Kapitel 20

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Die Vögel begannen bereits ihr Lied für den nahenden Abend, als Valerie die letzten Utensilien für die Bannung des Elementargeistes in ihren Rucksack und ihre restlichen Sachen in die Taschen packte. Als sie schließlich das Zimmer verließ, flüsterte ihr eine innere Stimme zu, sie würde es wohl nie wieder sehen.
Hier hatte sie sich wenigstens wenige Tage fast wieder so geborgen, wie zu Hause gefühlt.
Nun musste sie auch dies wieder verlassen.

Mit einem Gemisch aus Wehmut und Tatendrang stieg sie die schmale Treppe herunter.
Sie hatte damit gerechnet, dass Constantin dort auf sie warten würde, aber der Treppenabsatz war leer.
Enttäuscht ging sie den verlassenen Flur entlang in Richtung Eingangstür.
Davor machte sie kurz halt, um einen flüchtigen Blick durch die offene Tür in das angrenzende Wohnzimmer zu werfen.
Doch auch dort war ihr Mentor nicht zu sehen.

Sie verließ allein das alte Haus.
Ihre Motorradstiefel erzeugten bei jedem Schritt über die hölzerne Veranda ein knarrendes Geräusch.
An deren Ende angelangt, blieb sie kurz stehen und versuchte sich alles bis ins Detail einzuprägen, bevor sie die Stufen hinab stieg.
Die untergehende Sonne warf lange Schatten der Apfelbäume auf die Auffahrt vor dem Haus.
Der weiße Lattenzaun erstrahlte dadurch in einem hellem Rot.
Es lag etwas ruhiges, friedliches in dieser Szenerie.
Aber auch etwas unheilverkündendes, dass Valerie kurz frösteln ließ, obwohl es immer noch sehr warm war.

Ihr Motorrad hatte sie in der angrenzenden Scheune untergestellt.
Doch auch auf dem langen, staubigen Weg dorthin, an einer alten Trauerweide und dem allgegenwärtigen weißen Zaun vorbei, war nichts von ihrem Lehrer zu sehen.
Das große Tor der Scheune lag bereits im Zwielicht des endenden Tages, als sie es langsam öffnete.
Im Inneren stand ihr geliebtes schwarzes Motorrad.
Es war nicht zu übersehen, denn durch ein kleines Fenster im oberen Teil der Scheune viel das verblassende Licht der Sonne direkt auf die Maschine.
Der Rest verschwand in der Dunkelheit.
Staub tanzte im letzten Lichtstrahl und gab der ganzen Szene etwas verspieltes, trotz seiner Vergänglichkeit.
Doch diese Schönheit des Augenblicks erkannte Valerie nicht.
Sie war ganz fokussiert auf die Aufgabe, die vor ihr lag.
Laut C. B. würde es schon schwer genug werden.
Aber sollte sie es nicht schaffen, sich genug zu konzentrieren und sollte ihre Kraft nicht ausreichen, was durchaus möglich war, würden sie es vielleicht beide nicht schaffen.
Weder sie noch Dean.
Für ihren Geschmack waren das zwar etwas zu viele Variablen, aber es war die erfolgversprechendste Methode, die sie in der kurzen Zeit gefunden hatten.

So ihren Gedanken nachhängend, befestigte sie die Taschen am Heck des Motorrades und schnallte sich den Rucksack um.
Weil sie mit dem Rücken zum Eingang stand, bemerkte sie nicht, dass eine Gestalt geräuschlos die Scheune betreten hatte.
Erst als sie deren Schatten sah, drehte sie sich erschrocken um.
Sie sah direkt in die traurigen Augen Ihres Mentors.

„Bist du wirklich sicher, dass du das tun willst?", fragte er sie ernst.

Valerie sah ihn nur stumm an.

„Du hast Recht! Ich sollte wissen, dass ich dich nicht mehr umstimmen kann. Aber wenn dieser Jäger gerettet ist, musst du unbedingt wieder zurückkommen."

Wie immer betonte er das Worte „Jäger" äußerst abfällig.
„Du musst noch viel lernen. Sehr viel!"
Er drückte ihr eine alte Münze in die Hand.
„Dies ist eine direkte Verbindung zu mir. Ich hatte ja leider keine Möglichkeit mehr, dich die Kommunikation per Telepathie zu lehren. Dies ist zwar kein vollwertiger Ersatz und es wird auch nur ein einziges Mal funktionieren, aber ich denke, es ist besser als nichts."

Valerie besah sich die unscheinbare Münze näher.
Es war ein Legionsdenar aus den Zeiten Mark Antons und somit fast 1.000 Jahre alt.
Für sie war es aber nur eine sehr alte Münze, der man die Besonderheit nicht an sah.
Das war wahrscheinlich auch Constantins Absicht gewesen, damit niemand darauf aufmerksam wurde, vor dem es besser geheim gehalten bliebe.

„Wie funktioniert sie?"

„Du musst sie nur in der Hand halten und dich auf mich konzentrieren. Aber wie bereits erwähnt hast du nur einen Versuch. Also überlege dir gut, wann du sie einsetzt."

Valerie nickte und steckte die Münze in eine Tasche ihrer Jacke.
„Ich denke ... ich muss jetzt los, C.B."

„Nur noch eins, Valerie!
Du darfst nie an dir Zweifeln. Unsicherheit und Selbstzweifel sind deine größten Gegner. Hab vertrauen in dein Können, meine Liebe, und wenn es sein muss, dann hör auf deine Intuition."

Daraufhin tat Constantin etwas für ihn nicht alltägliches.
Er reichte ihr die Hand zum Abschied.

Valerie erwiderte diese Geste, die allerdings einen bitteren Nachgeschmack in ihr hinterließ.
Danach schloss sie ihre Jacke, setze sich einen der kleinen Kopfhörer ihres MP-3 Players ins Ohr, den Helm auf, zog sich die Handschuhe an und saß auf.

Ein Dreh am Zündschlüssel erweckte den Motor ihrer Maschine zum Leben.
Sie nickte noch einmal ihrem Lehrer zu, bevor sie Gas gab und die Reifen die trockene Erde aufwirbelten als sie aus der Scheune fuhr.

Diesmal begleitete sie ein moderners Lied von ihrem MP-3 Player auf ihren ersten Metern durch die hereinbrechende Nacht: „Iridescent" von Linkin Park war ihr erster Weggefährte auf einer Reise in eine bestenfalls unbekannte und schlimmstenfalls gefährliche Zukunft.

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt