Kapitel 36

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Heute gibt es als kleines Ostergeschenk ein neues Kapitel ;), ich hoffe ihr freute euch genauso über das sommerliche Ostern wie ich ☺️ und habt Spaß beim lesen! Frohe Ostern euch Lieben ❤️

Entschlossener denn je, Nicklas' Erinnerungen zurückzuholen und ihn mit seinem Bruder zu versöhnen, wollte ich einen Punkteplan erarbeiten, der dies bewerkstelligen sollte. Grübelnd lehnte ich mich über das vollkommen leere DIN A4 Blatt und raufte mir die Haare. Bisher war mir noch nichts eingefallen. Gar nichts! Da spuckte ich so große Töne und wusste selber nicht, wie ich das alles ins Reine bringen wollte. Stundenlang hatte ich im Internet gesurft und hatte Seite über Seite durchgeklickt, die mir helfen sollten, Nicklas Erinnerungsvermögen wiederherzustellen.

Ich war auf einigen Fachseiten, die ganz wissenschaftlich über verschiedene Hirnbereiche sprachen wie andere Menschen über Urlaubsorte. Von Amygdala bis hin zur Großhirnrinde war alles dabei. Letzten Endes verstand ich, dass Vieles mit der Umgebung, also der visuellen Wahrnehmung, den Gerüchen und mit bestimmten Tönen zu tun hatte. Dies alles wirkte zusammen und konnte dazu benutzt werden, um sich an gewisse Dinge zu erinnern. Das war ja auch schön und gut, jedoch hatte ich noch keinen Anhaltspunkt dafür, wie ich Nicklas damit helfen konnte. Woher sollte ich wissen, was er einmal gerochen oder gesehen hatte?

Im Grunde genommen war ich wie beim Monopoly wieder zurück zum Start katapultiert worden, ohne über Los gegangen sein zu dürfen. Auch die Sache mit den Buchseiten wollte einfach keine Fortschritte machen. Ich wusste, dass ich den Mann im Beichtstuhl irgendwoher kannte. Dieser Geruch nach Wald und Zitrone war mir so vertraut gewesen und dennoch wollte es mir einfach nicht einfallen. Außerdem, woher sollte ich einen Mann kennen, der vor ca. 400 Jahren gelebt hatte? Na bitte, das war mehr als nur unwahrscheinlich. Dennoch ließ mich dieses ungute Gefühl im Magen nicht los.

Geistesabwesend kritzelte ich auf dem Blatt Papier herum und hing meinen Gedanken nach. Irgendwie musste ich doch Nicklas' Erinnerungen zurückholen können. Müde ließ ich meinen Kopf auf dem Tisch sinken und schloss für einen Moment die Lider. Ich würde es schaffen! Ich musste es schlaffen!, war das Letzte, an das ich dachte, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.


***


Es war einer dieser Morgen, an denen man nicht mehr wusste, wo man war und was man dort eigentlich machte. Unter meiner Wange spürte ich, wie ein harter, unförmiger Gegenstand meine Haut eindrückte und ein heller Lichtstrahl direkt auf mein Gesicht fiel. Ich stöhnte. Ich hatte in meinem Leben noch nie genug Alkohol getrunken um zu wissen, wie sich ein richtiger Kater anfühlte. Aber wenn ich mir einen Kater vorstellte, dann würde es der jetzigen Situation wohl am Nächsten kommen. Stöhnend hob ich meinen Kopf von der Tischplatte, auf der er gelegen hatte, und spürte, wie sich ein Gegenstand langsam von meiner Wange ablöste.

Der Abdruck eines Kugelschreibers hatte sich in meiner Wange verewigt und unterstrich mit Sicherheit super meine zerzauste Frisur. Ich war tatsächlich vor meinem Schreibtisch eingeschlafen und hatte nicht einmal einen Satz auf meinem Blatt zustande gebracht. Na wunderbar. Ich wollte mich gerade innerlich für meine unbedachten Worte am Vortag ohrfeigen, als Swist mit einer Wucht die Zimmertür gegen die Wand schlug, dass ich Sorge hatte, sie würde entzweibrechen.

"Was in allerwelts Namen!", schrie ich auf und wurde direkt von ihm unterbrochen. "Gut! Du bist schon wach!", bellte Swist, während er auf mich zu trabte. "Dein Goldjunge ist nämlich Stiften gegangen und ich denke, das ist für dich nicht ganz uninteressant." "Was?!", fragte ich ganz intelligent, noch immer mit meinen Gedanken bei dem Abdruck in meinem Gesicht. Ich war eindeutig noch nicht ganz wach und träumte noch. Einen Albtraum.

"Na, weg! Über alle Berge. Nicht mehr hier!" Wenn es nicht eine Tatsache gewesen wäre, das ich mit einem toten Hund sprach, hätte ich beinahe gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hatte. Wo sollte Nicklas denn hin? Ohne Erinnerungsvermögen war er aufgeschmissener als ein herumirrender Tourist. Es sei denn... Augenblicklich war ich hellwach. "Wissen es die Anderen schon?" "Nein, du bist die Erste, der ich davon erzählt habe, Süße. Aber wer weiß, wie lange es noch dauert, bis sie es erfahren." Sein Schwanz und Körper wackelten aufgeregt hin und her.

ROT - Die Farbe meiner Tränen,  LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt