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PoV Noah

Doch wenn ich gewusst hätte, was mich dort erwartete, wäre ich eventuell weg geblieben.

Langsam trottete ich auf das große Haus zu. Paul hatte mir schon vor einigen Tagen einen Haustürschlüssel gegeben. Schon krass wie sehr sie mir jetzt schon vertrauen.

Mit einem klacken, öffnete sich die weiße, schwere Tür. Meine Schuhe, Jacke sowie meinen Schulrucksack hing ich in die Garderobe. Plötzlich hörte ich lautes Getrampel, wodurch ich zusammen zuckte. Die gesamte Familie von Jackson stand im Flur. Alle sahen mich überrascht an.

Maggie hatte rote Augen, welche immer noch Tränen verloren. Verwundert sah ich sie an. „WO ZUR HÖLLE WARST DU?!", schrie Jackson los.

Was ist denn los? Warum ist er so wütend?

„I-ich..", ich wusste einfach nicht, was hier gerade passierte. Ich war mehr als nur erschrocken. „Ich war bei Finn", sagte ich dann leise. Er sah mich so wütend an. Er machte mir fast schon Angst.

„Du warst einfach weg. Wir dachten du hättest dich mit Finn gestritten", sagte Louis wesentlich ruhiger. „Nein. So war das nicht", versuchte ich zu erklären, doch meine Stimme brach ab.

Jackson sah mich fast schon kalt an. „Wie konntest du uns so etwas nur antun?", zischte er.

Ehrlich gesagt verstand ich nicht so ganz, was gerade los war. War es weil ich die letzten Stunden in der Schule verpasst hatte? Jackson drehte sich um und stampfte die Treppen nach oben, in sein Zimmer.

Maggie hingegen kam einfach auf mich zu. „Wir haben uns sorgen gemacht", flüsterte sie, während einer engen Umarmung. „Erzähl uns später, was passiert ist. Geh nun erst einmal zu Jackson. Er ist fast umgekommen vor Sorge", sagte Paul.

Immer noch benommen nickte ich und ging dann schnellen Schrittes nach oben. Währenddessen Kai mir aufmunternd zulächelte.

Irgendwie hatte ich Angst, die Tür zu öffnen, doch ich musste das klären. Also klopfte ich leise an die Tür und als keine Antwort kam, öffnete ich diese einfach langsam. Mein Blick war zu Boden gerichtet. Jackson stand am Fenster und sah mich nicht an, doch ich wusste, dass er mich bemerkt hatte.

„I-ich..", ich stoppte. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Also blieb ich still.

„Warum verschwindest du einfach so?!" Er drehte sich zu mir. „Finn ging es nicht gut", sagte ich leise. Ich denke nicht, dass Finn es ok findet wenn ich Jackson von seinem Zusammenbruch erzählen würde. „UND WARUM VERSCHWINDEST DU EINFACH?! WARUM GEHST DU NICHT AN DEIN SCHEIß HANDY?!!!", schrie er nun noch lauter. Ich zuckte in mich zusammen. Warum war er denn nur so?

„Ich h-hatte keine Zeit dafür. I-ich musste mich doch um Finn kümmern...", ich wurde immer leiser, sodass es mich wunderte, dass Jackson mich überhaupt verstand. Er sagte kurze Zeit gar nichts. „W-warum bist du denn so sauer auf mich?", fragte ich weinerlich. Obwohl ich nicht weiß, was uch falsch gemacht hatte, hatte ich Schuldgefühle. Irgendwas musste ich getan haben, sonst würde er nicht so reagieren.

Ungläubig starrte er mir in die Augen. Seine Augen waren ebenfalls rot. Schnell sah ich weg. „WIESO ICH SAUER BIN? DU VERSCHWINDEST EINFACH SO, OHNE DICH ZU MELDEN. DANN REAGIERST DU NICHT AUF MEINE NACHRICHTEN UND ANRUFE!", er hielt kurz inne und fuhr dann etwas leiser aber nicht minder sauer fort. „Weist du was das letzte Mal passiert ist, als du dich nicht mehr gemeldet hast? Du hast dich versucht umzubringen Noah!"

Auf einmal machte es klick in meinen Kopf. Jetzt erst verstand ich seine Sorge. Sie dachten ich hätte mich nach einen Streit mit Finn umgebracht. Oder ähnliches.

Mein Blick heftete sich an den Blonden. Jackson verlor stille Tränen. Es verletzte mich, ihn so zusehen. Doch es war anders, als bei Finn vorhin. Irgendwie noch schlimmer mit anzusehen.

„Es tut mir leid", sagte ich und sah ihn fest in die Augen. Ich schuldete ihn eine Erklärung. Ich weiß Finn wird es verstehen. „Finn war komplett aufgelöst und ist weinend losgelaufen. Ich weiß wie das ist Jackson. Ich weiß an was man in so einer Situation denkt. Ich hatte Angst er würde etwas unüberlegtes machen. Ich konnte ihn nicht alleine lassen, also lief ich ihn nach. Erst irgendwo in einem Park blieb er stehen und brach dann komplett zusammen. Es dauerte lange in zu beruhigen", erklärte ich, bemüht nicht zu stottern. „Ich habe nicht daran gedacht, dass ihr euch sorgen machen könntet. Ich hätte bescheid geben müssen. Ich habe nicht nach gedacht und war mehr als egoistisch. Es tut mir wirklich sehr leid. Wirklich leid Jackson."

Seine Tränen flossen immer weiter. Auch ich konnte meine nicht mehr anhalten. Der Größere atmete schwer und biss sich auf die Zähne.

Dann stürmte er los. Er zog mich in eine feste Umarmung. Er zitterte, oder war ich das? Er drückte mich so fest an sich, dass wir hätten verschmelzen können. Es war so intensiv und voller Gefühl. „Ich hatte solche Angst um dich", flüsterte er in mein Ohr. Das tat er immer und immer wieder. Ich bekam eine Gänsehaut. „Es tut mir so leid Jackson. Verzeih mir."

Ohne die Umarmung zu lösen, zog er mich mit auf sein Bett. Einige Zeit war es still zwischen uns. Ich lag praktisch auf seiner Brust und mir wurde wirklich warm. Sein schneller Herzschlag beruhigte mich jedoch. „Es tut mir leid dich angeschrien zu haben. Ich wollte dir keine Angst machen. Es tut mir leid", sagte er ganz leise. So gut es ging schüttelte ich leicht meinen Kopf. „Nein. Ich wäre an deiner Stelle sicher auch ausgerastet. Es war mein Fehler", sagte ich dann. Er positionierte uns etwas um, somit er mich nun besser ansehen konnte.

Dabei stützte er sich mit einer Hand neben meinen Kopf ab. „Ich dachte schon ich hätte dich verloren", flüsterte er gebrochen. Meine Hand wanderte zu seiner Wange, welche ganz warm war. „Ich kann doch gar nicht mehr ohne dich", sagte ich. Woher der Mut kam? Keine Ahnung!

Er lächelte. „Geht mir genauso." Vorsichtig legte er seine Stirn an meine. Er war mir so nah. W-was hatte er nun vor?

Kurze Zeit schloss er erschöpft seine Augen. Mein Herz klopfte gegen meine Brust. Ich hatte bedenken, er könnte es durch die Stille hören und dadurch die Augen öffnen. Als hätte er meine Gedanken erhört, öffnete er seine Augen. Meerblau traf auf grasgrün. Es war ein bedeutender Moment, kaum zu beschreiben. Er näherte sich noch ein Stück. Sein Atem streifte meine Haut. Wir näherten uns noch wenige Zentimeter.

Seine Lippen berührten meine schon fast. Durch unsere Atembewegungen, streiften sie sich schon Hauchzart. Solch eine kleine Berührung löste unendlich viele verschiedene, nie zuvor gesprühte Gefühle aus.

Wieder waren seine Augen geschlossen und ich tat es ihm dieses Mal gleich. Ich war bereit. Er überbrückte die letzten Millimeter und tat es.







Jackson küsste mich.

TextingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt