Kapitel 7

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Ich war froh, dass ich dieses Wochenende frei hatte, denn ich hätte so unmöglich zur Arbeit gehen können.
Irgendwann war ich weinend eingeschlafen und erwachte nun mit hämmernden Kopfschmerzen.
Murrend quälte ich mich aus dem Bett und zwang mich dazu, unter die Dusche zu gehen. Ich wollte mich eigentlich nur verkriechen, doch das hatte ich vor zwei Jahren schon genug getan. Also hielt ich mein Gesicht unter den Strahl des eiskalten Wassers und ignorierte das schmerzhafte Prickeln auf meiner Haut.
Es tat irgendwie aber auch gut - es zeigte mir, dass ich noch am Leben war und noch fühlen konnte.
Langsam zog ich mich an, stieg die Treppe nach unten und setzte mich an den Küchentisch.
Meine Mum hatte mir Frühstück hingestellt und eine Notiz hinterlassen.

Guten Morgen, mein Schatz
Sonya und ich sind in der Stadt. Wir wollten dich nicht wecken.
Hab einen schönen Tag.
Ich hab dich lieb.

Ich seufzte, legte den Zettel weg und begann zu essen.
Es würde nichts bringen, zu hungern und außerdem hatte sich meine Mutter Mühe gegeben.
Nachdem ich mir den letzten Bissen in den Mund geschoben hatte, stellte ich mein Geschirr in die Spülmaschine und verließ das Haus.
Ich ging direkt in den Park und suchte mir einen ruhigen Platz am See.
Vorsichtig setzte ich mich ins Gras, holte mein Handy und meine Kopfhörer aus meiner Tasche und ließ "Love you goodbye" in Dauerschleife laufen, während ich nachdenklich aufs Wasser hinausblickte.
Dann griff ich in meine Tasche und holte das Tagebuch heraus, das ich instinktiv eingesteckt hatte. Es war das von vor zwei Jahren.
Ich schlug es auf und las nachdenklich ein paar Einträge.
Erst, als sich ein Schatten über mich legte, zog ich die Kopfhörer aus meinem Ohr und sah auf.
Liam.
Er sah auf mich runter und schnell sprang ich auf. "Was tust du hier?"
"Ich will mit dir reden."
"Ich dachte, du willst mich nie wieder sehen?", schnaubte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
"Ich war schockiert, dich nach zwei Jahren plötzlich wiederzusehen. Maya, bitte."
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte doch gerade erst angefangen, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er nichts mehr von mir wissen wollte. Wieso machte er mir das alles jetzt kaputt?
"Ich kann nicht."
Traurig griff ich nach meiner Tasche, ohne ihn aus den Augen zu lassen und rannte los.
Ich hatte nur eines nicht bedacht. Dadurch, dass ich nicht hingesehen hatte, wonach ich griff, hatte ich nicht mitbekommen, dass mein Tagebuch noch im Gras lag.
Hätte ich es direkt gemerkt, hätte ich Liams Rufe wahrscheinlich nicht ignoriert, doch so versuchte ich, so schnell so viel Abstand wie möglich zwischen ihn und mich zu bringen.
Ich rannte so schnell ich konnte den Weg entlang, verließ den Park und rannte durch die Straßen zu meinem Haus.
Mein Atem ging hektisch und mein Herz raste wie verrückt, als ich die Haustür aufstieß und mich mit dem Rücken dagegen lehnte.
Würde das alles irgendwann enden? Würde ich irgendwann frei von meinen Gefühlen sein?
Ich seufzte leise und setzte mich an der Stelle, an der ich stand, auf den Boden. Erstmal musste ich mich beruhigen.

Von Hass zu Liebe 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt