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Valerie glaubte sich während ihrer Telefonate unbeobachtet, aber in der Dunkelheit der Veranda hatte sich eine Gestalt verborgen.
Es war Dean, der dort im Schatten stand.
Er konnte zwar nicht den Wortlaut verstehen, aber sehr wohl ihre Reaktionen deuten.
Sie hatte schlechte Nachrichten erhalten. Sehr schlechte.
So viel war sicher.
Er wollte gerade wieder in die Hütte zurückkehren, als ihn ein heftiger Schmerz in der lädierten Schulter fast von den Beinen holte.
Torkelnd verließ er die Veranda, um nicht zufällig von Valerie entdeckt zu werden.
Er presste sich in eine dunkle Ecke, die von einem dünnen Lichtstrahl, der sich zwischen den Vorhängen des Wohnzimmerfensters hervor stahl, begrenzt wurde, an die seitliche Holzwand der Hütte.
Im spärlichen Schein dieses Lichts besah er sich seine Wunde genauer.
Die Verletzung hatte sich anscheinend entzündet, denn die Haut in der Umgebung war gerötet und sie fühlte sich heiß an, als er sie berührte.
Außer seinem Schlüsselbein fühlte er dabei aber noch etwas.
Es war ihm, als würde sich dort unter seiner Haut etwas bewegen.
Etwas lebendiges schien dort umherzukriechen.
Das war auf keinen Fall normal. Er musste das Ding da unbedingt herausholen.
Was immer es auch sein mochte und wie immer es auch da hinein gekommen war.
Er hatte Ruby's Messer mitgenommen.
Eigentlich eher für ihren Gast, weil er ihr nicht vertraute, aber jetzt würde es dafür herhalten müssen.
In dem Moment, als er die Messerspitze nahe der Wunde auf seine Haut setzte, um das Ding rauszuschneiden, wurde der Schmerz so stark, dass ihm seine Beine endgültig den Dienst versagten.
Es fühlte sich an, als würde sein gesamter Körper plötzlich in Flammen stehen.
Er brach in der Dunkelheit zusammen und fiel auf die Knie, einen stummen Schrei auf den Lippen.
Das Messer entglitt seinen tauben Fingern und fiel geräuschlos auf den weichen Waldboden.
Der Schmerz verschwand genau in diesem Augenblick genauso unvermittelt, wie er eingesetzt hatte.
Dean brauchte trotzdem etwas Zeit, bevor er sich wieder aufrappeln konnte.
Schwankend, sich noch immer an der Hauswand abstützend, lenkte er seine Schritte wieder in Richtung der Veranda.
Es wurde höchste Zeit wieder in die Hütte zurück zu kehren.
Was das auch war, das da in ihm steckte, es würde warten müssen, bis sie die Sache mit Valerie und das Leviathan Problem gelöst hatten.
So lange musste er eben durchhalten.
An der Eingangstür angekommen atmete Dean noch einmal tief durch und straffte seinen Körper, bevor er in die Hütte trat.
Sam sollte nichts von allem bemerken.
„Und was macht sie da draußen?", fragte Sam, der schon den Laptop angeworfen und glücklicherweise nur kurz von seinem Platz am Küchentisch aufgeblickt hatte, seinen Bruder, als dieser durch die Tür trat.
„Nichts besonderes. Is nur eine rauchen", log Dean.
Er wollte sich gerade in Richtung Sofa auf den Weg machen, als in diesem Moment ein besorgt dreinblickender Bobby die Kellertreppe hinauf kam.
Kommentarlos schaute er sich auf seinem Weg zu Sam, in der Hütte um und ignorierte die fragenden Blicke der beiden Brüder.
Ein kurzes, „Wo ist sie?", war alles, was er den Beiden als Antwort gab.
„Draußen", antwortete Dean eben so knapp.
Bobby wollte sie eben daran erinnern, dass er die beiden gebeten hatte, das Mädchen nicht aus den Augen zu lassen, als Sam vorsorglich erwähnte, dass Dean eben noch nach ihr gesehen habe und alles ok sei.
Glücklicherweise begnügte sich Bobby mit dieser Aussage.
„Ich habe etwas zu diesem Amulett gefunden und es wird euch nicht gefallen", begann er.
Er setze sich Sam gegenüber und bedeutete Dean, sich zu ihnen zu gesellen.
Als alle saßen, begann er den beiden Brüdern zu erzählen, was er recherchiert hatte.
Jedenfalls so weit er es vor seinem toten Freund vertreten konnte.
Deshalb erfuhren Sam und Dean nur, dass das Amulett mehr als ein nettes Schmuckstück war und das Valerie's Tante wohl eine Hexe ist, genauso wie ihr toter Freund ein Hexer gewesen war.
„Und?", fragte Dean herausfordernd.
„Macht sie das jetzt nicht automatisch auch zu einer Hexe?"
„Nein. Nicht wirklich. Denk doch mal nach, Dean. Offensichtlich versuchten beide Valerie zu beschützen. Wenn sie selber eine Hexe wäre, würde sie keinen Schutz brauchen, oder?
Und vor was oder wem haben sie sie beschütz?"
Sam's Fragen traf den Kern der ganzen Sache ziemlich genau.
„Wahrscheinlich hat sie dieses besondere Messer ebenfalls zu ihrem Schutz erhalten."
Das Messer.
Bobby musste es sich unbedingt genauer ansehen.
„Wo ist dieses Messer?"
Ohne jegliche Regung griff Dean unter sein Hemd, zog Valerie's Messer hervor und legte es ohne ein Wort zu verlieren mitten auf den Tisch.
Sam und Bobby runzelten überrascht die Stirn.
Bei Sam's Gesichtsausdruck schwang sogar etwas Missbilligung mit.
Diese wechselte allerdings in Besorgnis, da während Dean's Bewegung das T-Shirt etwas verrutschte und er einen Blick auf seine rechte Schulter werfen konnte.
Die kleine Schnittwunde, die er während des Kampfes in der Bar von einem Dolch davon getragen hatte, hatte sich verändert.
Die Wunde hatte sich nicht geschlossen. Im Gegenteil.
Sie war größer geworden und hatte sich zusätzlich auch noch entzündet, denn die Haut erschien gerötet.
Aber für den Bruchteil einer Sekunde dachte Sam, er hätte eine Bewegung unter der Haut wahrgenommen.
Wie auch immer, sah die Wunde ganz und gar nicht normal aus.
Als Dean Sam's Blick bemerkte, versuchte er seine Verletzung schnell wieder zu bedecken, aber sein Bruder hielt ihn barsch zurück.
Er ergriff Dean's Hand auf dem Weg zu seiner Schulter und nagelte sie förmlich auf der Tischplatte fest.
Dean funkelte seinen Bruder wütend an.
„Was soll das?"
„Was ist das da an deiner Schulter, Dean?", fragte Bobby, der die eigenartige Wunde ebenfalls bemerkt hatte.
„Es ist nichts. Nur ein Kratzer!" gab er gereizt zurück.
„Dämonen halten anscheinend ihre Waffen jetzt auch nicht mehr so sauber wie früher."
Dean versuchte durch einen Scherz die Situation zu entspannen, aber das gelang ihm, wie so oft, nicht.
Die besorgten Blicke seines Bruders und von Bobby blieben.
„Darum werden wir uns nachher noch kümmern", entschied Bobby und besah sich das Messer der Kleinen näher.
Sam entließ unterdessen widerwillig den Arm seines Bruders aus seinem Griff.
Dean bedeckte die Wunde wieder dem T-Shirt und einem Teil des Hemdes, in der wagen Hoffnung, dass die beiden es für den Moment vergessen würden, da sie gerade genug andere Probleme hatten.
Er war ja immer noch einsatzbereit und im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte.
Was man vom lieben Sammy nicht immer behaupten konnte.
Ein tiefer Seufzer Bobby's holte ihn aus seinen Gedanken.
Was Bobby während einer kurzen Inspektion des Messers sah, ließ sich in wenige Worte packen.
Er wusste nicht mal ansatzweise, was es war. Eigentlich durfte es dieses Messer gar nicht geben.
Es sah wirklich aus wie eine Kreuzung aus Ruby's Messer und einem Engelsschwert.
Aber wie konnte so etwas existieren? Offensichtlich hatte es die Macht, Dämonen zu töten.
Hatte es auch die Macht, Engeln das selbe anzutun?
Bis lang hatten alle gedacht, Ruby's Messer sei das einzige seiner Art. Aber jetzt war anscheinend die Zeit der großen Überraschungen gekommen.
„Was machen wir jetzt Valerie betreffend?", fragte Sam.
Bobby überlegte kurz, bevor er antwortete.
„Wir sollten im Moment ein Auge auf die Kleine haben, bis wir mehr über die ganze Sache wissen."
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SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktion
FanfictionDämon? Engel? Hexe? Von allem etwas oder doch "nur" ein Mensch - jedenfalls mehr oder weniger - , dessen magisches Erbe gerade erst hervorbricht und erst noch kontrolliert werden will? Wer genau ist die junge Frau, die unter mysteriösen Umständen m...