~29~ M A F I A

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Logan (p.o.v)

Seit fast fünf Stunden saß ich auf meinem Bett, drehte ein Messer in der Hand und biss meine Lippe blutig. Wenigstens erneuerte sie sich so schnell. Ein Vorteil des Werwolfsdarsein.

Es war das erste Mal in meinem Leben, in dem ich es wünschte, ein ganz normaler Mensch zu sein und Zoey ganz normal lieben zu können, ohne ihr ständig das Herz zu brechen, was mir wiederum das Herz brach.

Immer wieder und wieder stellte ich mir die Frage, ob ich überhaupt noch ein Herz hatte. Wie konnte ich mit einem intakten Herzen einem so lieblichen Wesen so oft wehtun.

Neben der Sache, dass ich einfach zu viel Angst hatte, dass Zoey mich und meine Art hassen würde, beschäftigte mich aber noch ein ganz anderes Problem.

Ich konnte sie nicht küssen. Für dieses Problem gab es schlichtweg keine Lösung, weil nicht ich daran Schuld war, sondern Levian.

Sei verdammt nochmal leise. Jeder andere Wolf schafft es, seine Mate nach ein paar Tagen zu markieren und du gibst mir die Schuld, dass ich mein Revier kennzeichnen möchte, bevor so ein Wichser an Matt oder noch besser Luka sich an Zoey ranmacht. Bei dir piept's ja wohl!

Levian sollte sich mal nicht so aufregen. Noch ist nichts passiert, die Frage war nur, ob das gut oder schlecht war. Unso öfter ich zu ihr kam, desto negativer wurde ihre Aura. Natürlich, sie war äußerlich, digital und analog perfekt und noch immer genauso anziehend wie zuvor, aber ich machte sie kaputt.

Und verdammt, ich wollte sie nicht kaputt machen. Sie war doch alles, was ich hatte. Mein kleines Baby.

»✎«
Zoey (p.o.v)

Zwei Stunden hatte ich durchgehalten, bevor ich kraftlos auf dem Hallenboden zusammengesunken bin und einfach nur geweint habe.

Vor allen anderen. Okay, vier Leuten, aber trotzdem.
Ich habe geheult und geheult, hatte dabei noch nicht mal richtige Gedanken, wegen denen ich so emotional werden könnte.

Stephen hatte am Anfang meines Heulkrampfes verzweifelt versucht, meine Tränen irgendwie zu stoppen, hat es dann aber aufgegeben und ist aus der Halle geflüchtet. Kein Wunder, wie man an der kleinen Donnerstagsschlampe sieht, ist er in Sachen Kindern und Erziehung nicht grad ein Ass.

Aber es störte mich nicht. Es fühlte sich besser an, als alleine in meinem Zimmer verbarrikadiert zu sitzen und zu weinen.
Hier war schließlich mein richtiges Zuhause. Logan hatte schon richtig gesagt, dass meine Wohnung nur eine kleine Schrottbude in einem Kaff war.
In diesem Raum aber hatte ich die meiste Zeit meines Lebens verbracht.

Die Tür flog auf und sofort hörte ich Zacs Stimme heraus. Oh nein.

„Zoey? Warum liegst du da auf dem Boden?" Hastig kam er zu mir und ließ die Tasche zu meiner Linken fallen.

„Sag mal heulst du?", wollte er dann verdattert wissen, doch mehr als einen Schluchzer gab meine raue Kehle nicht her.

„Sorry, aber davon muss ich erstmal ein Foto machen, du heulst nie in der Öffentlichkeit"

Ehe ich es mir versah, blendete mich ein grelles Blitzlicht und ich schlug die Hände vor die Augen.

Spinnte Zac jetzt etwa komplett?

„Um Himmels Willen, siehst du etwa nicht, dass deine beste Freundin mental an ihre Grenzen stößt?", schrie Stephen jetzt meine Gedanken heraus, wofür ich ihm dankbar zunickte. Anwehrend steckte Zac das Handy wieder ein.

„Was ist los?", fragte er dann einfühlsam, so wie er es immer getan hat, wenn es mir mal schlecht ging. Und das kam in der Vergangenheit echt selten vor.

Zac irrte sich. Alte Maschen zogen bei mir nicht mehr. Jetzt hieß es blanke Wahrheit oder Koffer packen und aus meinem Leben verschwinden.

„Geh, Zac. Bitte, lass mich einfach allein", bat ich ihn. Er runzelte die Stirn.
„Zizzy ich-" Überrumpelt mit der Situation sah Zac Stephen an, als dieser ihn am Genick gepackt hatte und laut fluchend aus der Halle zerrte.

Egal wie streng Stephen sein konnte, manchmal konnte ich ihn echt abknutschen.

„Raus hier! Alle!", schrie er die vier anderen an, die sich in der Ecke einen Parcour aufgebaut hatten. Schnell verschwanden diese auch.

Langsam kam Stephen auf mich zu und reichte mir die Hand, damit er mich hochziehen konnte. Irgendwie schaffte ich es, ohne reichlich Energie auf eigenen Beinen stehen zu können und blickte Stephen durch einen wässrigen Tränenfilm an.

„T-Tut mir l-leid", entschuldigte ich mich für die Umstände, die ich gemacht habe, doch Stephen guckte mich einfach nur mit einem Hauch von Sorge an. Ich wischte mir schniefend über die Nase und wartete darauf, dass er das Wort ergriff.

„Heute hast du mit deiner Heulerei echt einen miesen Tag erwischt", stellte er dann sachlich fest. Jetzt war ich eindeutig verwirrt.

„Ich wollte dir ein paar Kollegen vorstellen. Leute, mit denen ich eng zusammenarbeite", klärte er mich dann auf.

Nickend sagte ich: „I-Ich kann ich schnell umziehen und mich sauber m-machen"
Stephen legte kopfschüttelnd eine Hand auf meine Schulter.

„Ich kenn dich seit fast fünf Jahren. Wenn du einen Zusammenbruch hast, kann ich davon ausgehen, dass vermutlich die Welt untergegangen ist. Für dich zumindestens. Das sind keine normalen Leute. Du musst emotional fit sein, um mich zu begleiten. Ruh dich ein paar Stunden aus, wir machen das ganze, wenn du aus Madrid wieder kommst", gab er mir zu verstehen und sah mich eindringlich an. Nickend stimmte ich zu. Gerade, als er gehen wollte, hielt ich ihn auf.

„Stephen, was sind das für Leute?", fragte ich dann leise. Er zögerte kurz.

„Dealer. Größtenteils. Internationale Dealer, von der Mafia, Zoey. Ich möchte, dass du meine Nachfolgerin wirst"

Ich sollte schlafen gehen. Wirklich. Euch wünsche ich auch eine gute Nacht. Vier Kapitel am Tag sollten wohl reichen :P Hab euch lieb hehe <3 Kommi oder votes? ^^

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt