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PoV Noah

Es waren nun schon einige Tage vergangen, seitdem ich wieder zu Hause bin. Täglich schreibe ich mit Jackson, was mich wirklich sehr glücklich macht und mir noch Hoffnung gibt. Hoffnung. Davon brauche ich wirklich viel, denn so langsam halte ich es hier nicht mehr aus.

Von Tag zu Tag, so habe ich das Gefühl, wird mein Vater immer aggressiver. Er schlägt mich öfter, doller und oft einfach ohne einen Ansatz von einem Grund. Einfach so. Alles was ich tue, ist einfach falsch.

Es macht mir Angst ihn so zu sehen. Meine Mutter tut auch nichts dagegen. Sie steht oft einfach da, sieht zu. Ab und zu beginnt sie dann einfach hysterisch zu lachen oder fängt an mit auf mir herum zu treten. Aber was solls? Ich kann eh nichts dagegen tun und wirklich beschweren möchte ich mich auch nicht. Immerhin gibt es viele auf dieser Welt, welche es noch schlimmer getroffen hatte, als mich.

In der Schule war es auch nicht gerade viel angenehmer. Ich wurde wie immer herum geschupst und geschlagen. Doch immer wenn dies passiert, holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und begann mit Jackson zu schreiben. Und er antwortete wirklich immer. Und auch sofort. Dafür war ich ihm wirklich sehr dankbar.

In der letzten Zeit habe ich oft über den Tod nachgedacht. Ich habe ihn mir vorgestellt und ihn mir genauestens ausgemalt. Ich stelle es mir gruselig und auch etwas grausam vor, dennoch aber ist es bestimmt, natürlich abgesehen von den vielleicht auftretenden Schmerzen, ein befreiendes Gefühl.

Oftmals da machten mir meine eigenen Vorstellungen Angst. Ich bin manchmal so in meinen Tagträumen, indessen ich mir Gedanken machte wie man sich umbringen könnte, gefangen. So sehr das ich nicht mehr weiß wo ich bin oder was ich zuvor gemacht hatte.

Einige Male hatte ich sogar gedacht, dass ich mich in Wirklichkeit gerade umbrachte. Es ist krank nicht wahr?

Immer dann stellte ich mir die Frage warum ich überhaupt noch hier bin. Was mich hier hielt und wieso ich es nicht einfach beende. Einfach aufgeben. Ich meine wen würde es überhaupt interessieren. Oder gar merken.

Doch dann kam mir die einzige Person in den Sinn, welche mir auf irgendeiner Weise etwas bedeutete.

Jackson.

Ich konnte und wollte ihn nicht einfach verlassen. Das wäre einfach nicht Fair. Schließlich hatte er sich solche mühe mit mir gegeben.

Ich war gerade von der Schule nach Hause gekommen. Pünktlich. Doch wieder war es meinem Vater nicht Recht. Er schrie mich an. Begann auf mich einzuschlagen. Ich lies es über mich ergehen. Wie immer. Doch ich konnte nicht mehr.

Dieses Mal übertrieb er. Ich fiel in Ohnmacht. Doch wachte immer wieder auf nur um zu bemerken, dass er immer noch auf mich einschlug und ich daraufhin wieder in Ohnmacht fiel. Ich weiß nicht wie lange es so ging, doch meine Kraft und auch mein Lebenswille verschwanden immer mehr.

Als ich das nächste mal aufwachte, lag ich immer noch im Wohnzimmer. Mein Vater war nicht mehr da. Keine Ahnung wie spät es war, doch draußen war es schon dunkel.

Es war genug, ich kann nun endgültig nicht mehr. Ich bin fertig mit dem allen hier.

Mit Schmerzen im ganzen Körper, schleppte ich mich in unser Bad. Dort schloss ich die Tür ab. Ich öffnete die hölzerne Schranktür und zog mir eine kleine Schachtel hervor. Dann öffnete ich sie. Das kleine so schön glänzende Metall Stück lächelte mir freundlich in mein Gesicht. Ich lächelte zurück.

Dann fiel mir etwas ein. Ich konnte nicht einfach gehen. Nein. Nicht ohne mich von Jackson zu verabschieden. Das war das mindeste was ich für ihn tun musste. Ich wollte nicht, dass er denkt ich würde einfach aufhören zu schreiben. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. Er hatte einen Abschied verdient auch wenn er nicht persönlich sein kann.

Ich schnappte mir mein Handy, dies geschah eindeutig zu ruckartig denn wieder begann alles zu schmerzen. Schnell schrieb ich ihm eine Nachricht. Ich hatte keine Zeit für einen Brief. Außerdem würde er diesen wahrscheinlich eh nie sehen.

Ich versuchte ihm alles zu erklären. Versuchte ihn verstehen zu lassen. Und bedankte mich. Ja ich war ihm wirklich sehr dankbar. Er hat alles so viel erträglicher gemacht. Ohne ihn, wäre ich schon längst tot. Doch nun konnte selbst er nichts mehr ändern. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich hoffe so sehr, dass er nicht enttäuscht von mir ist.Ich möchte nicht das er traurig ist. Und schon gar nicht möchte ich, dass er mich hasst.

Ich legte mein Handy zur Seite, nahm das scharfe Stück Metall in meine Hand und begann es zu beenden, mein Leben.

Es tat weh, so ganz ohne Tabletten, doch es war wirklich ein befreiendes Gefühl. Es war genauso wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich spürte, das Blut meinen Arm herunter laufen. Warm und so schön rot. Rot. Die Lieblingsfarbe von Jackson.

Ich werde ihn vermissen.

Mit den Gedanken an Jackson fiel ch letztendlich zur Seite und wieder in Ohnmacht. Die letzte Sache die ich mitbekam war, dass mein Handy förmlich eskalierte und ständig vibrierte. Ich lächelte.

„Jackson."

TextingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt