Kapitel 25

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"Und? Hat schon jemand 'was gefunden?", fragte Jeremy, der sich mit einem Laptop auf einer Couch breit gemacht hatte. Seine Füße baumelten über der Armlehne und der Laptop lag wackelig auf seinem Brustkorb. Zwischenzeitlich tippte er wild auf ihn ein oder spielte mit der Laptoptasche herum.
Als er sich nach seiner Frage, die unbeantwortet blieb, wieder der Tasche zuwenden wollte, rastete Alice aus.
Ihre sonst so engelsgleich liegenden Locken waren durcheinandergewühlt, was ihr einen Medusa-Touch verlieh und ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten beängstigend.

"Oh Alter, ich will jetzt nich' in deiner Haut stecken.", flüsterte ihm Lémon zu, oder war es Léan?, und klopfte ihm jovial auf die Schulter.

Alice' Körper bebte.

"Jeremy Benedict McKonnan! Hör auf, doofe Fragen zu stellen und den Laptop zu vergewaltigen! Wenn du uns helfen würdest, hätten wir vielleicht schon einen Teil des Puzzles zusammengesetzt! Arbeite gefälligst vernünftig und konzentriere dich!" Zu Beginn ihrer Ansprache brüllte sie ihm jedes Wort entgegen, doch zum Ende war ihre Stimme nicht mehr als ein Krächzen.

"Ich arbeite doch mit. ", versicherte ihr Jeremy, ehe ihm der Laptop vom Oberkörper glitt und geräuschvoll auf dem Boden aufschlug. Alice entfuhr ein Wimmern, das ich als ein sehr schlechtes Zeichen für Jeremy deutete. Blitzschnell war sie auf ihre zierlichen Beine gesprungen und eilte zu Jeremy's Couch. Wutentbrannt packte sie ihn an den Ohrläppchen und zog ihn hinunter auf die Knie. Dann deutete sie mit ihrem Finger auf den Laptop.

"Aufheben.", zischte sie. "Ist ja gut, mein kleiner Giftzwerg.", lachte er und tätschelte ihr den lockigen Kopf. "Ich glaube, das waren für heute genug Energydrinks." Jeremy gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange, hob den Laptop auf und zog Alice auf seinen Schoß. "Dann machen wir eben Teamwork. "

Er drückte ihr seinen Laptop in die Hände. Daraufhin war sie mucksmäuschenstill und ihr Gesicht so rot angelaufen wie eine überreife Tomate. Absolut herzerwärmend diese Szene.

"Können wir uns dann alle wieder der Recherche zuwenden?", forderte Claire genervt und blätterte geräuschvoll eine Seite ihres Buches um. Wenn ich vorher noch gedacht hatte, Léan und ich hätten lange in der Stadtbibliothek herumgelungert, so wurde mein Weltbild in diesem Moment neu erschaffen. Wir waren jetzt schon den ganzen letzten Abend und den heutigen Morgen damit beschäftigt, nach irgendwelchen Hinweisen zu suchen. Und noch immer waren wir kein Stück vorangekommen. Entnervt rief ich die nächste Seite im Internet auf, in der sich irgendwelche Pseudo-Historiker über die Regierungszeit Jakob I. ausließen und das Pro und Contra seiner Regentschaft ausdiskutierten. Sterbenslangweilig.

Auch in diesem Moment wurde eine hitzige Debatte im Onlinechat ausgefochten. QueenElisabeth1533 stritt sich gerade mit Jakobinator37 über den Erfolg oder Misserfolg der Reform in England des Jahres 1620 / 21. Ich wusste zwar nicht, was es da groß zu diskutieren gab; meiner Meinung nach hatte Wikipedia die ganze Sache recht verständlich formuliert, wenngleich auch nicht zu Gunsten des erfolglosen Reformers, aber ich war ja auch keine Fanatikerin.

Und in dem Moment kam mir eine Idee.

Ich musste die beiden Streithähne nur dazu bekommen, mit mir über die Sommerresidenz des Königs zu sprechen. Einer der beiden wusste doch mit Sicherheit jedes kleinste Detail, dass es über Elisabeth und Jakob zu berichten gab. Also loggte ich mich mit einem Pseudonym auf der Seite ein und klickte mit der Maus in das Textfeld des Chats. Newcomer666 online, stand da in grünen Farben. Schnell kratzte ich alles, was ich über Geschichte wusste zusammen und überlegte mir einen Text, der die beiden auf mich aufmerksam machen würde. "Diese Diskussion ist reine Zeitverschwendung! Das Parlament hat sich gedreht wie die Fahne im Wind und war in einem Moment dem König hörig, wenn es Ihnen nützte und im nächsten Moment waren sie wieder gegen ihn. Das war doch alles keine richtige Politik, sondern nur das Streben nach eigener Macht, Wohlstand und Ansehen. Außerdem war Jakob Schotte und damit schon beim Volk unten durch. Hinzu kamen natürlich seine Ausschweifungen bei Hofe und sein " exquisiter " Lebensstandard. Und Elisabeth war da ja auch keine Ausnahm gewesen, wenngleich sie auch den Grundstein für die Emanzipation schon früh gelegt hatte mit ihrer Regenschaft als alleinige Königin", schrieb ich in den Chat, um beide Seiten gleichermaßen etwas in Rage zu bringen.

ROT - Die Farbe meiner Tränen,  LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt