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PoV Noah

Und so schön.

Es blieb vorerst nur bei diesem Kuss. Was heiß schon nur? Er war wunderschön! Und damit meine ich nicht nur den Kuss. Ich rede sowohl von Jackson, als auch von dem gesamten Moment.

Wie bei unserem ersten Kuss, lag ich auch diesmal wieder nah an ihm gekuschelt. Ich genoss seine Nähe einfach unglaublich.

„Du weißt auch nicht genau, was das hier ist oder?", fragte er mit einer rauen Stimme. Er klang nachdenklich und ziemlich abwesend. Ich setzte mich auf, um ihn ansehen zu können. Dennoch blieben wir uns ganz nah. Auch er sah mir nun in die Augen. Ich schüttelte meinen Kopf. Nein. Ich wusste nicht, was das hier ist.

„Zwischen uns ist etwas, nicht?", fragte ich leise, eher rhetorisch. „Natürlich. Doch es ist keine Freundschaft mehr. Zumindest bei mir nicht", sagte er leicht verlegen. Durch seine Worte musste ich lächeln. „Es ist definitiv keine Freundschaft mehr", stimmte ich zu.

Es war irgendwie unangenehm und ich kam mir ein bisschen vor, wie ein kleines Kind, welches nicht auf den Punkt kam. Doch ich war froh, dass wir uns einfach langsam herantasten. So fühlte ich mich nicht so unter Druck gesetzt. Auch war ich einfach glücklich darüber, dass es ihm scheinbar tatsächlich ähnlich ging, wie mir. Dennoch blieb die Nervosität, davor zu einer Entscheidung zu kommen. Ich denke soweit bin ich noch nicht ganz.

„Hey Kleiner. Es ist alles ok. Keine Sorge, wir müssen dem ganzen keinen Namen geben. Es reicht doch erst einmal, wenn wir uns herantasten und sehen wie stark diese Gefühle wirklich sind. Ok?"

Warum ist er immer so perfekt? Warum weiß er immer, was ich denke und was ich brauche? Lächelnd nickte ich. „Macht es dir nichts aus? Zu warten meine ich", fragte ich. „Nein, keine Sorge. Ich würde ewig auf dich warten. Für dich würde ich alles tun", grinste er mich an, woraufhin ich kichern musste. „Ich mein das wirklich ernst", sagte er dann ernster und seine Hand legte sich auf meine, welche sich auf meinem Schoß befand. Wieder begann alles zu kribbeln.

„Danke Jackson", flüsterte ich. Seine Augen sind so schön. Sie passten perfekt zu seinen blonden Haar. „Ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst", sagte er verträumt. Sanft lächelte ich ihn an. „Und ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst. Aber ich liebe es mindestens genau so sehr, wenn du mich kleiner nennst", sagte ich dann, was ihn noch breiter grinsen ließ.

„Na komm schon her du süßes, nicht menschliches Wesen!" Mit diesem Satz wurde ich in Jacksons starke Arme gezogen. Ich ließ mich einfach fallen. Bei ihm konnte ich das, denn bei ihm fühlte ich mich sicher. Glücklich. Das beschreibt mich gerade ganz gut.

An diesem Abend wurde viel gekuschelt und auch einiges an kitschigen Sachen raus gehauen, doch es war niedlich. Einfach schön und nicht unangenehm übertrieben. Ich denke so fühlt es sich wirklich an richtig verliebt zu sein.

Am nächsten Tag hingen wir noch mehr zusammen, als eh schon immer. Wir konnten uns irgendwie nicht richtig los lassen. Doch es war nicht bedrückend oder ähnliches. Nein, es war eher angenehm und warm. Einfach Wohltuend.

Doch wer konnte erahnen, dass sich dieser Tag noch so sehr in die gegengesetzte Richtung entwickeln würde?

Die Gänge waren leer. Ich war alleine unterwegs. Wir hatten noch Unterricht, doch ich musste auf die Toilette, also ging ich noch einmal zehn Minuten vor Unterrichtsschluss. Auf dem Weg zurück zum Klassenzimmer ließ ich mir extra viel Zeit. Es waren eh nur noch einige Minuten und wenn ich etwas hasse, dann ist es Physik in den letzten beiden Stunden. Uff. Einfach Ufff.

Doch bis zu meinen Klassenzimmer kam ich nicht einmal mehr, denn ich wurde von einer Gestalt gegen die Spinde geschupst. Die Person hatte ich bereits wahrgenommen gehabt, doch dachte ich sie wäre einfach einer meiner Mitschüler. Doch das war falsch.

Es war einer meiner alten Freunde, welcher nach meinem 'Outing', zu einem meiner Mobber geworden war. „So sieht man sich also wieder", lachte Leon gehässig.

Ich zitterte schon vor Angst, denn ich wusste wie gnadenlos er sein konnte. Dennoch musste ich jetzt einfach stark sein, so wie ich es immer war, wenn Jackson dabei war. Ich meine Jackson war gerade nicht bei mir, doch irgendwie ist er es dennoch.

„Was willst du hier?", fragte ich und ich war erstaunt, wie klar meine Stimme klang. „Ach seit wann denn so mutig? Denkst du wirklich, dass du dich hier vor uns verstecken könntest. Vor mir? Du bist doch immer mein Lieblingsopfer gewesen, Noah!" Meinen Namen betonte er und mir lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Nicht etwa so ein angenehm warmer, wie wenn Jackson meinen Namen sagte. Nein, dieser Schauer war einfach ekelhaft!

„Was willst du?", fing ich erneut an. Spöttisches Lachen war seine Antwort. „Na was wohl? Ich wollte mit dir das nachholen, was wir wegen deines Fehlens verpasst haben!" Was wollte er tun? Mich jetzt und hier zusammen schlagen? Wollte er das wirklich tun?

Doch bevor ich etwas antworten konnte, kam auch schon seine Faust auf mich zu gerast. Schmerz breitete sich in meinem Magen aus. Eine weitere Faust. Und noch eine. Die nächste ins Gesicht. Alles schmerzte. Und trotzdem fühlte ich irgendwie nichts. Er hörte einfach nicht auf.

„HEY!", schrie auf einmal eine bekannte Stimme, nach einer Zeit, welche mir wie eine Ewigkeit vorkam. Doch zuordnen konnte ich gerade nichts und sehen fiel mir durch meinen Schwindel ebenfalls nicht leicht. Die Schläge hörten auf. Ich fiel einfach zur Seite, ineinander gekrümmt.

Leon wurde zu Boden gerissen. Er wurde von mehreren Personen angeschrien, von einigen geschlagen. Irgendjemand redete auf mich ein. Eine riesige Traube hatte sich um uns gebildet. Erst jetzt nahm ich alles richtig war. Jackson, Max und Zane schlugen zu dritt, heftig auf Leon ein. Währenddessen half mir Damien hoch und Finn stützte mich. Sie redeten auf mich ein, doch ich konnte nichts verstehen. 

Ich ging auf Leon zu und versuchte, die drei Jungs von ihm fern zu halten. „Stopp...s-stopp", versuchte ich zu sagen. Leon winselte. Es hörte sich an, als bekäme er keine Luft mehr. Sowohl Zane, als auch Max hatten aufgehört auf ihn einzuprügeln. Doch Jackson war wie in einer Trance. Er sah so wütend aus, es machte mir fast schon angst.

„Jackson. Hör auf. Bitte..", stumme Tränen rannten über meine Wangen. Er musste aufhören. Jackson würde ihn noch umbringen. Der Blick, des Älteren glitt kurz zu mir. Und erst als er mein Tränendes Gesicht sah, löste sich seine Trance. Erschrocken blickte er mich an. Seine gehobene Faust ließ er langsam sinken. Seine Knöchel bluteten stark, doch es war nicht nur sein, sondern auch Leon's Blut daran.

Ruckartig stieg der Blonde von dem Zusammengeschlagenen und kam schwankend auf mich zu. „Noah..", flüsterte er. Er blieb stehen. Doch ich überbrückte den letzten Meter und Umarmte ihn.

Wir wurden nach Hause geschickt. Jackson und ich. Die restlichen kümmerten sich darum, dass Leon zu unseren Rektor gebracht wurde, damit sie irgendetwas machen konnten. Seine Schule und seine Eltern davon unterrichten, was er in der Zeit machte, in welcher er in der Schule sein müsste.

Doch um ihn machte ich mir eher weniger Gedanken. Es ging mir hier um Jackson. Unsere Stimmung war bedrückt. Ich konnte ihm gerade nicht in die Augen sehen. Ich mache ihn kaputt. Ich bin daran schuld, dass er so wütend wurde. Ich alleine zerstöre ihn.







Ich verkorkse ihn.

TextingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt