ROT - Die Farbe meiner Tränen

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Das hier ist mein erstes Buch, das ich für eine größere Lesergruppe (als mich selbst) geschrieben habe 😅 Ich hoffe ihr habt genauso viel spaß beim lesen der Geschichte, wie ich beim schreiben. Wenn ihr einige Rechtschreibfehler entdecken solltet, und ich bin zuversichtlich das ihr welche finden werdet 😁, möchte ich mich im Vorhinein entschuldigen. Natürlich gebe ich mein bestes, so wenige wie möglich zu verursachen. Also viel spaß beim lesen und für Verbesserungsvorschläge bin ich immer offen. ;)

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Prolog

Seine kühlen, dunklen Gedanken kreisten in der Schwärze der Nacht ihre Bahnen, wie die rotierenden Blätter eines Helikopters. Stetig, eintönig, laut. Sie zu verdrängen, oder gar zu ignorieren, war ihm seit Jahren nicht mehr in den Sinn gekommen. Sie waren so laut und unaufhaltsam, dass jeder Widerstand im Keim erstickte und jeder Verdrängungsversuch jegliche Kraft auffraß, bis schließlich nur noch sie übrigzubleiben schienen. Wäre es nach ihm gegangen, so wären sie seit Jahren niemals präsent geworden. Allerdings ging es nicht nach ihm. Seine Gedanken waren selbständige, kleine Maden, die sich in seinem Kopf unaufhaltsam vermehrten, sich durch seine Gehirnwindungen fraßen und ihm sein Leben unerträglich machten.

Das Knirschen des LKWs riss ihn aus seinem Gefängnis. Seinem Gefängnis innerhalb seines Kopfes. Unter anderen Umständen hätte er die nächtliche Fahrt in einem verdreckten LKW sicher als abstoßend und überflüssig empfunden, doch in diesem Augenblick wirkte es wie eine Ablenkung. Auch wenn sie nur für einige, kurze Sekunden lang zu existieren schien, war sie da.
Das laute Tosen in seinem Kopf erstarb und wurde von dem Kreischen eines erhitzten Verbrennungsmotors abgelöst. Erneut war seine Welt vom Krach beherrscht. Warum mussten sie auch mit einem schäbigen LKW durch die Weltgeschichte kutschieren? Sein Vater und er hatten bereits alle Arten der Tarnung durchgespielt und er beherrschte sie bereits im Schlaf. Er wusste, was zu tun wäre, wenn er den, oder die, was immer Nummer dreizehn auch war, in die Finger bekommen würde. Es war immer dasselbe Drama: Erst musste er sich um ihr Vertrauen bemühen und sie davon überzeugen, dass er ihnen helfen konnte. Und wenn sie ihm dann ganz und gar vertrauten, erst dann kam sein Lieblingsteil: Die weit aufgerissenen und erschrockenen Augen, die ihn mit dem plötzlichen Erkennen anblicken würden in dem Moment der Erkenntnis, der Wahrheit. Sie wüssten nicht, wie ihnen geschehen würde, bis es zu spät war.

Sein Vater und er waren Jäger. Jäger einer langen Ahnenreihe von Jägerfamilien, die für die Reinigung der menschlichen Zivilisation kämpften. Die die Hexen und Hexer dieser Welt jagten und sie ihrer Kräfte, ihres Daseins beraubten. Hexen und Hexer waren aber auch unglaublich leichtgläubig und vertrauenswürdig, was allen Jägern natürlich in die Hände spielte. Und bei den anderen, bisher ausradierten Hexen und Hexern war es ihnen ja auch schon gelungen, sie zu fassen.

Ja, das würde ein Kinderspiel werden. Sie hatten schon einige dieser Kreaturen vernichtet und wussten, worauf sie zu achten hatten. Wussten, womit sie die Wesen enttarnen konnten, als dass, was sie wirklich waren. Monster. Unnatürliche Geschöpfe. Launen der Natur, die alles verschlingen würden, wenn man sie nur ließe. Aber dafür gab es ja sie, die Jäger, um diese Katastrophe zu verhindern.

"Haben sich die anderen schon gemeldet?", fragte er neugierig. Die dunklen blauen Augen seines Vaters schauten ihn durchdringend an. "Nein, noch nicht. Aber Jack hat erst gestern einen kleinen Hexer in die Finger bekommen." Irritiert sah er seinen Vater an. "Noch ein Kind? Ich dachte, sie würden sich erst in der Pubertät richtig entwickeln können.", sagte er und erntete von seinem Vater einen alles zerschmetternden Blick. "Ob Kinder, Frauen oder Kranke. Alle sind verfluchte Monster. Ihnen steht das Leben nicht zu! Sie haben zu sterben!" Eisern glitt der Blick seines Vaters auf die Fahrbahn zurück und starrte auf die spärlich beleuchtete Straße. Seine Gesichtszüge hatten sich bei diesen Worten schlagartig verändert und zeigten nun den abgrundtiefen Hass, den sein Vater den Andersartigen gegenüber empfand.

ROT - Die Farbe meiner Tränen,  LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt