7. Liebenswürdig wie ein Welpe

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7. Liebenswürdig wie ein Welpe

Nach dem ich heute tatsächlich pünktlich zur ersten Stunde erschien, musste mein Mathelehrer mir natürlich alles versauen. Ich bin zwar ein kleines Wunderkind, aber meine alte Matheklasse war noch lange nicht so weit wie die hier. Das bedeutet ich habe kein Plan worüber die reden und dieser liebenswürdige alte Mann meinte mich trotzdem an die Tafel zu nehmen.

Da stand ich also. Hatte keine Ahnung von irgendwas und dieser alte Knacker verlangt von mir, ich solle doch die Gleichung an der Tafel lösen. Selbstverständlich verstand ich rein gar nichts. Das war ihm natürlich egal. Also versuchte ich Nialls Lippen zu lesen. Leider kann ich keine Lippen lesen und so wurde aus der eigentlichen 3 203 einfach eine 300. Tja so ist das Leben. Der Lehrer, dessen Namen mir noch nicht bekannt war, da an dieser Schule anscheinend keiner die Höflichkeit besitzt sich erst vor zu stellen bevor sie mich versuchen fertig zu machen, ist direkt aus gerastet und hat mich einen Nichtsnutz genannt.

Ich weiß genau, dass ich zu nicht viel zugebrauchen bin, aber trotzdem wird er das bereuen. In meinem Köpfchen malte das kleine Teufelchen schon Rachepläne. Aber solange sich alle anderen auf Kosten meiner Unwissenheit amüsieren konnten, soll’s mir egal sein.

Nach dem Matheunterricht folgte noch Englisch, Musik und Kunst. In Englisch haben Niall und ich uns eigentlich nur über alles und jeden lustig gemacht. Wobei Harry für die meisten Lacher sorgte. Er saß einige Reihen vor uns und hat ständig Zettelchen von Lorry bekommen. Jeden Zettel las er sich durch und gab dann ein genervtes Seufzen oder Stöhnen von sich. Fazit: Niall und ich haben uns köstlich darüber amüsiert. Niall meinte nämlich seine Stimme zu verstellen und zu erraten was Lorry geschrieben hat. Natürlich kamen dabei einige nicht Jugendfreie Sachen bei raus.

In Musik war Frau Bauer unglaublich Glücklich, dass ich pünktlich zum Unterricht erschienen bin. Aber dann fing das Gefasel über vollkommen unnütze Dinge an. Warum konnte diese Frau nicht einfach eine Gitarre in die Hand nehmen und spielen? Da hat man viel mehr von der Musik.

Kunst stellte sich als mein neues lieblingfach raus. Die Lehrerin ist ziemlich jung und lässt uns zeichnen was wir wollen. Sie sagte und ich zitiere: „Lebt eure Künste aus“. Nun ja sie erinnert mich einen 70er Jahre Hippie, aber sie ist trotzdem genial.

Danach hatten wir Mittagspause. Dieses Mal gab es in der Kantine irgend so eine Brühe. Wieder gab es einen kuriosen Decknamen: Gemüsesuppe. Mal ehrlich wer will Suppe zum Mittag? Ich werde noch verhungern in diesem Internat. Niall aß, besser gesagt fraß, dieses unheimliche Zeug, das verdächtig nach Müllabfuhr roch, als gäbe es kein Morgen. Ich mag kein Hellseher sein, aber eins kann ich voraus sagen: Niall stirb an einer Lebensmittelvergiftung.

„Sag mal was machst du am Wochenende?“, wollte Niall wissen. „Weiß noch nicht, wieso?“, gab ich zurück. „Es steigt eine kleine Poolparty hier in der Nähe. Ich gehe mit ein paar Freunden hin, willst du vielleicht mit?“. Ich nickte nur und sah ihm dabei zu wie er seinen Teller leerte.

Anschließend hatten wir noch Geschichte und Physik. Der Unterricht zog sich in die Länge wie sonst auch immer. Als die Schulglocke mich endlich erlöste, machte ich mich endlich an meinen heutigen Plan.

Zuerst ging ich in die Waschräume. Da pünktlich um 18 Uhr die Waschmaschinen automatisch angingen, tauschte ich ein paar Sachen hier und da. Ein roter BH landete in der weisen Wäschen von dem Fußballverein, eine Schwarze Boxershort landete in der Unterwäsche eines Mädchens und noch vieles mehr..

Nach dem auch das Geschafft war, wollte ich meinen potenziell besten Freund Harry besuchen. Oh mein Sarkasmus ist heute nicht zu übertreffen. Wie ich durch Niall heraus fand, teilt Harry sich ein Zimmer mit irgendeinem von Nialls Freunden Namens Louis oder so. Ich habe langsam wirklich das Gefühl, Niall ist mit allen befreundet. Ok man kann es niemanden verübeln. Der Junge ist so liebenswürdig wie ein Welpe.

Ich klopfte hektisch an Harrys Zimmertür. Da Harry momentan beim Fußball sein müsste, erwartete ich einen fremden. Zu meinem Glück öffnete tatsächlich ein verwirrter Junge die Tür. Ich hielt mir meinen Bauch und verschränkte meine Beine. Noch einen gequälten Gesichtsausdruck und schon hatte ich sein Mitleid. „Hey alles gut bei dir?“, fragte er besorgt. Ich musste mich wirklich beherrschen nicht laut los zulachen, aber diese Masche klappt wirklich immer wieder. „Ich müsste gaaanz dringend auf die Toilette aber ich habe mich ausgesperrt“, gab ich gequält von mir. Sofort ging er zur Seite und zeigte auf eine Tür.

Ich betrat das Zimmer und schon machte ich mich ans Werk. Harrys Haarshampoo kippte ich in das Waschbecken und fühlte es dafür mit grünem Wackelpudding auf. Mit seinem Körper Shampoo passierte dasselbe, nur verwendete ich roten Wackelpudding. Oh Harry du wirst dich freuen.

Ich bedankte mich natürlich bei meinem ‚Retter‘ und machte mich dann auf den Weg zum Campus. Wie auch die letzten Tage bestellte ich mir erst eine Pizza, da ich wirklich am verhungern war. Ich glaube in nächster Zeit werde ich mich nur von Pizza ernähren.

Als meine Pizza verdrückt war, verschanzte ich mich in mein Zimmer. Lorry war zu meinem Glück nicht da. Ich telefonierte eine Zeit lang mit Toby. Später schrieb ich noch mit meinem schwulen besten Freund Owen. Er studiert momentan Literatur und Lyrik. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten und waren schon immer unzertrennlich. Ich vermisse ihn. Owen und Toby. Sonst niemanden. Wirklich, es gibt niemanden außer den beiden. Vielleicht weil ich eine so herzensgute Person bin und alle neidisch auf meine Gutherzigkeit. Ok das kauf ich mir selbst nicht ab.

Plötzlich klopfte jemand an der Zimmertür. Ich dachte mir natürlich nichts dabei, was sich als böser Fehler rausstellte. Kaum war die Tür auf, stürmte ein aufgebrachter Harry in mein Zimmer. „Was soll das bitteschön“, brüllte er, während er die Shampooflaschen vor mein Gesicht hielt. Natürlich setzte ich einen unschuldigen Blick auf. Meinen typischen Welpenblick. Bei Toby zieht der immer. „Weißt du wie weit ich fahren muss um mir neues Shampoo zu kaufen“, brüllte er. Seine Miene wurde aber weicher, als er mir in die Augen blickte. Er seufzte genervt und umarmte mich dann.

Innerlich feierte ich gerade Party, da mein Welpenblick mal wieder gewirkt hat, äußerlich sah ich immer noch tief traurig aus. Wenn ich jetzt alles richtig mache, wird er sich für alles die Schuld geben. Um alles so glaubhaft wie möglich zu machen, ließ ich eine dicke Krokodilsträne über meine Wange laufen. „Hey warum weinst du?“, fragte er sanft. „Du hast so laut gebrüllt“, schniefte ich unschuldig. „Hey tut mir leid, ok?“, kam es schuldbewusst von ihm.

Solch ein Trottel. Ich nickte nur. Er drückte mir einen Kuss auf meinen Scheitel und flüsterte noch einige Male, wie leid ihm das tut. Wie kann man nur so dumm sein? Ich verarsche ihn und er endschuldigt sich. Entweder er ist dumm oder naiv. Vielleicht ja auch beides. 

Rebellion |z.m.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt