Kapitel 3

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"Holt mich raus! Hier drinnen ist irgendwas, das ist nicht mehr witzig!" Ich ließ mich an der Tür zu Boden sinken. Meine Stimme war von dem ständigen Gebrüll völlig heiser und kratzig geworden. Ich schlang meine Arme um meine Beine und wurde zu einem kleinem Knäuel. Mir war nicht kalt, aber so alleingelassen in einem dunklen Keller war es schon unheimlich und ungemütlich. Außerdem wurde ich langsam paranoid, denn ich glaubte mehrmals, eben nicht allein eingesperrt zu sein.

"Waah!" Da war es wieder, dieses Gefühl, als streifte mich etwas Lebendiges. Ich schloss die Augen, das war zu gruselig! Obwohl ich dieses Etwas nicht sehen konnte, hatte ich trotzdem das Gefühl, dass es nicht mehr da war, wenn ich die Augen schloss.  "Da ist nichts Felina, reg dich ab! Alles nur Einbildung!", versuchte ich mich selbst zu beruhigen.
Ich legte meinen Kopf auf meine Knie, um mehr Schutz vor was auch immer zu haben. Meine Haare kitzelten an meiner Wange und gaben mir immer wieder das Gefühl, als sei etwas in meinen Haaren. Eine Spinne vielleicht? Möglicherweise war es ja das, was mich die ganze Zeit streifte.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und wuschelte mir durch das Haar. Aber da war nichts. Ich schrie wieder wie eine Verrückte, noch länger würde ich es hier drinnen nicht aushalten! Ich wurde wahnsinnig. Nachdem ich mich mehr oder weniger wieder beruhigt hatte, öffnete ich vorsichtig meine Augen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit ich schon in dem Keller verbrachte, das Zeitgefühl ging hier unten einfach verloren. 

Dann sah ich zwei Lichter auf mich zu kommen. Waren das Taschenlampen? Sie leuchteten bläulich. "Jason? Seid ihr das? Gott sei Dank, ich hatte totale Angst, man würde mich nicht finden." Keine Antwort. "Hey..." Ich versuchte es nochmal. Je näher die Lichter auf mich zu kamen, desto weniger sahen sie aus wie Taschenlampen. Ich wich zurück und stieß mir den Kopf an der Eisentür. Das waren nicht Jason und sein Laufbursche, wie sollten sie auch? Wie wären sie auch hier hinein gekommen, wo doch die Tür hinter meinem Rücken war?

Meine Hände zitterten vor Angst und mein Bewusstsein verstand erst jetzt, was hier eigentlich vor sich ging. Das waren wirklich keine Taschenlampen. Das waren Augen. Ein Paar um genau zu sein, und sie leuchteten im Dunkeln. Mein ganzer Körper zitterte und vor lauter Angst versagte meine Stimme. Nicht, dass es etwas gebracht hätte zu schreien, das hat es ja die ganze Zeit vorher auch nicht. Die Augen kamen immer näher. Sie waren dierkt vor mir und ich spürte einen kalten Hauch im Nacken. Atmete es? "Willst du hier raus?" Das Geschöpf vor mir hatte etwas in der Stimme, das mich unwillkürlich an einen Hund denken ließ. Die Art und Weise, wie Etwas in seiner Stimme beim Sprechen zu Knurren schien.

"Wie sieht es aus, Gezeichnete? Oder sollte ich lieber ' Nummer dreizehn ' sagen? Was gefällt dir besser?" Er zog das ' besser ' in die Länge und knurrte es mir beinahe entgegen. "Bist du der Sprache etwa nicht mehr mächtig? Vorhin hast du noch gebrüllt wie am Spieß!" Er klang verärgert. Dann fand ich meine Sprache wieder. "D...doch, schon, a..aber äh was in aller Welt bist du?" Kaum hatte ich den Satz beendet, prustete er vor Lachen. "Du bist ja niedlich, weißt du überhaupt, was du bist?", sagte er und ich musste schlucken. "Klar weiß ich was ich bin! Ich bin ein ganz normaler 0-8-15-Mensch, absolut durchschnittlich, in keinem Fach sonderlich begabt, durchschnittlich halt.", sagte ich mit leicht trotziger Stimme.

Was sollte die doofe Frage auch?  Er lachte wieder, ich stellte ihn mir etwas dicklich vor, mit Grübchen im Gesicht. "Aha, sehr interessant, Miss Durchschnittlich." Okay, ich sprach mit etwas, das eigentlich gar nicht existierte. Es war soweit, ich wurde tatsächlich paranoid. Wenn ich je wieder nach Hause kommen sollte, würde ich einmal ' Paranoia ' googlen. "Was soll daran interessant sein?" "Du bist wohl nicht auf dem neuesten Stand, was Kleine?" Ich glaubte, ein Grinsen zu erkennen. Was wohl eher relativ zu verstehen ist im Dunkeln. "Wieso? Was meinst du damit? Sprich doch bitte einmal in klaren deutlichen Sätzen mit mir!" Er seufzte schwer. "Ich versuche dir verständlich zu machen, dass du überhaupt nicht ' durchschnittlich ' wie du es nennst, bist." "Sondern? Du willst mich echt auf den Arm nehmen, oder?" "Oh nein, Süße, ich meine das Ernst." Der Ton, der in seiner Stimme lag, verdeutlichte, wie Ernst er es meinte.

ROT - Die Farbe meiner Tränen,  LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt