etwas Kühlem verschmolz und sich komplett in Nichts auflöste.

Etwas Schweres lag über meinem Becken, trotzdem hatte ich Angst meine Augen zu öffnen. Viel leichter war es doch, in die endlosen Tiefen der Träume abzudriften.

Ein unüberhörbares Knarzen ließ mich reflexartig die Augen öffnen, doch ich war eingehüllt in einem Meer von Dunkelheit. Noch nicht mal meinen eigenen Körper konnte ich erblicken.

Jemand knipste das Licht an und ich musste kurz die Augen zusammenkneifen, um in den schwachen Licht etwas erkennen zu können.

Blut. Das Blut war die Wärmequelle, die sich von meiner Nase und meiner Lippe bis hin zu den eisernen Handschellen bahnte und dort auf dem kühlen Metall sein Ende fand.

Die Handschellen waren mit einer schweren Kette verbunden, die über meinem Körper hing. Geschockt weiteten sich meine Augen, als ich erkannte, wo ich mich befand.

Ich kannte diesen Raum. Das Bett. Die Messer. Die Tür zum Badezimmer. Die Folterwekzeuge.

Das konnte nicht sein.

Mein ganzer Körper begann zu zittern, als ich die ganzen Wunden auf meinen Gliedmaßen entdeckte, welche frisch und unverheilt waren. Ich war so geschockt, dass der Schmerz erst später einsetzte, als ich leise Schritte hörte und die schwere Eisentür aufgeschlossen wurde.

Ich wollte nach einer der vielen Waffen greifen, die einsatzbereit an den Magnetstreifen hingen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Nicht ein Wort verließ meine aufgeplatzten Lippen, als ein fremder Mann herein kam.

Hola die Waldfee, den würd' ich aber auch mal gern zum Dessert vernaschen.

Der Fremde war groß gebaut, hatte blondholdene Haare und ein so kantiges Gesicht, wie ich es in meiner Lebenszeit selten gesehen hatte. Seine Wangenknochen sprachen für sich alleine, während seine hellbraunen Augen einen kurzen Blick auf mich warfen, ehe er sich ein Messer von den Vielen nahm und langsam auf mich zu kam.

Normalerweise würde ich zurückweichen, aber ich saß schon an der Wand.

Leicht lächelnd kniete er sich auf meine Augenhöhe und legte das Messer unter mein Kinn, sodass ich ihn angucken musste. Widerwillig starrte ich in seine Augen, die reinste Lust wiederspielten. Welche Lust wollte ich gar nicht wissen. 

Lange sah er mich an, fuhr mit den Augen über meinen knapp bekleideten Körper und strich gedankenverloren über einige Wunden, die entweder er oder die anderen Leute, die mich verschleppt haben, oder die Kämpferin mir zugefügt hatte.

Ich erzitterte unter seinen Berührungen und zischte ab und zu vor Schmerz auf. Er stand ausdruckslos auf unf musterte mich weiter, wie ich hilflos und gefesselt auf dem kalten Boden saß.

„Ibiza ist voller Gefahren. Ich hätte erwartet, dass Logan dir das gesagt hätte"

Und wieder neigt sich das Wochenende dem Ende zu... :(

Wer der Typ wohl sein mag...? aber hey, wenigstens kommen bald unsere Lieblingszwillinge wieder :P

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt