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PoV Noah

Die Tests die gemacht wurden, gingen ziemlich schnell vorbei. Sie wollten einfach sicher gehen, dass ich ihnen nicht direkt wieder umkippe. Dann wurden noch Bilder meinen Verletzungen gemacht. Sie meinten das wäre sehr wichtig für das Gericht.

Maggie hatte mir erklärt, dass meine Eltern in Untersuchungshaft säßen und sie alles dafür tun würde, dass sie nie wieder aus dem Gefängnis kommen. Ich war ihr sehr dankbar dafür. Maggie schien es irgendwie zu verstehen.

Jackson hatte wohl schon bei der Polizei ausgesagt gehabt. Nach meinen Untersuchungen musste ich dies ebenfalls. Es waren unangenehme Fragen. Sowas wie: Warum habe ich niemanden davon erzählt wenn es doch so schlimm war? Oder hatte mein Vater mich auch vergewaltigt. Sowas halt. Doch so weit war bei Vater nie gegangen, mit den vergewaltigen meine ich. Schließlich fand er ja Schwul sein ekelhaft. Mir kamen diese Fragen grauenhaft vor. Vielleicht waren dies normale Fragen, doch ich wollte ihnen das nicht unbedingt alles unter die Nase reiben, wie sehr es alles weh getan hat. Mir kam es einfach nur schlimm vor, solche Fragen beantworten zu müssen.

Nun war ich endlich mit allem durch und musste in meinem Krankenzimmer auf den Arztbericht warten. Es klopfte an der Tür.

Jackson.

Er kam mit ein paar Sachen in den Armen in mein Zimmer und lächelte mich an. Mir war es immer noch unangenehm, dass er das alles so mitbekommen hat. Mir war es unangenehm das er weiß was wirklich bei mir zu Hause abgegangen ist und das er weiß wie ich dort gelebt habe. Und es tut mir unendlich leid, dass er es war, der mich gefunden hatte.

Es muss wirklich grausam ausgesehen haben.

„Na? Die Ärzte sagten du bist mit allem fertig?", sagte er fragend. Ich nickte. „Und mit der Polizei hast du auch schon geredet?", fragte er weiter. Wieder nickte ich nur. „Tut mir leid, dass ich da nicht dabei war, ich wollte dich bei der Befragung eigentlich nicht alleine lassen." Ich schüttelte mit meinem Kopf.

„Ist nicht schlimm", sagte ich dann. Wieder ein lächeln seinerseits. „Kai hat mich kurz nachhause gefahren. Ich habe ein paar Sachen von mir mitgebracht, welche du gleich anziehen kannst bevor wir gehen. Deine richtigen Sachen, die naja, sind noch immer voll mit Blut. Ich dachte du möchtest wohl lieber etwas anderes anziehen, nicht wahr", erklärte er mir. „Danke", sagte ich verlegen.

Wieder ein klopfen an der Tür.

Die restliche Familie von Jackson trat in mein Zimmer. Alle sahen mich freundlich an. Paul ergriff nach kurzer Zeit das Wort. „Wir haben dann alles. Du brauchst dich nur noch umziehen und dann können wir gehen." „Danke", sagte ich zum gefühlt tausendsten mal. „Nun hör aber auf dich ständig zu bedanken Noah! Wir machen das gerne für Dich! Nun hop hop. Zieh dich um und dann verschwinden wir hier", sagte Maggie liebevoll.

Wieder ein nicken von mir. Den verließen auch schon alle den Raum. Jackson stand auf, doch blieb neben meinem Bett stehen. „Brauchst du vielleicht Hilfe?"

Verlegen schaue ich zu Boden. Ich denke nicht, dass ich es alleine schaffen würde mich umzuziehen, doch ich wollte nicht, dass er mich so sah. Mein Körper war klein, kaputt und hässlich. Ich wollte ihn nicht abschrecken.

„Es brauch dir nicht unangenehm sein, Kleiner. Ich helfe dir wirklich gerne", sagte er und kam auf mich zu. Ich wusste nicht genau warum ich diesem Vorschlag zustimmte. Vielleicht weil ich total high war. Vielleicht aber auch, weil mir bewusst war dass auch er noch nicht ganz bei sich war, wegen der Spritze von der er mir erzählt hatte.
„Ok", sagte ich dann entschlossen.

Er stand dicht vor mir. Seine Hände fanden den Weg zu dem Saum meines Krankenhaushemdes. Er zog es langsam, fast schon in Zeitlupe hinauf und dann über meinen Kopf. Das Hemd schmiss er auf das Bett. Was ein Glück, dass ich noch beine Boxer trug! Wenigstens etwas.

Langezeit sah er mich an. Es sah aus als würde er jede einzelne Stelle meines Körpers scannen. Ich wusste das er es nicht böse meinte, doch es war mir peinlich so gemustert zu werden. Mit einen Gesichtsausdrucks welcher sowohl Wut, als auch Trauer ausdrückte sah er meine ganzen Blutergüsse an. Bei dem größten, welcher sich auf meiner Brust befand, legte er seine große Hand drauf.

Ich wusste nicht genau warum, doch ich genoss diese Berührung sehr. Lag wahrscheinlich an den Drogen. Er stricht sanft meine gesamte Brust entlang, woraufhin ich eine Gänsehaut bekam. Wow. So etwas habe ich noch nie gefühlt!

„Oh tut mir leid. Dir ist ja schon ganz kalt! Hier ich helfe dir", bei diesen Worten zog er mir seinen viel zu großen Hoodie über. Er dachte also mir wäre kalt? Wenn er doch nur wüsste, dass er und seine Berührungen schuld an der Reaktion meines Körpers sind.

Als er mich dann nach kurzer Zeit komplett angezogen hatte, gingen wir auch schon zu seinen Eltern. Diese füllten noch gerade das letzte Formular aus und schon befanden wir uns auf dem Weg zu den Autos. Jackson lief etwas vor mir und redete gerade mit seinen Eltern. Dann bemerkte ich eine Hand an meinem Arm. Erschrocken sah ich auf.

Louis. Erleichtert atmete ich wieder aus. Er grinste mich an. „Was habt ihr denn so lange in dem Zimmer gemacht? Solltest du dich denn nicht nur umziehen? Warum war denn dann mein Bruder bei dir drin hmm?", grinste er weiter. Ich wusste, dass er nur einen Scherz machte und das er versuchte mich etwas auf andere Gedanken zu bringen. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass mir plötzlich ganz schön heiß wurde. Daraufhin lachte er nur und schlug mir brüderlich auf meinem Oberarm. Sein Lachen steckte an.




So kam es, dass ich das erste Mal seitdem ich von Jackson gehen musste, wieder gelacht hatte.

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