Kapitel 8

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An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Lesern für ihr Interesse bedanken.
Ich hoffe die Story gefällt euch.

Viel Spaß beim weiter lesen.

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VIII


Bobby hatte es sich an der großen Werkbank im Keller der Hütte gemütlich gemacht.
Es war das Einzige was man noch im weitesten Sinne als Tisch bezeichnen konnte. Dort bewahrte er weitere Kopien seiner Bücher und auch noch einige handschriftliche Notizen anderer Jäger auf.
Unter anderem auch noch von ein paar Unterlagen John Winchester's, Sam und Dean's Vater, von denen die beiden nie etwas erfahren durften. Er hatte Bobby damals schwören lassen den Jungs kein einziges Wort davon zu erzählen, was in diesen Unterlagen stand.

Diese Aufzeichnungen handelten von einer Jagd in Europa, auf deren Ausgang - wenn auch für ihn erfolgreich - John alles andere als Stolz war.
John hatte seine Erlebnisse nur fragmentarisch für die Nachwelt festgehalten.
Das Meiste hatte er Bobby ausschließlich mündlich überliefert.

Er schloss die Augen, damit er sich besser an alle Einzelheiten erinnerte. Jedes Detail konnte jetzt wichtig sein.
Von einem Jäger in Tucson erfuhr John damals, dass es in Frankreich eine sehr mächtige Hexe geben solle.
Eben diese Hexe sei wahrscheinlich in der Lage ihm zu sagen, wo der gelbäugige Dämon zu finden sei und wie man ihn töten könne.
Mehr musste man damals John nicht in Aussicht stellen, damit er sich unverzüglich auf den Weg nach Europa machte.
Er ließ seine beiden jungen Söhne in Bobby's Obhut zurück.
Das alles aber eine Falschinformation war, stellte sich erst später heraus.
In Frankreich angekommen, machte er sich sofort mit den ihm vorliegenden Informationen auf die Suche nach dieser Hexe.
Im Laufe seiner Ermittlungen erfuhr er, dass diese Hexe nicht nur sehr mächtig war, sondern auch in den Diensten eines hochrangigen Dämons stand.
Etwa des Gelbäugigen?
Je mehr er über diese Frau herausfand, desto klarer war ihm geworden, dass sie nur ein Teil von etwas größerem war.
Alle niederen Dämonen, die er nach dieser Hexe befragte, gaben ausweichende Antworten, so als ob sie unbändige Angst hätten.
Nach einigen Wochen der ergebnislosen Suche, als er schon fast wieder nach Hause fliegen wollte, erwischte er einen Vampir, der etwas gesprächiger war.
Dieser erzählte ihm, dass die Hexe einem sehr alten und gefürchteten Dämon diene.
Sie beschütze und versorge ein Kind, ein kleines Mädchen, bis dieses Kind eines Tages selbst mächtig genug werden würde, um für die Dämonen den endgültigen Sieg über das Gute zu erringen und die gesamte Menschheit in Finsternis zu stürzen.
Zuerst konnte er nicht glauben, wie ein Kind eine Gefahr für die Menschheit darstellen sollte, aber es ließ ihn dennoch nicht los.
Also grub er weiter und bekam schließlich die Adresse eines alten wunderlichen Priesters in die Hände, der angeblich alles über diesen Plan wisse.
Tatsächlich wusste dieser nur wenig mehr, aber dies reichte John Winchester aus, um ihm das Blut in den Andern gefrieren zu lassen.
Das Kind war das Ergebnis einer lang geplanten Verbindung zweier mächtiger nicht menschlicher Blutlinien sein.
Mit der ihr innewohnenden, außergewöhnlichen Kraft sollte es später dem Dämon zu Diensten sein, damit dieser sein grausiges Werk vollenden könne.
Genau mit diesen Worten hatte er es auch an Bobby weiter gegeben .
John überlegte damals lang, ob er diesem Mann wirklich glauben sollte.
Der Alte machte in seiner Verworrenheit nicht gerade einen besonders glaubwürdigen Eindruck, aber die Dokumente, die er vorlegte - auch wenn diese nur rudimentäre Informationen enthielten - sprachen für sich.
John war bei seinem Besuch trotz allem unumwunden klar geworden, dass er es nicht auf sich beruhen lassen konnte.
Er durfte sich nicht einfach umdrehen und gehen.
Wie viele Menschen würden sterben, wenn er nichts unternahm?
Nach all seinen Bedenken, dem für und wieder, stand dann endlich die Entscheidung, die er treffen musste, klar und deutlich vor ihm.
Wie ein einsames Licht in dunkler Nacht.
Das Kind musste sterben, bevor es seine volle Macht entfalten konnte, was, laut des alten Priesters, mit dem erreichen des 16. Lebensjahres geschah.
Danach konnte angeblich kein Sterblicher es mehr aufhalten.
Als er diesen Entschluss fasste, wie schwer es ihm auch immer fiel, machte er sich unverzüglich an dessen Umsetzung.
Er hoffte nur, dass seine Söhne dies nie erfahren würden.
Er würde allein mit dieser Bürde weiter leben müssen.
Wenige Tage später hatte er die Hexe und das kleine Mädchen ausfindig gemacht.
Sie bewohnten ein Haus an der Küste von Bordeaux.
Über mehrer Tage beobachtete er das Haus und folgte den beiden unauffällig, sobald sie es verließen. Natürlich trug er dabei immer einen Hexenbeutel bei sich, um einer Entdeckung zu entgehen.
Er bemerkte, dass das Kind alle zwei Tage von einer Nachbarin von der Schule nach Hause gefahren wurde und nicht von der Hexe selbst.
Der Weg von der Schule bis nach Hause war eine Autofahrt von ungefähr dreißig Minuten.
Das war eine perfekte Möglichkeit, das Kind ohne den Schutz der mächtigen Hexe zu erwischen.
Er entschloss sich, den Wagen der Nachbarin bei der nächsten Fahrt nach Hause abzudrängen und dem Schrecken ein Ende zu setzen.
Von dem Priester erhielt er dafür einen alten Dolch, aus Olivenholz gefertigt, der mit seltsamen Zeichen verziert war.
Dieser Dolch in das Herz des Kindes gestochen, würde es erlösen, dessen Seele in den Himmel auffahren und die Blutlinien für immer erlöschen lassen.
So hatte es der Alte wenigstens erzählt.

John hatte sich für das Vorhaben einen verregneten, grauer April Tag ausgesucht.
Ein stürmischer Wind peitschte von der Küste herein und trug salziges Wasser bis tief ins Landesinnere.
Er wartete in einem großem Geländewagen, den er „ausgeliehen" hatte, hinter einer der zahlreichen Kurven auf der Strecke, bis endlich der ersehnte Wagen vorbei fuhr.
John gab Gas.
Die Räder drehten im Matsch des durchweichten Feldes durch.
Trotz dieser Verzögerung war er nach wenigen Minuten wieder an den kleinen Wagen heran gefahren.
Er touchierte ihn hinten rechts.
Der kleine, alte Renault 5 hatte dem großen Land Rover One Ten nichts entgegen zu setzen.
Der Kleinwagen kam ins Schlingern.
Die Fahrerin konnte den kleinen Wagen nicht mehr abfangen, so dass er sich drehte und von der Straße abkam.
Das Auto überschlug sich mehrmals und blieb auf einem nahen Feld auf der Seite liegen.
John parkte den Land Rover direkt daneben und stieg zügig aus.
Er musste alles so schnell wie möglich erledigen.
Jede Minute konnte ein anderes Fahrzeug vorbei kommen.
An dem verunglückten Renault angekommen, sah er, dass die Fahrerin nicht angeschnallt gewesen war und den Unfall nicht überlebt hatte.
Das Kind befand sich noch immer angeschnallt auf dem Rücksitz und war bewusstlos.
Es mochte vielleicht zehn oder elf Jahre alt sein.
Ihr blondes, langes Haar umrahmte das blasse Gesicht. Sie sah aus wie ein Engel.
Er konnte kaum glauben, was in einigen Jahren aus ihr werden würde.
John war Gott unendlich dankbar, dass das Mädchen nicht bewusst erleben würde, was er gleich tun musste.
Schweren Herzens holte er den Dolch aus seiner Jackentasche. Zweifel stiegen noch einmal in ihm auf.
Aber erdrängte sie beiseite und nach kurzem Zögern, stieß er ihr das tödliche Holz direkt ins Herz.
Der kleine Körper zuckte einmal und sackte dann in sich zusammen.
Durch diese Bewegung sah er, dass noch ein Amulett um den Hals des Kindes hing.
In diesem Augenblick maß dem aber keine große Bedeutung bei.
Das Kind war tot, die Bedrohung abgewendet.

Als er Tage später wieder in den Staaten war, zeichnete er dieses Amulett und legte es zu seinen geheimen Aufzeichnungen, die nur für Bobbys Augen bestimmt waren.
Eben diese Zeichnung hielt Bobby jetzt in den Händen und legte Valerie's Amulett darüber.

Es war keine einzige Abweichung zu sehen!
Es war genau das Schmuckstück, dass John vor so vielen Jahren schon einmal gesehen und aus dem Gedächtnis gezeichnet hatte.
War die Junge Frau oben in der Hütte etwa das Mädchen aus dem Renault, das sein Freund angeblich getötet hatte?
Da John zu Anfang seiner Karriere als Jäger in Frankreich war, musste sie jetzt etwa Ende 30 sein, aber die Junge Frau schien kaum älter als Anfang 20 zu sein.
Wenn sie es aber dennoch sein sollte, stellten sich gleich mehrere Fragen.
Wie hatte sie das überhaupt überlebt?
Warum waren die Dämonen hinter ihr her und beschützten sie nicht?
Wo doch die Hexe angeblich für einen Dämon gearbeitet hatte.
Sie war jetzt deutlich älter als 16 Jahre und hatte anscheinend keine übernatürlichen Kräfte entwickelt, jedenfalls keine nennenswerten.
Aber warum?
Wenn sich ihre Kräfte doch noch entwickelten - oder hatte sie diese vielleicht bis jetzt nur geschickt vor ihnen verborgenen - konnten sie sich vor ihr schützen oder sie gar unschädlich machen?
Und warum hatte sich ein Hexenmeister in ihrer Begleitung befunden, von dem sie angeblich nichts gewusst hatte?

Egal wie die Antworten auf diese Fragen lauten würden, er musste seine Erkenntnisse den beiden Brüdern mitteilen, aber sich vor allem davor hüten voreilige Schlüsse zu ziehen!
Es war ja immerhin auch noch möglich, dass das Mädchen ein unschuldiges Opfer der Umstände war und wirklich nichts wusste.
Er durfte John's Söhnen aber auch nicht zuviel von seinem Wissen preisgeben.
Das Geheimnis seines toten Freundes musste gewahrt bleiben!
Es schmerzte ihn, Sam und Dean zu belügen, aber es war notwendig.
Er musste die richtige Balance zwischen unbedingt notwendigen Information und dem Auslassen von Tatsachen finden.
Es würde schwer werden, aber wer um alles in der Welt hatte das Gerücht in die Welt gesetzt, dass das Leben einfach sei?

***

Bobby versteckte die persönlichen Aufzeichnungen John Winchester's wieder in dem Geheimfach.
Er hatte diesen geräumigen Hohlraum hinter einem losen Ziegelstein in der Wand, vor nicht allzu langer Zeit, zufällig hinter einem Regal mit alten Einmachgläsern entdeckt.
Dort hatte er auch noch einige von Rufus Büchern gefunden, die er gesucht hatte.
Dies war das perfekte Versteck.
So neugierig die Jungs auch manchmal waren, hinter Einmachgläsern würden sie nie nach etwas wichtigem suchen.

Nun, da er die Gewissheit hatte, dass ihm das Schmuckstück wirklich bekannt vorkam, machte er sich mit Hilfe seiner Dokumente auf die Suche nach der Bedeutung des Amuletts.
Er hatte schon alle seine Unterlagen durchgearbeitet und keine Hoffnung mehr, dort etwas zu finden.
Nun nahm er sich Rufus Bücher vor. Vor Kurzem hatte er doch noch einige davon hier unten im Keller gefunden.
Vielleicht fand er ja dort noch etwas.

Er erhob sich von dem kleinen Schemel, auf dem er an der Werkbank gesessen hatte und ging zu einem vermeintlichen Werkzeugschrank an der Wand gegenüber.
In diesem unscheinbaren Schrank lagerten die ältesten Bücher, die Rufus je besessen hatte.
Sorgfältig verpackt, hatte er sie in dem verborgenen Fach für die Nachwelt aufbewahrt.
Er nahm alle Bücher aus dem Schrank, trug sie an die Werkbank und setze sich wieder auf den schmalen Schemel.
Hoffentlich konnte er hier etwas brauchbares finden.

Es dauerte tatsächlich nicht lange und er stieß in einem der ältesten Bücher auf einen Hinweis.
Es war ein einzelnes Blatt, halb vergilbt und mit einem fast nicht mehr lesbaren, altgriechischem Text beschrieben, lag darin.
Fast so als hätte es jemandem nur als Lesezeichen gedient.
Nach einer Weile hatte er den Großteil des Textes darauf übersetzt.
Jedenfalls den, den man noch lesen konnte.
Das Amulett war demnach etwas ganz besonders. Eine Art Werkzeug der hohen Hexenkunst.
Man konnte dieser Art von Amulett eine ganz bestimmte Aufgabe zuordnen.
Oder man konnte in ihm Wissen und Kraft einlagern, die der Träger nach belieben abrufen konnte, bis die Macht des Anhängers erschöpft war.
Danach konnte eine Hexe es wieder aufladen.
Solch ein Amulett konnten allerdings nur wenige Hexen erschaffen.
Dafür bedarf es einiger äußerst bizarren Zutaten und sehr, sehr viel Macht.
Normale Menschen, auf die das Amulett nicht abgestimmt war, konnten es nicht berühren, ohne eine Art elektrischen Schlag zu bekommen.
Was sehr eigenartig war, denn Sam und Dean hatten beide dieses Amulett ohne Schwierigkeiten anfassen können.
Dafür hatte es sich laut Dean auf Valeries Haut eingebrannt.
Wobei diese Wunde anscheinend nun komplett verschwunden war.

Je mehr Bobby über die ganze Sache nachdachte, desto mehr tendierte er dazu, in Valerie doch das Mädchen aus John's Erzählung zu sehen, welches die Hexe mit diesem Amulett beschützen wollte.
Er erinnerte sich an Sam's Schilderungen des Kampfes, wie er sich noch gewundert hatte, dass die Kleine sich wie ein Profi bewegt hatte und so gut mit dem Messer umzugehen wusste, wie ein routinierter Jäger.
Das Messer!, durchfuhr es ihn.
Das hatte er ja ganz vergessen.
Sie dachten immer, es gäbe außer den Engelschwertern nur ein Messer, das Dämonen töten konnte.
Ruby's Messer.
Jetzt war da aber jemand, der etwas hatte, dass ganz danach aussah, als sei es eine Kreuzung aus beidem.
Das Ganze wurde immer rätselhafter.
Er musste sich dieses Messer unbedingt ansehen.
Und er musste dringend mit den Jungs allein sprechen.
Er war sich sicher, wenn diese Valerie tatsächlich das Kind von damals war, was allerdings noch zu beweisen war, schwebten sie alle drei in höchster Gefahr.
Nicht nur, dass die Dämonen wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach ihr waren - an Ärger mit Dämonen waren sie ja gewöhnt - aber sollte es wirklich das tot geglaubte Mädchen von damals sein, war sie möglicherweise sogar noch gefährlicher für die gesamte Menschheit als die Leviathane.
Ob sie sich dessen nun bewusst war oder nicht.

Entschlossen machte er sich auf den Weg die Kellertreppe rauf, aber nicht ohne vorher ein Silbermesser griffbereit zu haben.
Er wusste zwar nicht, ob das etwas nutzen würde, aber er würde es versuchen, wenn es nötig wurde.
Er hoffte sehr, er würde es nicht zum Einsatz kommen müssen, da er die Kleine schon vom ersten Augenblick an ins Herz geschlossen hatte.
Sie erinnerte ihn an seine Frau Karen, als sie noch jünger war.
Aber Familie geht nun mal vor und er sah Sam und Dean als Familie an.

Die einzige, die er noch hatte.

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Was meint ihr.
Ist die junge Frau das Mädchen von damals, das John ermordet hat?

Oder ist sie nur zufällig in den Besitz des Amuletts gelangt?


Aber wenn sie es ist, auf welcher Seite steht sie und wird sie zu einer Gefahr werden?


Wie immer freue ich mich auch über Kommentare oder Anregungen jeder Art.

LG & Bis später

eure JaneAdams146

SeelenFeuer - The Beginning || Supernatural FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt