Kapitel 4

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IV


Sam und Dean betraten ihr Motelzimmer durch die offen stehende Tür.
Seit dem Kampf in der Bar waren einige Stunden vergangen.
Es war mittlerweile kurz vor Sonnenaufgang und die Luft draußen kühlte sich merklich ab.
Außer ein paar Grillen, die noch zirpten, war es komplett still.
Keine Menschenseele im näheren Umkreis.

Das war auch gut so, denn die beiden Brüder hatten die Zeit genutzt und alles vorbereitet, um ihre Spuren wirksam zu verwischen.
Keiner durfte erfahren, dass sie hier gewesen waren und was in der Bar geschehen war.
Sie wollten nicht schon wieder das FBI auf ihre Fährte bringen.
Für die Behörden waren die Brüder Sam und Dean Winchester tot.
Und das sollte auch so bleiben.

Die beiden blieben in der Nähe der Tür stehen und betrachteten nur beiläufig ihren „Gast", bevor sie sich umdrehten und begannen, ihre Sachen zusammen zu suchen.
Die junge, rotblonde Frau aus der Bar war immer noch bewusstlos.

„Was wird aus ihr?", Dean deute mit dem Kopf in Richtung des Bettes.
„Du weißt, wir müssen hier so schnell wie möglich verschwinden."

Sam nickte nur.
„Dann nehmen wir sie eben mit. Wir schulden ihr was."

Dean nickte nur stumm.
Sam sah aber, dass ihm nicht ganz wohl dabei war.
„Außerdem habe ich eine Hexe lieber bei uns. Dann haben wir sie besser unter Kontrolle", fügte der Jüngere hinzu.

Plötzlich ertönte ein rasseln von Handschellen aus Richtung des Bettes.
„Und warum dann die hier? Und was soll dieses Hexen-Gerede?"

Die beiden Brüder drehten sich überrascht um.
„Ah. Auch schon wach, Dornröschen!", war alles, was Dean sagte.

Sam antwortete etwas verlegen.
"Nichts für Ungut. Nur eine reine Vorsichtsmaßnahme."

„Und um wen zu schützen? Euch oder mich?", entgegnete die junge Frau gereizt.

Sam setzte sich gerade in Richtung Bett in Bewegung, um sie zu befreien, als Dean ihn zurück hielt.
„Warte! Du willst sie doch nicht etwa losmachen?", fragte er ungläubig.

„Dean, sie hat dir das Leben gerettet und ohne sie hätten wir es beide wahrscheinlich nicht lebendig aus dieser Bar herrausgeschafft! Hexe ja oder nein, wir schulden ihr was."

Man sah Dean an, dass er die Meinung seines Bruders nicht gänzlich teilte.
Es gab nur wenige Hexen, den man vertrauen konnte.
Auf der anderen Seite hatte sein Bruder aber auch irgendwie recht.
Also ließ er Sam zwar los, aber bedeutete seinem Bruder, ihm die Schlüssel zu geben.
Sam händigte sie ihm zögernd aus.

„Du hast recht damit, dass wir ihr etwas schulden. Aber besonders ich. Also werde ich das auch übernehmen. Sozusagen als Zeichen meines guten Willens."

Sam gab sich mit dieser Begründung zufrieden.
Da es noch einiges zu tun gab, bevor sie aufbrechen konnten und die Zeit drängte, fragte er nicht weiter nach, sondern drehte sich um und fing schon an ihr Zeug zusammen zu packen.

Dean ging zum Bett und machte sich daran die junge Frau von ihren Handschellen zu befreien.
Dabei beugte er sich über sie und flüsterte ihr so leise ins Ohr, dass nur sie ihn hören konnte.

"Ich warne dich nur dieses eine Mal, Schätzchen. Sollte ich auch nur DENKEN, dass du versuchst, mit Hilfe deiner Hexenkraft meinen Bruder und mich ans Messer zu liefern oder irgendein anderes krummes Ding planst, dann mach ich kurzen Prozess mit dir! Ist das klar?"

Die junge Frau musterte Dean intensiv.
Er meinte es wirklich ernst.
Was immer er auch mit Hexenkraft meinte.
Sie hielt es für besser in dieser Situation nichts zu sagen, sondern nur zu nicken.

Anscheinend reichte ihm das als Antwort, denn er drehte sich fast augenblicklich rum, ließ die Handschellen in seine Jackentasche gleiten und begann ebenfalls, seine Sachen in eine Art Seesack zu stopfen, der auf dem Nachbarbett lag.

Kaum befreit merkte sie, dass sie fast am ganzen Körper Schmerzen hatte.
Ihr rechtes Handgelenk tat weh, ihre Beine zitterten, als sie sie über den Rand des Bettes schwang und sie fühlte sich seltsam ausgelaugt.
Der stechende Schmerz am Hals kam ihr wieder in den Sinn.
Der hatte glücklicherweise schon etwas nachgelassen.

Eric!, durchfuhr es sie. Was ist mit Eric passiert?
„Ich war nicht allein in diesem Motel. Habt ihr meinen Begleiter gesehen? Er heißt Eric."

Sam hörte auf mit Packen, drehte sich zu ihr um.
Er machte ein ernstes Gesicht, dass nichts gutes verheißen ließ.

„Wir müssen eh noch deine Sachen holen. Komm wir gehen zu ihm."

Dean sah zu Sam hoch und nickte kurz.

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt