87)

1.3K 65 4
                                    




PoV Noah


Was soll ich nur tun?


Die gesamte Stunde war ich gar nicht richtig anwesend. Zumindest nicht mit meinem Kopf. Ich konnte mich einfach nicht sortieren und zu keinem Entschluss kommen. Was war denn schon wieder los mit mir?

Erst als es klingelte, konnte ich mich aus meiner Starre lösen. „Wollen wir?", fragte mich Finn, welcher scheinbar direkt zu mir geflüchtete war, als die Klingel uns erlöste. Alle zusammen gingen wir nach draußen. Finn hielt sich strickt von Zane fern, welcher ständig versuchte Kontakt aufzunehmen. Finn war wie ein Stein. Kalt und abweisend. Er kann so stur sein. Vielleicht sollte er sich einfach mal Zane anhören?

Zane schien so verzweifelt. Er tat mich schon irgendwo leid.

Unsere Gruppe hatte beschlossen, noch etwas in dem Park neben der Schule zu chillen. Unsere Rucksäcke verstauten wir in den Autos. Eine weile liefen wir einfach etwas umher und alberten, trotz der bedrückten Stimmung, etwas herum.

Jackson welcher schräg vor mir ging, drehte sich mit einmal zu mir. Gerade wollte ich eigentlich noch nicht mit ihm reden. Doch soweit kam es auch gar nicht. Als der Blonde gerade seinen Mund öffnete, wurde ich ruckartig zur Seite gezogen. Durch den Schreck, sog ich fast schon automatisch meine Arme über den Kopf um ihn, wenn nötig, zu schützen.

„Hey, ich bin es nur. Sorry, wollte dich nicht erschrecken", sagte Zane und tätschelte meine Schulter. Erschrocken fasste ich mir an meine Brust. Unsere Gruppe war bereits zum stehen gekommen.

„Geht ruhig weiter, wir holen euch gleich wieder ein", sprach mein Nebenmann. Ob er mit mir über Finn reden wollte? Bestimmt! Eben genannter warf mir kurz einen Blick zu, welchen ich erwiderte, dann ging er weiter. So blieben Zane und ich zurück.

„Finn hat mit dir geredet, nicht wahr? Du weißt was mit ihm ist! Sag es mir? Geht es ihm nicht gut? Hat er Probleme?", begann er wie ein Wasserfall los zureden.

Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, was ich jetzt sagen sollte. Ich wollte niemanden verraten oder so etwas. Schließlich waren beide meine Freunde. Sowohl Finn, als auch Zane. Ich wollte jedoch, dass sie endlich wieder miteinander redeten. Sie konnten nicht ohne den jeweils anderen. Sie waren beide alleine wie Trauerklöße.

„Bitte", sagte er schon fast weinerlich. Tatsächlich sah ich, wie seine Augen leicht rot wurden. Er sieht nicht aus, wie jemand, der einfach anfängt zu weinen. Dennoch schien es ihm nahe zu gehen und er versuchte sich richtig zurück zu halten.

„Er hat keine Probleme, also nicht wirklich..", druckste ich herum. Was soll ich denn bloß machen? „Warum redet er nicht mit mir? Habe ich etwas getan?", fragte er verzweifelt. Er weitete seine Augen. „Ist es etwa wegen..", er stoppte.

Ich denke er versteht es selber. Ich denke er hat es schon die ganze Zeit gewusst. Ich sah ihm fest in die Augen. „Ich wollte das nicht. Ich möchte nichts von ihr", sagte er glaubwürdig. „Das solltest du nicht mir sagen", versuchte ich ihm klar zu machen. „Also stimmt es? Es war wegen diesem ekligen, dummen Kuss?"

Ich antwortete nicht.

Er ist nicht dumm. Ich weiß, dass er weiß um was es hier geht. „Damien hat mir oft gesagt, dass er denkt Finni würde mehr fühlen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass das wirklich der Fall ist...", sagte er traurig und nachdenklich. Dabei sah er mich nicht mehr an.

„Sag mir stimmt das?", fragte er. Dabei rüttelte er leicht an meinen Schultern. Ich sah ihn fest an, öffnete jedoch keinen Moment meinen Mund. Das war nicht nötig. Er wusste es schon.

„Hat er es gesehen?" „Ja." „Aus diesem Grund seid ihr verschwunden", stellte er fest. „Ja", nickte ich. Er ließ von mir ab und fuhr sich stattdessen mit seinen Händen durch das Gesicht. „Scheiße", fluchte er laut, woraufhin ich kurz zusammen zuckte. Ich denke ich verstehe wie er sich fühlte.

„Was ist mit dir?", fragte ich und er verstand sofort was ich meinte. Er schüttelte verzweifelt mit seinem Kopf. „Natürlich liebe ich den Winzling! Doch ich weiß nicht... Ich dachte immer es wäre ein Freundschaftliches lieben. So wie ich Dich oder die anderen Spinner liebe... Doch... Was ist wenn es...", stotterte er hin und her. Er verzweifelte. Er machte sich selber mit seinen ganzen Gedanken fertig. Ich wusste wie das ist, aus diesem Grund legte ich einfach meine Arme um seinen Bauch.

Nach einer Zeit erwiderte er meine Umarmung dann auch. „Da ist nichts schlimmes dran", flüsterte ich, gegen seiner Schulter. „Ich finde es auch nicht schlimm. Doch ich selber? Bin ich selber schwul?!"

Vorsichtig drückte ich ihn weg. „Du musst doch nicht gleich schwul sein. Vielleicht stehst du einfach auf Finn. Du musst es doch keinen Namen geben. Es zählt einfach nur, dass du über deine Gefühle dir klar wirst und mit Finn darüber redest. Selbst wenn du wirklich nur freundschaftliche liebe für ihn empfindest, musst du es ihm sagen. Auch wenn du dir noch unklar bist, rede einfach mit ihm darüber. Er wird es verstehen. Da bin ich mir sicher", sprach ich aufmunternd.

Eine einzelne Träne, suchte ihren Weg über seine reine Haut.

Er nickte entschlossen. „Ich werde mit ihm reden! So schnell es geht. Kannst du mir dabei helfen, dass er mir zu hört. Dass er nicht wieder abblockt, wenn ich beginne zu sprechen?!", fragte er hoffnungsvoll.

„Natürlich!"


Unser Gespräch endete in einer zweiten langen Umarmung.

TextingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt