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PoV Noah

Jackson küsste mich.

Meine Gefühle und meine Gedanken explodierten. Mein ganzer Körper kribbelte. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten ist. Ich war verwirrt und gleichzeitig glücklich. Doch ebenso hatte ich Bammel.

Es passierte nicht viel und dennoch so vieles gleichzeitig. Ich kann es gar nicht beschreiben. Eigentlich war es eher eine Berührung unserer Lippen. Keiner traute sich den Kuss zu vertiefen oder sich zu bewegen. Dennoch war es wunderschön. Seltsam, dass so eine kleine Berührung so viel bedeuten kann.

Nun aber fragte ich mich was das hier war. Warum tat er das? Warum ließ ich es zu? Warum löste er solche Gefühle in mir aus? Was passiert hier gerade bloß?

Langsam löste er sich von meinen Lippen. Seine Stirn legte sich wieder gegen meine. Seine Augen waren immer noch geschlossen, meine leicht geöffnet. So verweilten wir wieder. „Tut mir leid", flüsterte er leise. Ich antwortete nicht.

Meine Gedanken wurden wieder immer lauter. Dann sprach ich den lautesten Gedanken einfach aus. „Bereust du es?"

Nun öffnete er seine Augen auch. „Nein!", sagte er entschlossen. „Kein Stück." Irgendwie beruhigte mich dies. Ich denke es hätte mich in irgendeiner Weise verletzt. „Was ist mit dir?", fragte er seltsam zögernd. „Nein. Ich auch nicht." Er lächelte wieder erleichtert. Er ließ sich langsam wieder neben mich fallen. Blieb mir dennoch ganz nah. „Das- das war mein erster Kuss mit einem Jungen", sagte er nun etwas lauter als zuvor. „Tut mir leid", sagte ich.

Verwirrt wendet er sich wieder komplett zu mir. „Was meinst du?" „Na, dass diese erste Erfahrung mit mir war." „Was redest du denn schon wieder für einen Stuss? Ich bin wirklich froh, dass sie mit dir ist. Mit jemanden den ich wirklich gerne habe." Er wendete sich wieder ab und sah an die Decke.

Was genau meinte er damit? Ich wollte nicht nachfragen. Das hätte nur die beruhigende Stimmung zerstört.

Ich fühlte mich irgendwie schlecht. Er hätte jemand besseren verdient. Ich habe ihn diese Erfahrung gestohlen. Er sollte nicht jemand kaputten bekommen. Jemand, der krank ist und wahrscheinlich nie wirklich geheilt sein wird. Was ist, wenn ich wieder solch ein tief bekomme? Ich würde ihn mit zerstören.

„Woran denkst du?", fragte er mit etwas ähnlichen wie Furcht in seinen Blick. Ich sollte ihn nicht anlügen. „Du hast das nicht verdient", sagte ich und mir kamen wieder die Tränen. Ich bin so eine Memme. Warum machen mir meine negativen Gedanken immer alles kaputt? Warum gewinnen sie immer die Oberhand? Fragend sah er mich an. „Was habe ich nicht verdient Noah?" „Mich."

„Ich kann dir das nicht antun Jackson. Du hättest diesen Moment jemand anderen schenken müssen. Jemand der nicht kaputt ist und wahrscheinlich auch immer kaputt bleibt. Das hast du nicht verdient!", weinte ich während ich mich aufsetzte.

Auch er saß nun und nahm meine Hände in seine großen. „Die negativen Gedanken wieder hm?" Ja, ich hatte ihm schon einmal davon erzählt und dass ich sie einfach nicht abstellen kann. Mir entwich ein schluchzen. Warum bin ich nur so? Ich nerve mit meinen ständigen runterziehen. Er strich mir eine braue Strähne aus der Stirn. „Du bist nicht kaputt Noah. Rede dir nicht ein, dass du schlechter bist. Ich bin froh es mit dir getan zu haben, hörst du", redete er mir ein. „D- du redest so, als hätten wir gerade miteinander geschlafen..", sagte ich beschämt. „Tja, wenn du möchtest, dann...", ich unterbrach ihn, indem ich aufgeregt meine Hand auf seinen Mund legte. Er fing an zu lachen.

Dann spürte ich etwas nasses an meiner Hand. Er hatte mich allen Ernstes gerade angeleckt.

Gespielt angewidert zog ich meine Hand zurück. Er lachte wieder. „Ach komm du hattest gerade meinen Speichel ganz wo anders und das hat dich auch nicht gestört", kicherte er. Ich sah wieder das Aussehen einer Erdbeere an, lachte jedoch mit. Er ist wirklich unglaublich.

„Wie geht es Finn jetzt eigentlich?", fragte er ohne zu wissen, was überhaupt der Auslöser dafür war. Das er sich erst nach den Wohlergehen seines Freundes erkundigt, finde ich mehr als bemerkenswert!

„Er war total aufgelöst und erst gar nicht ansprechbar. Ich weiß gar nicht wie lange wir auf den Boden saßen und ich ihn einfach nur schweigend im Arm hielt. Aber irgendwann ging es wieder. Na ja, er hatte zumindest aufgehört zu weinen und lachte einige male über meine unlustigen Versuche ihn aufzumuntern. Doch ich denke nicht, dass es ihm gut geht", plapperte ich los.

Es war schon seltsam, wie normal wir miteinander reden konnten, trotz das was gerade zwischen uns war. Aber was genau war es überhaupt. Eine Kurzschlussreaktion? Er war sicher einfach nur froh, dass ich nicht irgendwo tot am Fuß einer Klippe lag und ich? Ich war froh darüber jemanden zu haben, der sich sorgt. Ja ja, so wird es sein.

Wir redeten die halbe Nacht. Über weißt nur belanglose Dinge, doch es war wirklich schön. Über den Kuss oder die Berührung unserer Lippen oder was auch immer, redeten wir jedoch nicht mehr.

Erst etwa zwei Stunden bevor wir zur Schule aufbrechen müssten, entschieden wir uns schlafen zu legen. Dabei zog mich Jackson wieder auf seine Brust.




Durch seinen beruhigenden Herzschlag, schlief ich auch recht schnell ein und träumte von unserem Kuss.

TextingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt