Kapitel 32

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Nach gut fünf Minuten war die Leiche freigelegt und verströmte nun ungehindert ihren intensiven Duft.

Dean hatte zwischenzeitlich zusammen mit Valerie den Raum verlassen, da ihr der Geruch definitiv zu viel geworden war.
Und bevor sie den armen Dorfsheriffs die „Gerichtsmedizin" verunreinigte, hatte Dean sich, natürlich völlig selbstlos, dazu bereit erklärt sie zu begleiten.
Allein durfte man sie ja nicht in der Polizeistation antreffen, nach allem, was sie offiziell so angestellt hatte.

Mittlerweile fiel es selbst Sam schwer, sein spärliches Essen bei sich zu halten.
Deshalb beeilte er sich, die Untersuchung des Leichnams so schnell wie möglich zu beenden.

Nach gut zehn Minuten war Sam fertig, das Opfer wieder mit den Kühlpacks bedeckt und in die defekte Kühlkammer zurück geschoben.
Danach verließ auch er den Raum, der die Bezeichnung Gerichtsmedizin nicht verdient hatte.

Kaum hatte Sam die Tür hinter sich geschlossen und sich zu seinem Bruder und Valerie gesellt, verzogen beide auch schon angewidert das Gesicht.
„Was?", fragte Sam, der nur froh war, endlich dem Gestank im Raum entkommen zu sein.

„Kumpel, du stinkst ....", antwortete Dean mit immer noch verzogener Miene und sichtlich bemüht, seinem Bruder weder zu nah zu kommen, noch zu tief einzuatmen.

Sam sah Valerie fragend an.

Diese nickte aber nur zustimmend und wand ebenfalls Dean's Taktik an.
Sie versuchte so viel Abstand wie möglich zu Sam zu halten und atmete nur durch den Mund.
Das brachte wenigstens etwas.

Ungläubig schnüffelte Sam am Ärmel seines Anzugs.
Zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass die beiden sehr wohl recht hatten.
Der penetrante Verwesungsgeruch war in seinen Anzug gezogen.
„Verdammt!" murmelte er mehr zu sich selbst.

„Also, was hast du gefunden?" fragte Dean hinter vorgehaltener Hand.

„Ähm, Einzelheiten konnte ich leider nicht mehr finden, aber dass das Herz fehlt, war nicht zu übersehen."

„Also ein Werwolf...." murmelte Dean.

„Was???", fragte Sam.

„EIN WERWOLF ..." schrie Dean schon fast und nahm dafür kurz die Hand runter.
Eine unwillkürliche Bewegung, die sich sofort rächte.
Der Gestank drang augenblicklich ungehindert in seine Nase und ließ ihn würgen.
Seine Hand legte sich sofort wieder über Mund und Nase.
Doch es war schon zu spät.
Der Geruch hatte sich dort festgesetzt und machte keine Anstalten sich in naher Zukunft zu verflüchtigen.
„Boa, Alter...", presste Dean zwischen seiner Hand hervor.

„Ja. Ich weiß. Kann ich aber jetzt nicht ändern! Hör zu, Dean. Da ist noch mehr."

Der ältere der beiden Winchester-Brüder hob eine Augenbraue.
Jetzt wird es interessant.

„Ich habe auch noch Biss-Spuren am Hals des Opfers gefunden, die nach einem Vampir aussehen."

Dean runzelte skeptisch die Stirn.
„Bonney UND Clyde?"

„Das war noch nicht alles. Da waren auch noch kleine Reste ein blaues Mals am Leichnam zu erkennen. Wie von einem Jin."

„Die drei Stooges ... ?", murmelte Dean.

„Oh, es wird noch besser ...", entgegnete Sam seinem Bruder mit verschwörerischer Miene.
„Ich habe an dem einen verblieben Bein des Busfahrers eine Wunde bemerkt, die aussieht, als habe dort jemand an ihm rumgeknabbert."

Dean überlegte kurz.
Dann antwortete er kopfschüttelnd, „Also dazu fällt mir jetzt echt nichts mehr ein!"

„Mir auch nicht, Dean! Warum sollten ein Werwolf, ein Vampir, ein Jin und ein Ghoul zusammen arbeiten?"

„Würden sie nicht."

„Genau. Hier stimmt etwas nicht!"

„Vielleicht geben die Polizeiberichte ja mehr her", mischte sich Valerie aus einigen Metern Entfernung ein.

Dean sah seinen Bruder fragend an.

„Also, ich bin hier fertig."

„Ok. Dann raus hier. Wir brauchen alle dringend 'ne Dusche, um den Gestank los zu werden", erwiderte Dean.


Dean und Valerie waren die ersten, die wieder in den schmalen Gang hinaus traten.
Beide nutzten die Gelegenheit noch einmal tief Luft zu holen, bevor Sam's Anzug die Umgebung verpestete.
Sie mussten sich nicht umdrehen, um zu wissen, das Sam jetzt direkt hinter ihnen war.
Sie konnten es riechen.
Leider!


Sie hatten es kaum für möglich gehalten, aber auf dem Weg zurück zu Martin und seinem Kollegen, um die Kopien der Berichte entgegen zu nehmen, wurde in dem Gang der Geruch von Minute zu Minute schlimmer.
Sie beschleunigten ihre Schritte und konnten es kaum erwarten dem zu entfliehen.
Sie sehnten sich nach einer reinigenden Dusche in ihrem Motel.

Kaum waren sie durch die Tür getreten - fast schon gefallen - , die den verwinkelten langen Gang mit der eigentlichen Polizeistation verband, kam ihnen auch schon Martin entgegen
und wedelte freudestrahlend mit einem Stapel von Papieren.

Vor lauter Eile hätte er fast einen Stuhl umgerannt, der ihm den Weg versperrte.
„Wir haben ihnen alles kopiert, Agents."

Martin stolperte ihnen entgegen und der Stuhl bekam einen bösen Blick ab, so als habe der sich unerlaubterweise in seinen Laufweg geworfen.
Viel hätte nicht gefehlt und Martin hätte das Sitzmöbel wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt erschossen.

Als Sam dann als letzter durch die Tür trat, machte Martin ein Satz rückwärts.
Der Gestank musste auch ihn voll erwischt haben.

Sam blieb in einigen Metern Abstand zu dem Officer stehen.

Dean quittierten den ungewöhnlichen Ausbruch an Arbeitseifer und dessen Auswirkungen auf den unschuldigen Stuhl mit einem schiefen Lächeln und nahm erheitert den Papierwust entgegen.
Martin wollte Sam nicht wirklich näher kommen als nötig.

„Danke, Officer. Wir werden ihre Hilfe in diesem Fall lobend in unserem Bericht erwähnen."

„Danke, Sir. Haben sie denn etwas gefunden, dass ihnen weiterhilft?", fragte der Beamte Dean interessiert. Nicht jedoch ohne den intensiven Geruch ebenfalls an ihm und Valerie zu bemerken und schnell wieder noch einen Schritt zurück zu weichen.

„Darüber dürfen wir leider nicht sprechen. Sie wissen schon, FBI-Vorgaben", antwortete Dean.

„Natürlich. Entschuldigung."

Auf dem Weg nach Draußen verabschiedeten die Beamten die zwei Federal Agents überschwänglich, aber aus sicherer Entfernung.
Sie warfen deren Gefangener einen ängstlichen Blick hinterher, als das Trio endlich die Polizeistation verließ.

Sekunden später trat Martin an das verspiegelte Fenster, an dem sein Kollege eben gestanden hatte.
Er beobachtete wie der kleinere der beiden Agents der Terroristin die Fondstür des schwarzen Impala's, in dem sie offensichtlich Undercover unterwegs waren, öffnete und ihr auf den Rücksitz half.
Dann stiegen auch die beiden Feds ein.
Der größere, Agent de Young, auf der Beifahrerseite, der kleinere, Agent Palmer, hinter dem Steuer.
Der Wagen verließ mit quietschenden Reifen den Parkplatz vor der kleinen Polizeistation.

Er drehte sich zu seinem Kollegen um und nickte ihm zu.
Daraufhin holte dieser ein Handy aus der Tasche des Uniformhemdes und wählte.
Offensichtlich wurde der Anruf entgegen genommen.

„Sir, sie waren eben da."
Eine kurze Pause folgte.
„Ja, alle drei... Im Bellview Inn, wie sie vorhergesagt hatten, Sir."
Dann nach einer zweiten Pause, in der offensichtlich der Partner am anderen Ende des Telefons sprach,
„Sie haben die Informationen wie gewünscht erhalten, Sir."

Martin's Kollege beendete grinsend das Gespräch.
In seinen nun glänzenden, Obsidian schwarzen Augen spiegelte sich das Fenster zur Straße.

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt