Kapitel 7

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VII

Es war bereits spät am Abend, als der Impala dunkel bollernd vor Rufu's Hütte vorfuhr.
Sie hatten Bobby unterwegs Bescheid gegeben, dass sie wieder auf dem Rückweg waren.
Als Sam erwähnte, dass sie nicht allein sein würden, hatte Bobby nur mürrisch entgegnet
„Ist das hier etwa ein Hotel, ihr Idioten?" und ohne weiteren Kommentar aufgelegt.
Genauso hatte Sam sich das vorgestellt.

Dean hatte während der ganzen Fahrt kaum gesprochen.
Er hatte aber bemerkt, dass sein Bruder seinen rechten Arm eigenartig hielt.
Er konnte nicht sagen wie genau.
Es war auch mehr ein Gefühl als alles andere.
Aber er bekam den Eindruck, sein Bruder versuche Schmerzen in seiner Schulter dadurch etwas zu lindern.
Was eigenartig war, denn die Verletzung, die er bei dem Kampf in der Bar davon getragen hatte, war wirklich nur ein Kratzer.

Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
Sie waren eben alle etwas erschöpft.

Natürlich erwartete Bobby sie, als sie eintrafen.
Er saß trotz der fortgeschrittenen Stunde am Küchentisch und wälzte wie üblich Bücher.
Noch immer auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen zum Thema Leviathane.
Als die beiden Brüder allein die Hütte betraten, schaute er nur kurz von seinen Büchern hoch.
„Ihr seid also doch allein. Gut!"
Und direkt an Sam gerichtet, „Du weißt, ich mag solche Scherze nicht!"

Sam räusperte sich.
„Ähm, Bobby. Das war kein Scherz. Wir sind wirklich nicht allein gekommen."

In diesem Moment hörte man ein Motorrad röhrend vor der Hütte vorfahren.
Bobby's Gesichtsausdruck wechselte von mürrisch zu leicht wütend.
Er funkelte Sam düster an.
Der zuckte nur entschuldigend mit den Schultern.

Dean grinste breit und warf die Tasche mit seinen Sachen in die nächste Ecke und machte sich auf den Weg zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen.
Die nächsten Minuten zwischen Bobby und Sam würden bestimmt interessant werden.
Wie sich die Kleine bei diesem bevorstehenden Scharmützel halten würde, wusste er nicht.
Er hatte nur vor, sich aus dieser ganzen Sache soweit es ging raus zu halten.
Immerhin war es ursprünglich die tolle Idee seines Bruders gewesen, das Mädchen mit zunehmen.
Um das folgende Spektakel besser beobachten zu können, setze er sich rittlings auf einen Stuhl in der Nähe des Sofas.

Da Rufus' Hütte nicht besonders geräumig war, gab es nur einen großen Raum, der gleichzeitig Küche, Esszimmer und Wohnzimmer war.
Also würde er von diesem Platz aus einen guten Blick auf das bald folgende Schauspiel haben.
Schon hörte man Schritte sich der Tür nähern, die sie offen gelassen hatten.
Eine schlanke Gestalt in einer Blue-Jeans, einer kurzen schwarzen Bikerjacke, einem ebenfalls schwarzem Helm und mit Rucksack betrat den Raum.
Noch während sie in den Raum trat löste sie den Helm von Kopf.
Das rotblonde Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten.
Man sah ihr an, dass sie eine sehr anstrengende Fahrt hinter sich hatte.
Aber alle betrachteten sie schweigend.

Und Bobby?
Der bekam seinen Mund gar nicht mehr zu, so überrascht war.
Sein Ärger schien mit einmal wie weggewischt.
Er sah die beiden Brüder nur kopfschüttelnd an, „Also wenn ich gewusst hätte, dass ihr... Ihr seid vielleicht Kavaliere! Lasst das Mädchen die ganze Zeit auf dem Motorrad hinterher fahren, statt sie im Wagen mit zu nehmen."
Besonders Dean bekam einen bösen Blick ab.

Der hob nur abwehrend die Hände und versuchte dabei so wenig Bier wie möglich zu verschütten.

„Oh, ist schon in Ordnung. Ich wollte es so. Ich hätte mein Motorrad sowieso nicht zurückgelassen."
Sam begann zu Grinsen und sah bedeutungsvoll zu seinem Bruder.
Dean konnte das natürlich nur zu gut nachvollziehen.
Er würde sein „Baby", wie er den Impala liebevoll zu nennen pflegte, auch nicht freiwillig hergeben.

„Ihr hättet aber wirklich etwas sagen sollen, Jungs! Jetzt..."
Bobby wollte allem Anschein nach den beiden doch noch eine Gardinenpredigt halten. Überlegte es sich jedoch noch anders.
„Wollt ihr mir die junge Dame denn nicht vorstellen?"

„Ähm, doch. Natürlich", antwortete Sam.
„Bobby, das ist Valerie."
Sie trat vor und streckte dem alten Jäger, der sich mittlerweile von seinem Platz am Küchentisch erhoben hatte, die Hand entgegen.
„Hi, Bobby."

Bobby konnte nicht umhin bei diesem Händedruck auf etwas ungewöhnliches zu achten, dass ihn einen Hinweis auf ein übernatürliches Wesen geliefert hätte.
Aber nichts passierte, obwohl er seine Hand kurz vorher heimlich mit Weihwasser benetzt hatte.
Etwas beruhigter ob seines Gastes setzte er sich wieder.
Schade nur, dass er nicht an sein Silbermesser gedacht hatte.
Hoffentlich waren die Jungs wenigstens so weitsichtig gewesen, dachte er.

„Also Leute ... ich bin ziemlich müde von der langen Fahrt und", mit diesen Worten richtete sie ihren Blick auf Dean, „hätte auch nichts gegen ein kaltes Bier einzuwenden.
Und für eine richtig heiße Dusche würde ich auch wer weiß was tun."

„Äaaam, sicher. Das Badezimmer ist dort."
Bobby zeigte auf eine kleine Tür rechts dem kleinen alten Fernseher.
„Du kannst deine Sachen hier auf das Sofa legen. Ich werde dir in der Zwischenzeit den Dachboden herrichten."

„Die Hütte hat einen Dachboden?" fragten beide Brüder zeitgleich.

Bobby fuhr unbeirrt weiter.
"Ich hoffe es macht dir nichts aus dort zu übernachten. Hier unten haben wir kein eigenes Zimmer für dich und ich möchte dir nicht zumuten mit uns drei Kerlen zusammen in einem Raum schlafen zu müssen.
Aber besonders nicht mit den beiden Idioten da!"
Sein vorwurfsvoller Blick richtete sich auf die beiden Brüder.
Sam und Dean beantworteten diesen Vorwurf nur mit einem unschuldigen Blick und einem allgemeinen Achselzucken.
Sie waren sich keiner Verfehlungen mit dem anderen Geschlecht bewusst.
Jedenfalls nicht in letzter Zeit.

„Danke dir, Bobby. Das ist wirklich lieb von dir. Ich nehme das Angebot natürlich gerne an."
Valerie legte ihren Rucksack auf dem Sofa ab und zauberte ein paar frische Sachen daraus hervor, denn die, die sie an hatte, waren mit Blut beschmutzt.
Sie wollte sich damit gerade ins sogenannte Badezimmer begeben, als Sam sie bat, ihnen das Amulett, das sie von ihrer Tante erhalten hatte, kurz zu überlassen.
Da nichts dagegen sprach, händigte sie ihm das Schmuckstück aus, nicht aber ohne zu betonen, dass „Wiedersehen Freude" mache.

„Sicher, Valerie. Wir wollen es nur kurz mal ausleihen. Du bekommst es garantiert wieder", beruhigte Sam die junge Frau.

Sie gab sich damit zufrieden, setzte ihren Weg ins Badezimmer fort und schloss wenige Augenblicke später die Tür hinter sich.
Erschöpft lehnte sie sich dagegen. Sie schloss kurz die Augen, atmete einmal tief durch und sah sich in dem kleinen Raum um.
Das Badezimmer verdiente den Namen wirklich kaum.
Dort gab es nur einen spartanischen Waschplatz, eine Toilette und eine winzige Duschwanne.
Alles sah schon ziemlich alt und abgenutzt aus. Aber immerhin war es sauber.
Mehr brauchte sie im Moment auch nicht. Die Hauptsache war eine heiße Dusche und je heißer desto besser.
Sie entledigte sich ihrer Kleidung, ließ sie einfach auf dem Boden liegen, dort wo sie beim Ausziehen hingefallen waren und stieg in die kleine Duschwanne und stellte das Wasser an.
Anfangs war es eisig, aber der Boiler fing glücklicherweise schnell an heißes Wasser zu produzieren.
Sie ließ es genüsslich über ihren gesamten Körper fließen.
Sie stellte es langsam immer wärmer, ganz so als könne das heiße Wasser die schlimmen Erlebnisse der letzten Stunden wegwaschen.
Als würde sie die Dusche nicht nur äußerlich reinigen.
Für einen kurzen Augenblick, als sie die Augen geschlossen hatte, fühlte sie sich daheim.
Fühlte sich geborgen, bei ihrer Tante.
Sie konnte fast ihr eigenartiges Parfum riechen und Geklapper aus der Küche hören.
Sie war fast wieder zu Hause angelangt, als das Wasser mit einem Schlag kälter wurde.
Das holte sie wieder in die harte Realität zurück.

In eine Realität, die ihr gestern noch vollkommen fremd war, der sie aber nun nicht mehr entfliehen konnte.
Eric war tot!
Daran würde nichts und niemand etwas ändern.
Und darüber hinaus waren auch noch diese Wesen - Dämonen waren es laut Sam, was sie aber immer noch nur schwer glauben konnte - hinter ihr her.
Auf jeden Fall musste sie aber versuchen sich diese Kreaturen, mit Hilfe der Brüder, vom Hals zu schaffen, bevor sie wieder nach Hause flog.
Sie wollte nicht, dass diese schrecklichen Wesen ihr folgten.
Aber vor allem musste sie versuchen, endlich ihre Tante zu Hause zu erreichen.
Weder sie noch einer ihrer Freunde wusste, was zwischenzeitlich fürchterliches hier geschehen war.
Als sie aus der Dusche trat, wusste sie genau was sie als nächstes tun würde.

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt