Kapitel 2

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Sam und Dean Winchester waren, nach ihrem ersten „richtigen" Job seit längerer Zeit in Dearborn, wieder im Land unterwegs, um Monster zu jagen und die Zeit zu überbrücken, bis Bobby Singer mehr über die neue Bedrohung, diese Leviathane, herausfand.
Im Zuge dessen machten sie in einem kleinen abgelegen Motel, umringt von Maisfeldern, halt.
Sinnigerweise trug das Motel den Namen „Yellow Corn Inn".
Dean hatte sich schon immer über die manchmal äußerst fantasievollen und hochtrabenden Namen gewundert, die manche Besitzer ihren Absteigen gaben.
Sie hofften damit wohl mehr ahnungslose Durchreisende anlocken zu können.
Aber das war den beiden Brüdern egal.
Im Gegenteil, je billiger und abgelegener, desto besser, denn sie wollten keine allzu leichte Zielscheibe für diese neue Art von Monstern abgeben.
Das „Yellow Corn Inn" war dennoch eine nette Abwechslung, denn sie hatten ein gerade frisch renoviertes Zimmer ergattert und waren sogar die einzigen Gäste.
Das bedeutete also die benötigte Ruhe, die Sam unbedingt brauchte.
Denn der war doch noch nicht wieder ganz der Alte, seit er aus der Hölle wieder gekehrt war.
Egal, wie oft er Dean erzählte es gehe ihm gut und er könne damit umgehen, Luzifer manchmal zu sehen. Bullshit!
Mit Luzifer und Michael zusammen im Käfig zu sitzen und deren Zeitvertreib zu sein, konnte keiner einfach so wegstecken.
Auch wenn der Tod eine Barriere errichtet hatte, um die Erinnerungen zu blockieren, so war es doch keine dauerhafte Lösung.
Das wussten beide.
Aber im Moment konnten sie, was das anging, wohl nur abwarten und ein Problem nach dem Anderen lösen. Im Augenblick galt ihre Aufmerksamkeit neben den Liviathanen auch den ganz normalen „Jobs".
Denen gingen sie nun wieder zusammen nach, immer in der Hoffnung, Bobby würde bald eine wirksame Waffe gegen die größte Gefahr für die Menschheit finden.
Bis dahin versuchten sie einfach so viele Menschenleben wie möglich zu retten.
Für Dean selbst war allerdings das Beste an dem Motel, dass es eine Bar gab.
Bier und Bräute! Genial! , dachte er.
Es könnte also doch noch ein netter Abend werden. Er brauchte keine Ruhe. Er wollte sich ablenken.
Wenn wirklich alles gut lief, konnten sie auch noch die hiesigen Dorf-Biker, deren Maschinen vor der Bar parkten, um ein paar Dollar erleichtern und er konnte vielleicht auch eine Braut abschleppen.
Genug leere Zimmer gab es ja, damit er Sam nicht störte.
Und mal an was anderes Denken zu wollen, als an seinen kleinen Bruder oder die ganzen Monster da draußen oder an Cass' Tod, konnte man ihm nun doch wirklich nicht missgönnen.
Dean freute sich schon, rieb sich die Hände und wollte sich gerade aus dem Zimmer in Richtung Bar in Marsch setzen, als Sam aus dem Badezimmer kam und verwundert fragte, „Wo willst du denn hin?"

„Na in die Bar. Was essen, ein oder zwei Bier trinken ... So was halt."

„Was essen is ne gute Idee. Warte einen Augenblick, ich komme mit."

Das hatte Dean befürchtet und rollte mit den Augen.
Wenn sein Bruder mitkam, konnte er das mit den Bräuten wahrscheinlich vergessen.
Wenig später saßen sie dann zusammen an der Bar, tranken Bier und Dean hatte einen Burger vor sich auf der Theke liegen.
Er ahnte schon, dass der nicht so wie in seinem Lieblingsladen in St. Louis schmecken würde, aber er biss trotzdem heißhungrig hinein.

Sam hatte den Laptop mitgenommen und war in die Online Ausgabe der hiesigen größten Zeitung vertieft. Immer auf der Suche nach einem neuen Job.
Er hatte sich doch nichts zu essen bestellt. Vor ihm stand nur eine Flasche Bier.
Das war alles.
Dean hatte also genug Zeit, seinen Blick durch die Bar und über die Gäste schweifen zu lassen.
Man konnte nie genug auf Nummer Sicher gehen und die beiden Brüder mussten immer mit einem Angriff von Dämonen oder irgendwelchen anderen Monstern rechnen.
Allerdings sah hier keiner der Gäste so aus, als könnten sie ihnen gefährlich werden.
Es waren hauptsächlich Biker aus der nahen kleinen Ortschaft, die hier nach Zerstreuung suchten und ein paar Frauen, die offensichtlich dazu gehörten.
Aber nichts besonderes, was seine Aufmerksamkeit oder etwas anderes in ihm erregt hätte.
Nicht mal mit einer heißen Barkeeperin oder Kellnerin konnten sie hier dienen.
Ein alter Kerl mit Halbglatze und einer verdreckten Schürze - wahrscheinlich war er auch der Koch - plötzlich schmeckte sein Burger nicht mehr so gut - bediente hier die Kunden, sowohl an der Theke als auch an den Tischen.
Er ließ den Burger Burger sein, legte ihn leicht angewidert wieder auf den Teller zurück.
Schob ihn so weit wie möglich von sich, so dass der Teller gerade noch nicht von der Theke fiel und nahm einen Schluck aus der Bierflasche, um den Bissen runter zu spülen.
Dafür konnte er sich jetzt noch ausgiebiger mit der Bar an sich beschäftigen.
Es war eine durchschnittlich schummrige Bar mit den üblichen leicht abgenutzten Holzstühlen, die schon bessere Zeiten gesehen hatten.
An den Wänden hing jede Menge Zeug, dass man aber wegen der schwachen Beleuchtung nicht genau identifizieren konnte.
Was wahrscheinlich auch besser war, denn je genauer Dean seine Umgebung in Ermangelung eines Gesprächspartners in Augenschein nahm, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass nicht nur die Zimmer eine Renovierung nötig hatten.
Er konnte nur hoffen, dass sich die Eigentümer demnächst auch mal der Bar widmen würden.
Er wollte schon gelangweilt, den Versuch starten, doch mit einer der anwesenden Damen Kontakt aufzunehmen, als er in der hintersten Ecke einen Billardtisch entdeckte.
Das Licht darüber wurde gerade erst eingeschaltet.
Ansonsten wäre er ihm wohl auch nicht aufgefallen.
Eine kleine Gruppe Biker versammelte sich gerade für ein Spielchen darum.

Hervorragend! Die Gelegenheit etwas Geld zu machen und sich abzulenken.
„Sam?"

Der sah nicht einmal vom Laptop hoch, sondern murmelte nur ein leises, „Mhmm..."

„Ich beschaffe uns da hinten mal ein bisschen Kohle."
Er deute mit dem Kopf in Richtung Billardtisch, in der Hoffnung, sein Bruder würde es doch irgendwie registrieren.
Tatsächlich schaute Sam kurz hoch und folgte Dean's Blick, „Pass aber auf, ok? Keinen Ärger diesmal!"

„Ja großer Bruder!", entgegnete Dean leicht genervt und erhob sich bereits von seinem Barhocker, sein Bier in der rechten Hand.
„Kein Ärger! Ich pass schon auf."

Schon gewann wieder die Vorfreude auf das Spiel, dass er so gut beherrschte und mit dem er ihnen in den letzten Jahren fast ein kleines Vermögen ergaunert hatte - von dem aber alles für Sprit für den Impala, Essen und andere laufende Ausgaben draufgegangen war -, die Oberhand.
Ein breites, leicht verschlagenes Grinsen schlich sich kurz in sein Gesicht.
Ein paar Dorftrottel, Biker hin oder her, waren genau die leichte Beute, die er sich hier erhofft hatte.
Also schlenderte er lässig zum Billardtisch hinüber und mimte erst mal nur den interessierten Zuschauer, der nicht viel Ahnung von der Materie hatte.
Um den Tisch herum hatten sich drei Biker mit ihren Freundinnen versammelt.
Alle nicht besonders ansehnlich.
Er ließ sich auf einem Barhocker ganz in der Nähe nieder und spielte seine Rolle weiter.
Er wartete das erste Spiel seiner Opfer ab, um sie besser einschätzen zu können.
Ein großer Kerl mit Glatze und fast überall tätowiert, gewann das erste Spiel.
Es ging dabei um gut 100 Dollar.
Peanuts für ihn.
Aber wie er es bereits erwartet hatte, konnte ihm keiner der Spieler auch nur annähernd das Wasser reichen.
Es würde also ein wahres „Schlachtfest" werden!
Ganz in seiner Rolle aufgehend fragte er die Biker, ob er es vielleicht auch mal versuchen dürfte und, wie sollte es auch anders sein, Kojak biss an.

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt