Kapitel 12

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Hier ist auch schon das nächste Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen!
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XII

Dean und Sam hatten noch bis Tagesanbruch gewartet, bis sie sich auf den langen Weg nach Georgia gemacht hatten.

Bobby hatte Valerie am Vorabend auf dem Dachboden noch einen Schlafplatz hergerichtet.


Er musste den beiden Brüdern genauso versprechen, bei dem Mädchen vorsichtig zu sein, wie Sam ihm versprechen musste, bei den ersten Anzeichen, dass Dean es nicht mehr kontrollieren
konnte und der Elementargeist drohte die Oberhand zu gewinnen, umzukehren und Dean in den Schutzraum im Keller von Bobby's altem Haus zu bringen.
Das Haus war zwar ausgebrannt, aber der Keller war noch intakt.
Genauso wie auch der aus mit Salz getränkten Eisenwänden bestehende Schutzraum mit seinen unzähligen magischen Symbolen.
Dieser Ort wäre für den Ernstfall eine letzte Zuflucht, wo sie bis zur letzen Minute würden warten können, ohne selber allzu viel zu riskieren.


Denn wer wusste schon was passieren würde, wenn Dean's Verwandlung voran schritt?
Bobby hoffte aber, dass sie vorher ein Gegenmittel finden würden.
Irgendjemand musste doch mehr Informationen über diesen Zauber haben.
An diesem Punkt kam dann auch diese, unter einigen wenigen Jägern bekannte, Bibliothek ins Spiel.
Wenn sie nur erst mal wissen würden, wie das Messer genau die Verwandlung bewirkte, dann wäre es auch leichter, eine Lösung des Problems zu finden.


Bis die Jungs wieder da waren, würde er, von einem speziell gesicherten Apparat aus, einige Telefonate führen und Valerie an ein paar Bücher setzen.
Sie konnte ihm mit ihren offensichtlichen Kenntnissen alter Sprachen wirklich eine enorme Hilfe sein. Auch wenn es riskant war, ihr einschlägige Literatur zu geben, da sie immerhin zufällig
auf etwas stoßen könnte, dass ihre eigene Person betreffen könnte.
Aber dieses, zugegeben nicht gerade geringe, Risiko ging Bobby ein. So hatte er sie wenigstens unter Kontrolle und aus der Schusslinie.
Es wäre im Moment nicht gut, wenn sie sich zu offen zeigen würde. Das würde die Chance erhöhen, dass sie doch noch von den Dämonen, die wahrscheinlich immer noch hinter ihr her waren, gefunden wurde.
Wenn auch nur zufällig.
Nachdem, was er aber über sie wusste oder besser ahnte, wäre es verdammt schlecht, wenn diese Mistkerle sie in die Finger bekommen würden.
Er vertrat den Standpunkt „Im Zweifelsfall für den Angeklagten" und da sie sich bis jetzt nichts zu schulden hat kommen lassen, glaubte er fest daran, dass es auch für Valerie Rettung geben würde.
Selbst wenn sich seine Befürchtungen bewahrheiten sollten.
Bis auf das Worst-Case-Szenario natürlich.
Dann würden sie sie irgendwie unschädlich machen müssen, aber all seine Menschenkenntnis sagte ihm, dass die Kleine auf ihrer Seite stand.
Er hoffte er täuschte sich nicht, denn er mochte das Mädchen. Warum konnte er nicht mal genau sagen. Er folgte da einfach seinem Gefühl.


* * *


Mittlerweile stand die Sonne schon hoch am Himmel und beschien die schneebedeckten Gipfel der umliegenden Berge.

Im Sonnenschein strahlte das Weiß des Schnees so intensiv, dass man bereits nach kurzer Zeit die Augen abwenden musste.
Valerie starrte so lange auf dieses Naturschauspiel, bis es vor ihren Augen flimmerte.
Erst dann wand sie den Blick ab.

Noch immer litt sie an dem Nachwirkungen der Nacht. Es war das Erste mal seit ... für sie einer gefühlten Ewigkeit, dass sie allein gewesen war.
Alle die fürchterlichen Erlebnisse der letzten Tage hatten sie in der abgeschiedenen Dunkelheit des Dachbodens überfallen.
Wie ein Dieb in der Nacht.
Sie hatte nicht mal mehr versucht sich zu wehren, sondern sich einfach nur unter ihrer Decke zusammen gerollt und sich der Verzweiflung hingeben.
Fast hätte sie die maßlose Trauer hinweggeschwemmt. Aber als sie keine Tränen mehr hatte und die Leere in ihr sie zu verschlingen drohte, hörte es auf.
Sie war vor Erschöpfung einfach eingeschlafen.
Dieser Schlaf, der eher eine Ohnmacht glich, entließ sie früh, viel zu früh, wieder in die harte Realität.
Sie hatte gehört, wie sich die beiden Winchester Brüder in aller Frühe auf den Weg gemacht hatten. Doch so, mit einem verheulten Gesicht, konnte und wollte sie sich nicht von ihnen verabschieden.
Also war sie lieber noch eine Weile auf dem Dachboden geblieben und hatte vorgegeben noch zu schlafen, damit keiner sie so sah.
Aber bereits nach nur einer weiteren Stunde hatte sie es dort nicht mehr ausgehalten.
Sie fürchtete die Gefühle der letzten Nacht könnten sie erneut heimsuchen.
Etwas frische Luft und ein anderer Ausblick würden ihr vielleicht helfen, hoffte sie.

Sie hatte nach diesen wenigen, kostbaren aber auch kräftezehrenden Stunden der Ruhe einen Augenblick abgepasst, in dem Bobby in den Keller gegangen war, um weitere Bücher zu holen.
Rücksichtsvoll wie er war, hatte er sie vermeintlich weiter schlafen lassen.
Heimlich war sie die steile Treppe hinunter in den Wohnraum und weiter ins kleine Bad geschlichen. Dort wollte sie sich etwas frisch machen, aber im Badezimmerspiegel hatte sie sich fast nicht wiedererkannt.
Sowohl die Strapazen der letzten Tage, als auch die letzte Nacht hatten allzu deutliche Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen.
Viel konnte sie daran nicht ändern.
Noch ein Grund mehr aus der Hütte zu verschwinden.

Das Glück war auf ihrer Seite, denn sie hörte Bobby immer noch im Keller. Er fluchte herzhaft und es hörte sich an, als ob etwas auf dem Boden zerschellt wäre.
Sie schaffte es tatsächlich unbehelligt aus der Tür raus und auf die Veranda. Immer darauf bedacht keine verräterischen Geräusche zu machen.
Als sie die Veranda hinter sich gelassen hatte, blieb sie kurz stehen und sog die klare Morgenluft gierig in sich ein.
Hier draußen zu sein tat ihr wirklich gut.
Half ihr ihre Gedanken zu ordnen.
Wieder zur Besinnung zu kommen und sich auf das Wichtige zu konzentrieren.
Sie konnte nicht rumsitzen und sich ausruhen in dem Wissen, dass der Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, dringend Hilfe benötigte.
Egal, ob sie etwas für ihn empfand oder nicht.

Und das war nur eines der vielen Dinge, über die sie sich nicht im Klaren war.

Sie nutzte die neu gewonnene Einsamkeit zum telefonieren, sofern sie in dieser Einöde noch einmal ein Netz fand.
Sie hoffte, der Mann dessen Rufnummer sie von Jean-Luc erhalten hatte, würde ihr auch jetzt helfen können.

Nach nur einem einmaligen Klingeln wurde sofort abgenommen. Ohne Umschweife kam Valerie zur Sache und erklärte C.B. die Situation.

„Es könnte wirklich sein, dass sich etwas in meinen Büchern finden lässt, dass deinem Freund hilft. Allerdings musst du dafür vorbei kommen und wahrscheinlich auch ein paar Wochen bleiben müssen", erklärte er ihr.

„Aber er wird keine paar Wochen Zeit haben!", widersprach sie energisch.
„Wir wissen nicht einmal, wie viele Tage es sein könnten!"

„Valerie, Magie ist nichts, dass man in wenigen Tagen oder gar Stunden erlernen kann."
Er machte eine kurze Pause, atmete tief durch und fuhr dann versöhnlicher fort.
„Ich verstehe deine Situation. Ich werde sofort mit der Suche beginnen, aber es ist immer noch unbedingt nötig, dass du zu mir kommst. Wie es sich anscheinend im Moment darstellt, ist gerade ein günstiger Augenblick. Du hast nur noch einen Aufpasser. Ich habe mir dafür auch etwas einfallen lassen."
Er gab ihr einen einfachen Zauberspruch und die entsprechenden Zutaten durch.
Nichts kompliziertes.
Alle Zutaten würde sie ohne Schwierigkeiten in Bobby's Hütte oder der Umgebung finden. Dieser Zauberspruch würde den Jäger für gut fünf Stunden in Tiefschlaf versetzen.
Genug Zeit für sie, um sich unbemerkt auf den Weg nach Tacoma zu machen.
Sobald sie ein Heilmittel gefunden hatten, würde sie schnellstens zurückehren.
Sie hoffte wirklich, sie würden schnell etwas finden, um Dean zu helfen.

Sie hatte gerade aufgelegt und das Mobiltelefon in ihrer Hose verstaut, als Bobby auf die Veranda der Hütte trat.
Anscheinend hatte er sie gesucht und war froh, sie draußen gefunden zu haben.
Sie bemerkte seinen besorgten Blick.

„Ich habe nur etwas frische Luft geschnappt," beruhigte sie ihn.
Sicher hatte er bemerkt, wie schlecht sie aussah, war aber taktvoll genug, sie nicht darauf anzusprechen.
Sie machte sich direkt wieder auf den Weg zurück in die Hütte.
Sie durfte ihn jetzt nicht misstrauisch machen.
Immerhin musste sie auch noch irgendwie die Kräuter, die sie für den Zauberspruch benötigte, unauffällig zusammen suchen und mixen.

Als sie auf der kleinen Veranda an ihm vorbei gehen wollte, legte er ihr seine Hand auf die Schulter.
Sie blieb stehen. Er sah sie eindringlich an.
Hatte er doch verdacht geschöpft?
Angst stieg in ihr auf.

Was, wenn der Plan nicht funktioniert und ich Bobby nicht ruhigstellen kann?Ist es vielleicht sogar besser die Wahrheit zu sagen?
Aber der Unbekannte am Telefon hatte ihr gleich während des ersten Gesprächs eindringlich geraten, niemandem zu vertrauen.


„Valerie, wir werden schon etwas finden, um Dean zu helfen. Wir haben es bis jetzt immer geschafft", beruhigte Bobby sie.

Gott sei Dank!
Er hatte ihr Verhalten falsch gedeutet.
Auch ihre Erleichterung würde er glücklicherweise anderen Umständen zuschreiben.

Sie nickte nur dankbar und ging an ihm vorbei in die Hütte.

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt