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PoV Noah

Allein bei ihm fühle ich mich sicher. Allein ihn vertraue ich.

Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt und von Jackson getröstet lassen hatte, löste ich mich aus seinen schützenden Armen. Ich fühlte mich so unglaublich wohl bei ihm. Genau das machte mir etwas Angst.

Warum fiel es mir so einfach ihm zu vertrauen?

Nachdem mein Leben die Klippe hinunterstürzte, hatte ich mir geschworen niemanden jemals wieder zu vertrauen. Doch dann kommt plötzlich so ein großer Idiot vorbei und schon schmeiße ich alle meine Pläne über den Haufen? Einfach so?

Ich sollte mich nicht so leichtsinnig in seine Arme werfen. So gerne ich das auch möchte, denn seine Arme sind wirklich toll. Sie geben mir so ein tolles Gefühl. Er gab mir so ein tolles Gefühl. Doch ich sollte wirklich vorsichtig sein mit dem was ich tue.

Wenn die Leute, die mich fertig machen wollen mitbekommen, dass Jackson mir in irgendeiner Weise wichtig ist, werden sie ihm sicher auch weh tun. So stark er auch sein mag, er alleine gegen etwa zehn aggressive Klötze, da kann selbst er nichts machen.

Und wenn sie sich vielleicht doch nicht trauen ihm weh zutun, dann werden sie Ihn und seine Freunde sicher gegen mich aufhetzten. Sie werden ihnen erzählen, dass ich schwul bin. Sie werden ihnen sagen, dass ich ein Loser bin. Ein Freak.

Dann würden sie sich alle gegen mich stellen. Alle. Auch Jackson.

„Na komm. Ich fahre dich nach Hause Kleiner", holte Jackson mich aus den Gedanken.

Die Autofahrt regte er sich über den Typen auf, welcher auf mich eingeschlagen hatte. Er sagte ständig, dass er ihn am liebsten in Grab bringen wolle. Und als wir zu Hause bei ihm ankamen, dann ging erst der richtige Stress los. Als Maggie mich sah stieß sie einen spitzen Schrei aus und begann heftig zu weinen. Paul begann auf mich einzureden und wollte unbedingt den Namen des Täters, so wie er ihn nannte.

Kai schien wohl gerade kurz außer Haus was, so wie ich es mitbekommen hatte, ziemlich selten geschah. Dafür regte sich Louis nur doppelt so sehr auf. Ich denke er schmiedete wahrscheinlich schon Mordpläne, mit Jackson zusammen.

An sich fand ich diese ganzen Reaktionen echt süß, doch bringen tat es dennoch nichts. Ich kenne den Namen des Jungen nicht. Ja genau. Tatsächlich verprügelte er mich schon so lange und so oft, doch die Namen der Leute kannte ich dennoch nicht.

Schließlich saßen wir ziemlich lange zusammen. Sie versuchten mich aufzumuntern und abzulenken. Doch das brauchte ich gar nicht. Ich kannte das doch schon. Maggie schien immer noch neben der Spur zu sein. Sie war die ganze Zeit über anhänglich und versuchte mir irgendwie mütterliche Liebe zu übermitteln. Das war etwas was ich schon ewig nicht bekommen hatte. Und das war schön es von ihr zu bekommen. Dennoch war die Nähe von Jackson besser.

Am Abend schaffte es Jackson uns dann endlich von seinen Eltern loszureißen. Doch anstatt das er zu seinem Zimmer ging, zog er mich in das Badezimmer. Verwirrt sah ich ihn an, als er die Tür hinter sich schloss.

„Du weißt, dass ich dich nirgendwo mehr alleine hingehen lasse oder?", fragte er. „Du kannst nicht die ganze Zeit bei mir sein", sagte ich nur. „Warum sollte ich das nicht können?", fragte er. Er runzelte die Stirn. „Irgendwann wird es bestimmt anstrengend mit mir. Du möchtest dich doch auch mal mit deinen Freunden treffen oder auf Partys gehen. Außerdem macht ihr doch bestimmt sowas wie Familientage oder so etwas", plapperte ich los und hätte noch viel mehr aufzählen können doch er unterbrach mich.

„Was redest du denn da?", er schien in irgendeiner Weise verständnislos. „Meine Freunde sind doch auch deine Freunde. Sie mögen dich und wenn ich mich mit ihnen treffe, dann werden sie es mir gar nicht erlauben ohne dich zu kommen! Auf Partys stehe ich sowieso nicht wirklich, doch wenn ich mal auf wieder eine gehen sollte, dann werde ich nicht ohne dich sein", sagte er. Er war leicht sauer und dennoch irgendwie traurig. Er verlor aber nicht sein lächeln, was etwas nach Mitleid aussah.

„Du gehörst mit zu dieser Familie Noah! Wenn wir einen Familientag machen, dann nur mit dir. Denn du gehörst nun zu uns. Verstehst du?"

Diese Worte waren das schönste, was ich seit langem gehört habe. Auch wenn in mir diese kleine Unsicherheit ist. Ich denke diese wird auch nicht mehr verschwinden oder aber ziemlich lange dauern, bis sie vollkommen weg ist.

Ich musste lächeln.

„Du bist wirklich hübsch. Vor allem, wenn du lächelst", sprach er ehrlich und leicht verträumt. Wow. Sowas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Er findet mich hübsch? Er findet mich hübsch.

Sonst wird mir immer das Gegenteil gesagt. Ich wäre hässlich und ekelig. Doch in seiner Stimme war so viel Ehrlichkeit. Das konnte ich heraus hören. Und genau das verwunderte mich.

Nach einer kleinen Stille, räusperte er sich. „Eh, also. Wir sollten dir endlich mal das Blut vom Gesicht wischen", sagte er dann und versuchte die komische Stimmung zu ignorieren. Er holte einen Lappen und hielt es kurz unter den Wasserhahn. Dann kam er wieder auf mich zu.

Ich wollte schon den Lappen an mich nehmen, doch er zog ihn wieder zurück. „Nope. Vergiss es. Das mache ich", sagte er daraufhin. Ich weiß zwar nicht warum. Aber mich soll es nicht stören.

Ganz sachte und vorsichtig, näherte er sich meinem Gesicht. Schon spürte ich das kühle Nass an meiner Lippe. Es schmerzte etwas aber der Gedanke, dass Jackson sich um mich kümmerte, lies es mich sofort wieder vergessen.

Mit ein paar weiteren leichten Berührungen verschwand seine Hand mit dem Lappen wieder von meinem Mund. Mein Blick galt Jackson, doch er hingegen starrte ununterbrochen auf meine Lippen. Dann kam er mit seiner anderen Hand auf diese zu.

Was hat er vor?

Mir wurde ganz heiß und ich wusste nicht was genau ich machen sollte. Was macht er denn nur?

Sein Finger lag nun auf meinen Lippen. Sanft fuhr er sie nach. Dabei kam er mit seinem Kopf meinen Lippen immer näher. Wollte er mich etwa..?




Ich spürte schon fast seinen Atem auf meiner Haut...

TextingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt