Sam war bereits mehrere Stunden durch die Nacht gefahren und hatte einen anderen Radiosender eingestellt. Aus den Lautsprechern von Dean's „Baby" schallten nun ungewohnt ruhige Klänge.
Es lief „Brothers in Arms" von Dire Straits.
Während der letzten Stunden hatte Sam immer wieder einen Blick auf seinen immer noch bewusstlosen Bruder geworfen, der auf dem Beifahrersitz mehr lag, als saß.
Diesmal war es wirklich verdammt knapp gewesen, realisierte Sam.
Es hätte nicht viel gefehlt und sie beide würden jetzt nicht mehr auf dem Weg zurück zu Bobby sein.
Und den schwierigsten Teil hatten sie immer noch vor sich.
Dean von diesem Elementargeist zu befreien!
Dieser Gedanke drängte ihn erneut einen kurzen Blick auf seinen Bruder zu werfen.
Diesmal versuchte er seine Aufmerksamkeit auf die Verletzung an Dean's Schulter zu lenken, die noch so gerade zu erkennen war, weil seine Kleidung etwas durcheinander geraten war.
Dieser nicht mehr als flüchtige Blick reichte ihm allerdings bereits.
Das Wesen in Dean war in den letzten Stunden beträchtlich gewachsen. Man konnte es nun überdeutlich ausmachen.
Wie lange würde Dean es noch schaffen, das Wesen in Schach zu halten?, fragte Sam sich besorgt.
Wann gibt es kein zurück mehr für ihn?
Für uns?
Grübelnd sah er wieder nach vorne auf die dunkle Straße, die nur durch die beiden Scheinwerfer des Impalas durchschnitten wurde.
Etwas regte sich auf dem Beifahrersitz.
Dean erwachte langsam aus seiner Ohnmacht.
Es war Nacht geworden und Sam hatte wohl das Radio auf einen anderen Sender eingestellt.
Wie lange war ich weggetreten?, fragte er sich benommen.
Sein Kopf schmerze nicht weniger als sein kompletter Körper. Er streckte sich.
Das erregte Sam's Aufmerksamkeit, der bis zu diesem Moment konzentriert in die Dunkelheit gestarrt hatte.
„Gut, dass du endlich wach bist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, Alter."
Dean räusperte sich.
„Wie bin ich hier hingekommen? Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist diese ... Bibliothek."
„Genauer gesagt wohl eher der Boden der Bibliothek, auf dem ich dich gefunden habe."
Sam erzählte Dean davon, wie er sich aus dem Saal geschlichen hatte. Immer auf der Hut vor dem Hunde-Mann, von dem er ihm natürlich auch erzählte.
Er war schon auf dem Weg zum Transporter gewesen, um ihn näher an einen tiefer gelegenen Dachabschnitt, an der Rückseite des Hauses heran zu fahren, als er bemerkte, dass ihm jemand gefolgt war.
Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass außer dem Hunde-Mann aus dem Saal auch noch zwei weitere seiner Art versuchten, ihn von den Seiten aus in die Zange zu nehmen.
Einer lugte hinter dem Transporter links von ihm - der die edlen Weine kutschiert hatte - hervor, der andere machte Anstalten aus dem Schatten eines der Bäume zu seiner Rechten heraus zu treten.
Die Chance dreien von dieser Sorte zu entkommen, standen denkbar schlecht.
Gerade als er sich auf einen Kampf einstellen wollte, vernahm er den einsetzenden Feueralarm.
Alle drehten sich gleichzeitig zum Gebäude um, aus dem sich bereits eine wahre Flut von Menschen ins Freie ergoss.
Wie auch eine Flutwelle, spülte die kopflos flüchtende Menschenmasse seine Gegner einfach hinweg.
Das war seine Gelegenheit, um den rettenden Wagen zu erreichen.
Kaum, dass er sich in den Fahrersitz geschwungen hatte, schlingerte er mit dem Gefährt auch schon in halsbrecherischem Tempo um die Ecke des Gebäudes in Richtung der Rückseite.
Dort parkte er den Wagen so nah wie möglich an den weit nach unten gezogenen Teil des Daches, unter dem sich der Geräteschuppen der Gärtner befand.
Zum Einen fand er in diesem Schuppen ein Seil und zum Anderen konnte er hier vom Dach des Transporters aus, mit einem kraftvollen Sprung, die Regenrinne zu fassen kriegen.
In der wagen Hoffnung das filigrane Gebilde würde sein Gewicht so lange halten, bis er sich auf das Dach gezogen hatte, schlang er sich das Seil um die Schultern und wagte den Sprung.
Glücklicherweise hielt die Dachrinne wirklich und er konnte seinen Weg auf dem Dach unbehelligt bis zu dem gesuchten Oberlicht fortsetzen.
Auf seinem Weg über die verschiedenen, mit einander verbunden Ebenen der Dächer, sah er deutlich den Rauch, der anscheinend seinen Ursprung in dem großen Saal hatte.
Er wand sich auch bereits aus einigen Fenstern in dessen Nähe. Das Feuer griff also schneller um sich, als er gedacht hatte.
Glücklicherweise führte ihn sein Weg wieder vom Feuer weg.
Am Ziel angelangt, schlug er einfach das Oberlicht ein. Dieser ausgelöste Alarm würde sowieso in dem Chaos, welches im Moment im Haus herrschte, untergehen.
Mit Hilfe des Seils ließ er sich in den Raum herunter und fand dort auf dem Boden seinen bewusstlosen Bruder vor.
Er lag auf halben Weg zwischen einem Regal mit Schaukästen und einem leeren Steinquader.
Sam ließ absichtlich bei seiner Erzählung aus, dass es nicht gerade leicht für ihn gewesen war, Dean an dem Seil aus dem Raum zu ziehen, da auch ihm der Sauerstoffmangel bald zu schaffen machte.
Der Feueralarm spielte den beiden bei ihrer Flucht so geschickt in die Hände, dass es kaum zu glauben war.
„Wie ist das Feuer überhaupt ausgebrochen?", wollte Dean wissen.
„Da habe ich dir die ganze Story erzählt und alles was du wissen willst, ist wie das Feuer ausgebrochen ist?", wunderte sich Sam.
„Kein Gut gemacht kleiner Bruder oder so?"
Dean rollte als Antwort nur mit den Augen.
„Jetzt sag schon ..."
Sam schüttelte zwar verständnislos den Kopf, aber er konzentrierte sich trotzdem. Er versuchte sich das Erlebte wieder ins Gedächtnis zu rufen und stolperte über eine Erinnerung.
„Ähm. Da war irgend etwas..."
Er machte eine Pause.
„Ja. Jetzt weiß ich's wieder. Es war der hektische Fingerwedler."
„Der Paul Beaucuse für Arme?"
„Genau der. Er rannte als erster aus dem Haus. Er zeterte immer nur Meine Crepes, meine Crepes. Ich glaube fast er hat das Feuer verursacht."
„Dann müssen wir ihm ja wohl dafür noch dankbar sein, dass er uns mit der Aktion den Arsch gerettet hat ...", versetze Dean.
„Scheint fast so. Echt, Dean wir sind diesmal beide gerade noch so entkommen. Es hätte auch anders für uns ausgehen können."
Dean zuckte nur mit den Schultern. Man merkte er hatte diese ganze Geschichte bereits abgehakt.
„Was ist mit den Büchern?", fiel Dean plötzlich ein.
„Die sind hinten im Kofferraum."
Also war die ganze Mühe wenigstens nicht umsonst gewesen. Aber in Sam's Stimme schwang auch noch etwas anderes mit. Etwas hatte er ihm noch nicht erzählt.
„Was noch, Sam?"
Sein Bruder antwortete nicht sofort, sondern sah ihn nur besorgt an.
„Ich habe versucht Bobby anzurufen..."
„Und?"
„Er meldet sich nicht, Dean!"
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SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktion
FanfictionDämon? Engel? Hexe? Von allem etwas oder doch "nur" ein Mensch - jedenfalls mehr oder weniger - , dessen magisches Erbe gerade erst hervorbricht und erst noch kontrolliert werden will? Wer genau ist die junge Frau, die unter mysteriösen Umständen m...