Kapitel 9

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Nach einer Weile stand ich wieder auf und ging ins Bad. Mein Make-Up war total verschmiert und meine Augen gerötet. Meine Mutter sollte mich nicht so sehen.
Gerade als ich mir neue Wimperntusche auftrug, klingelte es.
Genervt verließ ich das Bad und lief nach unten, wo ich die Tür öffnete.
Ein Blick genügte und sofort hatte ich das Bedürfnis, die Tür wieder zu schließen, doch Liam war schneller und stellte seinen Fuß dazwischen.
"Geh", zischte ich, doch er schüttelte den Kopf.
"Wir müssen reden, Maya. Lass mich rein."
Ich starrte ihn wütend an, dann trat ich schnaubend beiseite und ließ ihn rein.
Wir gingen ins Wohnzimmer und ich verschränkte meine Arme erneut vor der Brust. Es fühlte sich so besser an, als könnte nichts, was er sagen würde, mich verletzen.
"Was willst du?"
"Wie gesagt, reden."
"Dann rede."
Er seufzte und fuhr sich durch sein wunderschönes Haar. Ich wusste noch genau, wie weich es war und wie gut es sich angefühlt hatte, wenn wir...
Ich schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken, das war jetzt garantiert nicht der richtige Zeitpunkt.
Liam setzte sich aufs Sofa und sah mich bittend an, weshalb ich mich nach kurzem Zögern neben ihn setzte.
"Weißt du, Maya... Ich hab das nicht so gemeint, als ich sagte, dass ich dich nie wieder sehen will. Ich war einfach nur total überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du plötzlich bei Niall auf der Couch sitzt.
Kannst du mich in dem Punkt denn nicht wenigstens ein bisschen verstehen?"
Widerwillig nickte ich. Ich verstand ihn sogar sehr gut. Ich hätte wahrscheinlich genauso reagiert, wenn er plötzlich nach zwei Jahren hier gewesen wäre.
"Gut", sagte er und sprach weiter.
"Ich möchte, dass du weißt, dass du mir nicht egal bist. Das warst du nie. Aber ich hielt es für das Beste, sich zu trennen. Ich weiß, dass ich dir damit schrecklich wehgetan habe und das tut mir leid. Wirklich."
Ich schluckte und starrte auf meine Hände in meinem Schoß. Es war unmöglich, ihn anzusehen, ohne erneut in Tränen auszubrechen.
"Danke", erwiderte ich und hob eine Hand, als er etwas sagen wollte. "Nein, lass mich aussprechen."
Er nickte und ich holte tief Luft.
"Als du Schluss gemacht hast, war es das Schlimmste, was mir jemals passiert war. Ich habe dich geliebt und auch wenn ich wusste, dass du recht hattest... Tat es einfach nur weh. Ich hatte jedes Mal, wenn ich einen Bericht über euch las, hörte oder schreiben musste, Angst, dass du mich ersetzt haben könntest. Ich hatte Angst, dass ich dir egal geworden sein könnte. Ich hatte vor so vielem Angst, Liam. Davor, dich zu sehen. Und ironischerweise auch davor, dich niemals wiederzusehen. Ich weiß, dass ich unendlich viele Fehler gemacht habe. Ich weiß, dass ich eine richtige Bitch war. Vor allem zu Lina und Celi. Ich weiß das alles. Jetzt. Und ich weiß auch, dass es jetzt wahrscheinlich zu spät ist, alles wieder gutzumachen, nach allem, was passiert ist."
Ich seufzte und brach ab. Für das, was ich ihm so dringend sagen wollte, hatte ich nicht genug Mut.
Ich, Maya Summers, die sonst nie um eine Antwort verlegen war, war sprachlos, weil ihre eigene persönliche Schwäche neben ihr saß.

Von Hass zu Liebe 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt